Hintergrund II Julis-Kühn-Institut

06.09.2021 UPDATE: 06.09.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden

Seit 50 Jahren in Dossenheim zu Hause

100-jähriges Bestehen, davon 50 Jahre am Standort Dossenheim: Das Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau feiert in diesem Jahr gleich ein doppeltes Jubiläum. Die RNZ gibt einen Überblick über die Historie eines von 17 Fachinstituten des Julius Kühn-Instituts (JKI):

> 1921: Missernten in Folge des Ersten Weltkrieges prägen die frühen Jahre der Weimarer Republik. Am 9. April 1921 wird das Forschungsinstitut für Obstschädlinge im niedersächsischen Stade als Zweigstelle der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BRA) in Berlin gegründet. Wenige Tage vor dem Pflanzenschutzinstitut im Obstbau wird am 1. April eines für den Weinbau an der Mosel gegründet – die Vorgängereinrichtungen des heutigen JKI.

> 1941: Das Institut schlägt in der Region rund um Heidelberg auf: "Zur Bearbeitung von Schaderregern in einem anderen klimatischen Raum" zieht das BRA im Dezember 1941 als Zweigstelle Heidelberg nach Wiesloch. Dorthin übrigens auf einen Teil des Geländes des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN) und nur vorübergehend bis 1949, weil in der Universitätsstadt noch kein Gebäude verfügbar war, wie der heutige Institutsleiter Wilhelm Jelkmann erklärt. In Neuenheim entsteht ein Versuchsfeld von fünf Hektar Größe und als neue Aufgabe ist die Einrichtung fortan an der amtlichen Prüfung von Pflanzenschutzmitteln beteiligt.

>1945-1969: Es kommt immer wieder zu neuen Namen, Aufgaben und Zuständigkeiten: Bis 1947 firmiert das Institut als Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft und Pflanzenschutzamt, dann bis 1949 als biologische Zentralanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Institut für Obst- und Gemüsebau und von 1950 an als Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA). Fortan ist Heidelberg Sitz des Instituts, das bis 1958 den Obstbau und von 1959 an Obstkrankheiten als Betätigungsfeld in seinem Namen trägt.

> 1970/71: Die Universität Heidelberg expandiert, ihr Flächenbedarf im Neuenheimer Feld wächst – mit Folgen für das BBA. Das Institut wandert ein paar Kilometer weiter gen Norden und wird in Dossenheim nahe der Autobahn A 5 und des Weilers Schwabenheimerhof angesiedelt.

> 1977-2007: Es erfolgt – mal wieder – eine Namensänderung: Aus dem Institut für Obstkrankheiten wird 1977 das Institut für Pflanzenschutz im Obstbau.

> 2008 bis 2021: Das Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gründet 2008 das Julius Kühn-Institut (JKI), benannt nach dem deutschen Agrarwissenschaftler. Im Zuge dessen fusionieren Obst- und Weinbau zu einem von Dossenheim aus geleiteten Institut. Dort werden 24 Hektar Versuchsfläche zum Obstbau bewirtschaftet, ergänzt durch eine zwei Hektar große Apfelanlage für Versuche gegen den Feuerbranderreger in Kirschgartshausen, einem zu Mannheim-Sandhofen gehörenden Weiler. Im pfälzischen Siebeldingen bei Landau stehen dem Institut sechs Hektar Reben und in Bernkastel-Kues an der Mosel 1,5 Hektar für Steillagen des Weinbaus zur Verfügung.

> Heute: Der Neubau in Dossenheim wird nach acht Jahren Planungs- und vier Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Zu dem Bereich Obstbau soll das Institut für Biologischen Pflanzenschutz hinzukommen, dessen Umzug im Jahr 2022 ansteht.