Heidelberg

Wer war eigentlich Patrick Henry?

Von 1736 bis 1799 lebte der Gouvernour von Virgina und kämpfte für die amerikansiche Unabhängigkeit

09.01.2018 UPDATE: 09.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 11 Sekunden

Patrick Henry auf einem Gemälde.

Patrick Henry Village (PHV) wurde ab 1954 binnen zweier Jahre erbaut. In der knapp 100 Hektar großen Siedlung im Südwesten der Stadt lebten Angehörige des US-Militärs, die in Heidelberg und der Region stationiert waren, mit ihren Familien. Die bis zu 18.000 Bewohner hatten in der "US-Kleinstadt" alles, was sie brauchten: Kino, Bowlingcenter, Läden, Kirche, Post, Skatepark, Minigolfplatz, Zahnarzt, - und einen Burger King. An den Häusern hingen US-Flaggen, an den Garagen Basketballkörbe. Nur eines war anders als in den USA: In PHV durfte man schon ab 18 Jahren Bier trinken, nicht erst ab 21. Als die US-Armee Heidelberg verließ, zogen im September 2013 auch die letzten Bewohner aus PHV aus. Gut ein Jahr später kamen neue: Im Winter 2014 zogen 900 Flüchtlinge in ein schnell aufgebautes Notquartier. Nach und nach wurde ein Teil von PHV zum Registrierzentrum des Landes Baden-Württemberg ausgebaut. Die Vereinbarung von Stadt und Land läuft bis 31. April 2018 - dann muss das Land die Fläche räumen.

Patrick Henry (1736-1799) kämpfte für die amerikanische Unabhängigkeit und war als Gouverneur von Virgina einer der Gründerväter der USA. Berühmt wurde ein Satz seiner Rede am 23. März 1775: "Give me liberty, or give me death!" ("Gebt mir Freiheit oder gebt mir den Tod!"). Später bekämpfte er als Antiföderalist die Verfassung. Zwar sprach Henry sich gegen die Sklaverei aus, war als Miteigentümer einer großen Plantage aber selbst Sklavenhalter. Während die "Bürger für Heidelberg" auch deshalb PHV umbenennen möchten, gibt der renommierte Heidelberger Historiker Prof. Manfred Berg zu bedenken: "Sie finden in der amerikanischen Gründerzeit niemanden, dessen Vorstellungen unseren heutigen Vorstellungen von Gleichheit entsprechen." Auch Jefferson sei Sklavenhalter gewesen - und habe die Sklaverei zugleich als "notwendiges Übel" gesehen, das noch eine Zeit lang ökonomisch notwendig sei. "George Washington ließ seine Sklaven immerhin testamentarisch frei." Berg bezweifelt, ob es sinnvoll ist, "die geschichtspolitischen Debatten der Amerikaner zu importieren". rie

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