Grob fahrlässig und respektlos

10.12.2021 UPDATE: 10.12.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 17 Sekunden

Grob fahrlässig und respektlos

Noemi Girgla zum Umgang der Politik mit der Gastronomie

Das Verhalten der Landesregierung gegenüber der Gastronomie kann man mit wenigen Worten beschreiben: grob fahrlässig und respektlos. Da kämpfen kleine und mittelständische Unternehmen nun seit fast zwei Jahren um ihre Existenz, gelten nicht als Treiber der Pandemie, und doch werden regelmäßig neue Bestimmungen auf gerade ihrem Rücken ausgetragen. Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit drängt sich auf.

"Man kann nicht planen", sagt Hans-Georg Thielecke. Nur scheint noch nicht überall angekommen zu sein, wie akribisch gerade in der Gastronomie geplant werden muss, um qualitative Standards halten zu können. Personal muss eingeteilt, Bestellungen müssen getätigt werden. Gerade im Gastgewerbe geht das nicht von jetzt auf gleich – im Gegensatz zu der Corona-Verordnungen vom zweiten Adventswochenende.

Keine zwölf Stunden Vorlaufzeit hat man den Menschen gelassen, sich auf die neuen Regeln einzustellen. Eben jenen Menschen, die erst sieben Monate in Kurzarbeit waren und dann im Sommer an ihre körperlichen wie physischen Grenzen gingen, um uns ein bisschen Normalität zu ermöglichen. Den Menschen, die für uns arbeiten, wenn wir einen schönen Abend verbringen wollen, deren Beruf oft ihre Berufung ist und die viel dafür opfern. Ihnen das so zu vergelten, war respektlos. Kurz darauf wurden die Regeln zwar schnell "weicher" – doch viel zu spät. Da waren die Stornierungen schon eingegangen und kaum noch Corona-Schnelltests zu beschaffen.

Auch wenn der wirtschaftlich angerichtete Schaden gewiss nicht mutwillig war, er ist entstanden. Teils in hohem Maße – das war grob fahrlässig. Übrigens unmittelbar nachdem die Soforthilfen von bis zu 30.000 Euro zurückgefordert wurden. Geld, das zu einem gewissen Teil an einem der für gewöhnlich umsatzstärksten Tage des Jahres hätte erwirtschaftet werden können. Diese Möglichkeit hat man den Gastronomen genommen. Die Forderung nach der Rückzahlung bleibt – das wiederum ist unverschämt. Wut und Frust der Betroffenen sind nur allzu verständlich. Besonders, da sie sich einmal mehr mit der eigenen Machtlosigkeit konfrontiert sehen – und sich die Frage nach ihrer gesellschaftlichen Position stellen.