Gegen Bochum wieder unter Druck
Die Entwicklung war vor der Länderspielpause positiv, die Punkteausbeute in der Bundesliga ist aber weiter mau. Das weiß auch Trainer Matarazzo.

Von Nikolas Beck
Zuzenhausen. Als Pellegrino Matarazzo Peter Zeidler kennenlernte, war der Trainer der TSG Hoffenheim an einer persönlichen Weggabelung angekommen. "Das war in einer Phase in meinem Leben, in der ich ernsthaft darüber nachgedacht hatte, in die USA zurückzukehren", erinnerte sich Matarazzo während der Pressekonferenz am Freitagvormittag.
Der große Durchbruch war dem damals bereits 29-jährige Italoamerikaner bei seinen Stationen in der Ober- und Regionalliga bei Bad Kreuznach, Wehen, Münster und Wattenscheid nicht gelungen: "Dann habe ich das Angebot vom 1. FC Nürnberg mit Trainer Peter Zeidler bekommen und die Möglichkeit, währenddessen auch meine Trainerlizenz zu machen."
22 Partien in der Oberliga Bayern absolvierte Rino in der Saison 2006/2007 unter Zeidler, der später auch unter Ralf Rangnick Co-Trainer in Hoffenheim werden sollte – und von dessen Übungen ihm vor allem eine in Erinnerung geblieben ist: "Das war das erste Mal, dass ich Offensivabläufe ohne Gegenspieler trainieren durfte, im Elf-gegen-Null", schmunzelte Matarazzo.
Beim Wiedersehen der beiden in "Hoffes" Heimspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) dürfte es mehr Gegenwehr geben. Denn mit Zeidlers VfL Bochum empfängt "Hoffe" auf Rang 16 das bislang noch sieglose Tabellen-Schlusslicht in der PreZero-Arena. Mehr Kellerduell geht kaum. Beide Teams und deren Trainer sind zum Siegen verdammt. "Es ist klar, dass ein intensives Spiel auf uns wartet. Und es liegt an uns, diese Intensität anzunehmen bzw. selbst zu versprühen", will Matarazzo seine Elf kämpfen sehen.
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Auch für ihn. Der 46-Jährige weiß, dass ihn ausschließlich die tadellose Einstellung und Leidenschaft seiner Schützlinge beim 1:1 vor der Länderspielpause beim VfB Stuttgart vor einer Freistellung bewahrt haben dürfte. Bis zur allerletzten Szene, in der neunten Minute der Nachspielzeit, durfte "Hoffe" auf einen Auswärtscoup hoffen, kassierte dann aber in der Folge eines Elfmeters den bitteren Ausgleich.
Darum räumt Matarazzo ein: "Das hat punktemäßig nicht gereicht, um in eine ruhige Tabellenregion zu kommen. Das heißt, wir brauchen Punkte." Mit diesem Druck könne seine Elf umgehen, glaubt er. "Die Siege kommen", hatte Matarazzo vor der Länderspielpause prophezeit. "Da sind ein paar Spiele dabei, die man gewinnt. Und dann kommt man auch ins Rollen – da bin ich mir sicher."
Ob seine Schützlinge mit ähnlichem Selbstverständnis in die Partie gehen werden? Nicht nur mit Bochum (vgl. Vor dem Spiel), sondern beinahe traditionell tut sich der Dorfklub mit vermeintlichen Außenseitern schwer. Auch schon vor Matarazzos Amtszeit war immer wieder zu beobachten, dass es den Kraichgau-Kickern gegen spielstarke Gegner wie zuletzt dem VfB um ein vielfaches leichter fällt, selbst zu kratzen, zu beißen und sprichwörtlich Gras zu fressen.
Zum Personal: Die beiden tschechischen Außenverteidiger Pavel Kaderabek und David Jurasek fallen mit muskulären Problemen aus. Stanley Nsoki ist nach seiner folgenschweren Roten Karte gegen Bremen, nach der aus einem 3:0-Vorsprung in Unterzahl eine 3:4-Niederlage wurde, weiterhin gesperrt. Der zuletzt suspendierte Mergim Berisha ist seit Donnerstag wieder bei der Mannschaft. "Er hat die Zeit genutzt, um zu reflektieren und den richtigen Weg einzuschlagen, auch Richtung Mannschaft", sagte Matarazzo. Allzu viel wollte er zu den Umständen der Begnadigung aber nicht verraten. "Es gab mehrere Gespräche. Mal zu zweit, mal zu dritt. Dann auch mal so eine versteckte Botschaft hinten rum", so Rino. Zwischen den Zeilen klang’s eher nach einer Art Burgfrieden. Wie lange dieser hält und ob Berisha schon gegen Bochum wieder im Kader sein darf? Fraglich.
Ungeachtet dessen präsentierte sich der TSG-Trainer nach der fast 14-tägigen Spielpause gut gelaunt und erholt: Joggen, mit dem Hund spazieren gehen und Pilzsuche im Lingentaler Wald standen zuletzt auf dem Programm. Und ansonsten habe er "eine Art Pflegedienst" verrichtet. Gattin Daniela und Sohn Leopoldo waren krank – und Rino durfte fleißig Hühnersuppe zubereiten.
An diesem Samstag geht es nun also darum, welcher Bundesliga-"Pflegefall" sich auf den Weg der Besserung macht. Siege bleiben die beste Medizin für angeschlagene Teams und deren Trainer.
Ob auch das Wiedersehen mit Peter Zeidler den weiteren Weg von Pellegrino Matarazzo entscheidend beeinflussen wird?
Update: Freitag, 18. Oktober 2024, 18.52 Uhr