Wie spielten Stanislawskis "Null-Bock"-Kicker wirklich?
Vor der Partie gegen Augsburg hatte der Tainer sich Obasi und Sigurdsson medial vorgenommen

Vor der Partie gegen Augsburg hatte der Tainer sich Obasi und Sigurdsson medial vorgenommen
Es sollte ein Befreiungsschlag werden und wurde aber zum Bumerang. Am Samstag um 16.45 stöhnten nicht wenige im Stadion auf, als der Name "Obasi" auf der Anzeigentafel flimmerte. Obasi hatte für Schalke gerade das 1:1 erzielt. Am Morgen vor der Partie gegen den FC Augsburg, rechnete Trainer Holger Stanislawski noch mit seinen ehemaligen Spielern ab. Stanislawski behauptete in der "Bild"-Zeitung: "Wir haben Obasi und Sigurdsson abgegeben, weil sie einfach keinen Bock mehr hatten, bei uns zu spielen. Das haben sie uns über ihre Berater ausrichten lassen."
Warum die Profis im letzten halben Jahr die Lust verloren, für die TSG aufzulaufen, behielt der Trainer allerdings lieber für sich. Fest steht nach diesem Wochenende nur, dass sie die Lust am Fußball andernorts schnell wiederfanden.
Beispiel Sigurdsson: Sigurdsson hielt sich ein halbes Jahr lang mit öffentlichen Äußerungen zurück, war im ersten Bundesligajahr mit neun Toren sensationeller Newcomer, lernte sehr schnell Deutsch und integrierte sich in die Mannschaft. Auch jetzt will sich der Isländer, der für die Rückrunde an Swansea ausgeliehen ist, nicht zur TSG äußern. Sportlich sprechen die Zahlen für sich. Unter seinem neuen und alten Trainer Brendan Rodgers blüht der Sigurdsson auf.
Vier Spiele absolvierte er in der vielleicht besten Liga der Welt, der englischen Premier League. Die Bilanz: ein Tor, drei Vorlagen, unumstrittener Stammspieler. Bizarr: Bei der TSG ein halbes Jahr lang glücklos im Torabschluss, spielt Sigurdsson nun Teams wie Arsenal London und Chelsea an die Wand. In beiden Partien war er der beste Mann des kleinen walisischen Klubs Swansea und half wichtige Punkte zu retten. Am vergangenen Wochenende beim 2:1 Swanseas gegen West Bromwich erzielte er ein Tor selbst und bereitete das 2:1 vor.
Beispiel Obasi: In der Millionentruppe von Schalke 04 mit hochkarätigen Stars wie Farfan, Raúl, Huntelaar, Draxler und Co spielte sich Obasi nach seinem Wechsel sofort in die Startelf und verdrängte nicht ganz unbedeutende Namen wie Farfan und Jurado auf die Bank. Obasi ackerte in der Rückrunde, spielte gegen Stuttgart und Köln schon gut und krönte seinen Start nun gegen Mainz mit einem tollen Solo und einem schlitzohrig erzielten Treffer zum 1:1.
Beispiel Ibisevic: Der Stürmer stand gegen Leverkusen und Mönchengladbach in der Startelf. Er zeigte sich zwar ungewohnt lauffreudig, konnte sich im neuen Team aber bisher noch nicht in Szene setzen. Ein Tor oder eine Vorlage gelang Ibisevic bei den Schwaben noch nicht.
Ist Stanislawskis Forderung, ein Spieler müsse sich aus Liebe zu seinem Verein für das Team aufopfern, in Zeiten, in denen ein Stürmer heute noch das Vereinswappen auf dem Trikot küsst und morgen zu einem anderen Klub transferiert wird, Fußballerromantik oder der eigentliche Weg zum Erfolg? Wird im harten Profigeschäft Bundesliga die viel beschworene Identifikation mit dem Verein nicht über Erfolg hergestellt oder kommt der Erfolg mit der Identifikation zum Verein? Obasi und Sigurdsson jedenfalls feiern eine Leistungsexplosion in ihren aktuellen Leih-Vereinen. Sind sie dadurch"Null-Bock"-Kicker oder ganz normale Profis? Medial gegen 1899 Hoffenheim nachgetreten haben beide jedenfalls nicht. Mit dieser Lust am Fußball hätten sie der TSG in der aktuellen Situation aber sicher weitergeholfen.