Taktik-Check: Die Offensive

Der Blick auf das Offensivspiel der TSG gegen den VfB Stuttgart      

19.10.2011 UPDATE: 19.10.2011 05:37 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Nur Holger Stanislawski wehrte sich

Der Blick auf das Offensivspiel der TSG gegen den VfB Stuttgart

 

 

 

Hochbegabt, hochtalentiert, hochveranlagt, pfeilschnell, technisch brillant - für Hoffenheims Offensive findet man an guten Tagen viele Superlative. Und an diesen werden die meist sehr jungen TSG-Spieler im Angriff von Hoffenheim auch gemessen. Das sorgt in manchen Fällen für Bewunderung, wenn etwa Firmino und Babel die Erwartungen noch übertreffen. Und andererseits für Enttäuschung, wenn die gleichen Spieler ihr Potenzial nicht ausschöpfen.

 

Seit drei Spieltagen hat die TSG kein Tor mehr erzielt. Der "ICE" Babel, wie Trainer Holger Stanislawski Ryan Babel am Saisonanfang nannte, ist ins Stocken geraten, ebenso wie die Tormaschine Sigurdsson und der Zauberer Firmino. Und das, nach einem glänzenden Saisonstart (wenigstens bei Babel und Firmino).

Im Spiel gegen den VfB Stuttgart hat Hoffenheim taktisch einiges richtig gemacht, in den entscheidenden Momenten aber geschlafen. Der Spielaufbau in der eigenen Hälfte war auf die Flügel verlagert worden. Die beiden Außenverteidiger Beck und Braafheid standen extrem hoch in der VfB-Hälfte. Die beiden 6er Williams und Kaiser verlagerten ihr Spiel an die Seitenlinien und standen auf Höhe der eigentlichen Außenverteidiger. Holger Stanislawski wollte damit das Spiel aus der Zentrale auf die Flügel verlagern und dort eine Überzahl schaffen.

Harnik und Okaza mussten sich entscheiden, ob sie mit ihrem Außenverteidiger nach hinten oder die neuen Außen Kaiser und Williams nach vorne verteidigen sollten. So konnten Kaiser oder Williams den Ball meist gut über die Flügel nach vorne tragen. Andererseits wurde der Abstand von Sigurdsson und Firmino zum Mittelfeld dadurch enorm groß. Ein flacher Speilaufbau über die Mitte war kaum möglich. Pässe in die Sturmspitze gab es deshalb fast nicht. Wenn die TSG, wie in der ersten Halbzeit Babel auf Sigurdsson, durch die Mitte spielte, gab es gefährliche Chancen. Doch leider viel zu selten.

Ein weiteres Problem: die Außen. Weder Obasi, noch Ryan Babel nutzten die riesigen Lücken, die der VfB auf den Außenbahnen ließ. Die hinten geschaffene Überzahl nutzten sie vorne nicht aus. Ein einziges Mal überlief der nacheilende Edson Braafheid Ryan Babel auf dem Flügel, war prompt frei und schlug die (ebenfalls) einzige Flanke in den Stuttgarter Strafraum in der ganzen Partie. Ansonsten gab es kaum einen Flankenlauf von Obasi oder Babel bis zur Grundlinie. 

Einerseits konnten die beiden ihre Schnelligkeit so überhaupt nicht gegen Bouhlarouz und Boka ausnutzen, andererseits lauerten in der Mitte mit Firmino und Sigurdsson auch nicht gerade zwei als Kopfballungeheuer geführchtete Flankenabnehmer. Stattdessen versuchten Obasi und Babel immer wieder über die Mitte in Richtung VfB-Tor zu ziehen. Doch darauf war Stuttgart bestens vorbereitet. Neben den beiden Innenverteidigern lauerten zudem die defensiven Kvist und Hajnal, sowie ein Außenverteidiger auf Babel und Obasi. Schussversuche wurden so meist im Keim erstickt. Weil der Ball vertikal von der Seite nach innen kam, war auch ein Pass in den Strafraum nur schwer möglich und kam genau ein einziges Mal durch: in der 92. Minute auf Sven Schipplock.

Neben den Flankenläufen und dem Abstand des 10ers Firmino zu den Aufbauspielern lies aber vor allem eines im Spiel der Hoffenheimer zu wünschen übrig: die Rotation. Insgesamt nur acht Mal rotierten Firmino, Obasi, Babel und Sigurdsson auf ihren Positionen in der Offensive. So oft, wie in Spielen gegen Dortmund oder Mainz in 20 Minuten. Da aber gerade Babel und Firmino ihre Torgefahr und Variabilität nur dann gut ausnutzen können, wenn sie häufig ihre Positionen wechseln und so den Gegner verwirren, verloren sie aufgrund dieses Mangels weitestgehend ihre Torgefahr im Spiel gegen den VfB. Wenn alle vier Offensivspieler ihre Positionen halten, ist die TSG, da ein echter Stürmer fehlt, zu leicht ausrechenbar. Das beweist auch die Torschützenliste: Babel, Firmino (je 4) und Salihovic (3 Tore) sind die einzigen Hoffenheimer Torschützen. Wenn dann zu allem Überfluss bei den entscheidenden Torchancen die Kaltschnäuzigkeit fehlt, bleiben die Tore aus.

Was Mut macht: Die TSG kam auch gegen den VfB Stuttgart zu guten Möglichkeiten. Wenn die Spieler wieder zu Stanislawskis Konzept zurückfinden und weniger an einer Position haften, profitieren alle Angreifer. Mit Ibisevic, Johnson und Vukcevic haben sich zudem drei gute Alternativen für die Offensive zurückgemeldet.

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