Rangnick will den Teamgeist wachrufen
Trainer Ralf Rangnick hat unter der Woche den Teamgeist in seiner Mannschaft neu wecken wollen
Trainer Ralf Rangnick hat unter der Woche den Teamgeist in seiner Mannschaft neu wecken wollen
Spiele gegen Borussia Dortmund bergen im Kraichgau meist besondere Brisanz. Bereits vermehrt fielen Dortmunder Fans im Kraichgau auf und auch Geschäftsführer Joachim Watzke schürte immer wieder die Diskrepanzen zwischen dem BVB und Hoffenheim.
Hinzu kommt die ohnehin brenzliche Lage im Kraichgau derzeit. Nach der 0:2-Pleite zu Hause gegen Köln gingen die Fans auf die Barrikaden. "Niemandem macht so eine Situation Spaß. Fanblockaden konnte es bis vor drei Jahren noch garnicht geben. Wenn eine Gruppe von zweihundert Jugendlichen singen "Wir sind Hoffe und ihr nicht", dann tue ich mir als einer derjenigen, die schon vor vier Jahren hier waren, damit schwer. Ich weiß noch, wie es vor vier Jahren im Dietmar-Hopp-Stadion war", kommentierte Trainer Ralf Rangnick die Szenen nach einigem zeitlichen Abstand. Rangnick: "Das ist ein Nachahmungseffekt und da schauen sich einige natürlich das ab, was in anderen Stadien passiert. Das geht mir nicht nah, aber die Spiele der Mannschaft und das Auftreten beschäftigen mich rund um die Uhr."
Und die war gegen Köln zuletzt miserabel. Der Coach reagierte, machte Druck auf die Stammspieler. "Nach so einem Spiel wie gegen Köln ist alles möglich." Dennoch kam die Krise für Rangnick nciht nur überraschend: "Es läuft nicht immer nur positiv, das gehört in unserem Job dazu. Jetzt haben wir zum ersten Mal eine Krisensituation. Es ist Teil meines Jobs in dieser Situation wieder die notwendigen Schritte einzuleiten um der Mannschaft zu helfen. Die Motivation besteht im Job selbst. Ich habe hier in Hoffenheim und insgesamt einen Job, den ich mir immer gewünscht habe und da gehören auch schlechtere Phasen dazu."
Am Teamwork hat Rangnick unter der Woche im Training vermehrt arbeiten lassen. "Im Training haben wir viel Wert auf Team und Aggressivität gelegt. Alle mussten miteinander arbeiten. Wir haben darauf geachtet, dass es garnicht anders geht, als dass sich jeder einbringt", doch Rangnick weiß: "Entscheidend ist jetzt, dass man das im Spiel auch sieht und die Mannschaft sich auch als Team präsentiert."
Trotz heftiger Kritik auch an Rangnick, fordert der Trainer von der Mannschaft kein Bekenntnis zum Trainer: "Die Mannschaft spielt nach meinen langjährigen Erfahrungen nie für oder gegen einen Trainer. Jetzt in Dortmund müssen wir ein anderes Gesicht zeigen als gegen Köln. Dass wir nicht als Team aufgetreten sind konnte man sehn. Die Mannschaft muss eine Antwort geben, denn alles worüber wir geredet haben ist am Sonntag zu bestätigen. Die Maßnahmen dazu sind ergriffen und jetzt liegt es an den Jungs selber es auf den Platz zu bringen."
Einer, der sich dennoch demonstrativ zum Trainer bekannte ist Führungsspieler Christian Eichner: "Er hat immer wieder andere Dinge und gute Trainingseinheiten anzubieten, dass er uns gut auf den kommenden Gegner einstellt und dass wir immer mit einem guten Plan ins Spiel gehen." Eichner konnte in den vergangenen Wochen sogar eine Spur mehr Gelassenheit bei Trainer und Mitspielern erkennen: "Die Gelassenheit zeugt davon, dass in den letzten Wochen eine gewisse Demut eingekehrt ist, die ich sehr begrüße. Es ist nicht so, dass es Jahre lang immer nur bergauf geht. Ich glaube daran, dass das alles irgendwie sein Gutes hat. Wichtig ist, wie man in diesen Situationen miteinander umgeht und da ist Gelassenheit sicher nicht falsch."
Eichner versucht die Schuld für die Talfahrt (Rang 17 in der Rückrundentabelle) nicht von sich zu schieben: "Wir haben aus der Mannschaft heraus vermissen lassen Dinge eigenständig auf die Beine zu stellen. Den Vorwurf haben wir uns selbst gemacht. Wir müssen wieder mehr dafür tun, dass es in Zukunft wieder besser wird. Wir tun uns als Mannschaft schwer. Wenn man dann in Rückstand gerät kommt der ganze negative Müll wieder hoch und da schaffen wir es nicht uns zu wehren. Da ist der Trainer während des Spiels relativ machtlos."
So weit soll es gegen Dortmund am Sonntag garnicht erst kommen. Nochmal Eichner: "Es ist eines der geilsten Spiele der Saison für mich auswärts in Dortmund. Die Mannschaft ist sehr aggressiv, schaltet schnell um und ist enorm laufstark. Ich will gottverdammt diese drei Punkte haben, damit man die restliche Saison mit weniger Explosionsgefahr betrachten kann. Man sollte nicht mit Wut ins Spiel gehen, aber vorbereitet sein, weil es sind keine zehntausend Zuschauer im Stadion, sondern achtzigtausend und da bedarf es eines kühlens Kopfs."