Ein E-Auto wie den Zoe fahren ist reine Kopfsache, sagt der Eberbacher Renault-Händler Gregor Hufnagel. Foto: Felix Hüll
Eberbach. (fhs) Alle reden vom Wetter, auf dem Gelände von Gregor Hufnagel am Ohrsbergweg aber geht’s ums Auto. Seit sieben Jahren verkauft Hufnagel das Elektromobil aus dem Programm seines Herstellers Renault. An die 70 E-Fahrzeug-Kunden hat er seither, "ein Nischengeschäft".
"Es ist noch nicht ausgereift" und "Ich kann damit nicht in den Urlaub fahren" - diese beiden Argumente hört Hufnagel oft, wenn man bei einem Verkaufsgespräch aufs E-Mobil kommt. "Es ist eine Kopfsache. Die Kunden fahren 40 Jahre lang Verbrenner und Sie wissen ja selbst, jede Veränderung ist schwierig."
Hufnagel fragt, wie oft man im Alltagsbetrieb die 300 bis 400 Kilometer-Reichweite voll ausschöpfe, ohne Zeit für einen Ladevorgang zu haben. Und für die Fahrt in den Urlaub gebe es andere Möglichkeiten, von Bus, Bahn, Flugzeug bis hin zum Leihwagen.
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"Die Kinderkrankheiten sind beim E-Auto weg", sagt auch Steffen Wagner vom Eberbacher Opel-Autohaus Philipp. "Man kann’s empfehlen. Die Autos sind sehr gut." Allerdings kann Wagner seinen Kunden die Modelle seiner Marke mit dem Blitz erst ab Januar 2020 verkaufen - nicht zuletzt wegen der gesetzlichen CO²-Vorgaben hat der Hersteller reagiert, um Strafzahlungen zu vermeiden. Hufnagel sagt, wegen seiner technischen Aufgeschlossenheit habe er bereits vor sieben Jahren diese Antriebsart in sein Angebot mit aufgenommen. Damit allein ist es aber nicht getan; der Betrieb benötige besonders ausgebildete Mechaniker, und sein Herstellerpartner macht für einen "Zero Emission"-Stützpunkt Ausstattungsvorgaben, "die ich einhalten muss".
Solange sich an den Rahmenbedingungen wie Infrastruktur und Preis (im Vergleich) nichts ändere, blieben möglichen Autokäufer misstrauisch.
"Ich bin ja schon froh über die vier öffentlichen Ladesäulen, die wir mittlerweile in Eberbach haben", sagt Hufnagel. Auf dem Betriebsgelände habe er auch eine. Je nach Verbrauch und Batterie lasse sich das Auto über Nacht aber auch in der Garage von einer normalen Steckdose laden.
"Es ist auch möglich, in 30 Minuten bereits 80 Prozent der Leistung zu laden", verweist Steffen Wagner auf eines der angekündigten Modelle. Wenn der Strom allerdings aus Kohle- oder Kernkraftwerken komme, sei das nicht so ökologisch wie von der eigenen Fotovoltaikanlage auf dem Dach. "Ich habe Kunden, die mit dem Nachts nicht benötigten Strom das Auto laden, statt ihn ins öffentliche Netz einzuspeisen, erklärt Gregor Hufnagel.
"Wenn die Kunden bei einer 24-h-Probefahrt sehen, wie sich das Auto verhält, ist diese Probefahrt eher ein Kaufargument". Klar, ein viele Kilometer fahrender Außendienstler treffe mit einem reinen E-Mobil die falsche Wahl, eine Antriebskombination von Diesel und Batterie für Autobahn- und Innenstadt sei da passgenauer.
Für Pendler sei so ein E-Auto dagegen ideal. Wenn ein Kunde auf ihn zukomme, erstelle er eine Bedarfsanalyse, wozu denn der Wagen genutzt werden soll. Sein Hersteller bringe jetzt ein Stadt-Auto auf den Markt, das eine 80-Kilometer-Reichweite habe, aber für unter 10.000 Euro zu haben sei, erklärt Hufnagel. Der Preis spiele nun mal eine Rolle, sagt Steffen Wagner: "Es ist halt eine Frage, ob sie 10- bis 15.000 Euro mehr ausgeben für ein E-Fahrzeug statt für das vergleichbare Benzinermodell."
Letztlich könne das nur jeder für sich selbst entscheiden, meint Hufnagel und prognostiziert, dass sich langfristig der Markt wohl in drei Teile gliedern werde: Elektroautos, Diesel und Benziner, letztere in Verbindung mit Hybridlösungen.