Versorgungs-Einrichtungen, wie auch der Sinsheimer Wochenmarkt, bleiben bis auf Weiteres geöffnet. Hier hatten sich die Kunden am Mittwochmorgen bereits aufs Abstandhalten eingestellt. Foto: privat
Von Tim Kegel
Sinsheim. Einige Tage war es ruhig; am Mittwoch hat die Sinsheimer Stadtverwaltung einen weiteren Höhepunkt der in diesem Jahr eigentlich geplanten Landesheimattage abgesagt: Das Landesfest in Sinsheim findet nicht statt.
Man folge der Verordnung des Landes Baden-Württemberg über Maßnahmen gegen Infektionen und sage alle städtischen Veranstaltungen bis zum 15. Juni ab. Laut der Ankündigung vom Mittwochmorgen betrifft das auch den Baden-Württemberg-Tag, der als großes Landesfest am 23. und 24. Mai hätte stattfinden sollen und, neben dem Landefestumzug im Spätjahr, als Höhepunkt der Heimattage gilt.
Die Absage der Veranstaltungen, zu denen auch das Konzert des SWR mit Laith Al Deen und der Gruppe "Glasperlenspiel" – mit rund 6000 erwarteten Besuchern auf dem neu gestalteten Festplatz – gezählt hätte, treffe die Organisatoren der Stadtverwaltung aber auch viele Ehrenamtliche "ins Mark". Niemand sage eine solche Veranstaltung leichtfertig ab, sagte Oberbürgermeister Jörg Albrecht, man sehe sich aber in der Verantwortung, das Möglichste "zum Schutz der Gesundheit aller" zu tun. Die Absage sei "im Angesicht der Lage so unausweichlich wie sinnvoll und richtig", sagte Albrecht.
Der Baden-Württemberg-Tag dient der Präsentation des modernen Baden-Württemberg in der Stadt der Heimattage. Bei der Landesgewerbeschau präsentieren sich regionale und überregionale Unternehmen, Dienstleister, Tourismusverbände, Vereine und Institutionen. Angesichts des sich schnell ausbreitenden Coronavirus habe die Veranstaltung unter zu vielen ungewissen Vorzeichen gestanden, um sie verlässlich planen zu können, schilderte Albrecht. Die Stadt Sinsheim wolle Risiken minimieren, um die Infizierungs-Kurve flach zu halten.
Tatsächlich stehe nun über den gesamten Landesheimattagen "ein großes Fragezeichen", verriet Albrecht auf RNZ-Nachfrage. Der Gemeinderat, der die Größe der zugelassenen Versammlungen übersteigt, kann nicht tagen. Übers weitere Vorgehen berate ein täglicher Krisenstab aus Behörden- und "Blaulicht"- Vertretern; regelmäßige Treffen mit dem Ältestenrat – ein weiteres davon am heutigen Donnerstag – kämen hinzu. Entscheidungen, wie Bebauungsplanverfahren, lägen daher auf Eis; manche Vergaben könnten jedoch erledigt werden. Gemeinderats-Mitglieder würden in News-lettern und telefonisch "über die essenziellen Dinge informiert". Dies geschehe in kurzen Abständen, sagte Albrecht.
Zur Zeit würden Kinder von Eltern aus versorgungsrelevanten Berufsgruppen bereits notdürftig in Kindergärten und in Kleingruppen betreut. Die betreffe zur Zeit "ein gutes Dutzend Kinder", sagte Albrecht. Ein weiteres wichtiges Thema stelle "die Bildung von Redundanzen" dar, etwa in der Wasserversorgung oder bei der Feuerwehr. Bei letzterer arbeiteten Haupt- und Ehrenamtliche in unterschiedlichen Schichten, ähnlich bei den Stadtwerken. Ein Bedürfnis der Bevölkerung, von dem man wisse, dieses aber noch "nicht mit vorderster Priorität" handhabe, sei die Übernahme von Hort- und Kindergartengebühren. Hier würde zur Zeit von den Behörden nach einer "übergreifenden, einheitlichen Lösung" gesucht.
Das öffentliche Leben in Sinsheim stand erst Mittwochnachmittag überwiegend still. Wie die RNZ erfuhr, wies am Ende Personal des Ordnungsamts darauf hin, dass mancher noch geöffnete Laden jetzt schließen müsse. Versorgungseinrichtungen blieben weiterhin geöffnet, sowie manches Gasthaus mit Zwei-Meter-Trennung von Tischen. Für Irritationen bei der Bevölkerung sorgten zahlreich geöffnete Friseure.