So wie an der VUB Universität in Brüssel könnte es auch in Mannheim aussehen. Foto: dpa
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Große Menschenansammlungen in einem Raum – in Zeiten des Corona-Lockdowns sollte das tunlichst vermieden werden. Doch in Mannheim schreiben mehr als 70 angehende Ärzte, die an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg studieren, bis einschließlich 18. Dezember Prüfungen. Das hat ein Bürger der RNZ mitgeteilt und zeigt sich über diesen Umstand höchst besorgt, denn: "Bei diesen Klausuren befinden sich bis zu 76 Studenten plus Aufsichtspersonal zwei Mal hintereinander für jeweils 45 Minuten gemeinsam in einem Raum. Mir nicht nachvollziehbar, scheint es eine Ausnahmeregelung für Veranstaltungen dieser Art zu geben."
Die existiert laut Marietta Fuhrmann-Koch, Pressesprecherin der Universität Heidelberg, tatsächlich: "Es gibt unter strengen Auflagen mit Hygienekonzept und unter Berücksichtigung der Abstandsregeln Ausnahmegenehmigungen für zwingend erforderliche, nicht über digitale Formate abbildbare Prüfungen. Diese Ausnahmegenehmigungen behalten auch im Lockdown ihre Gültigkeit." Gleichwohl würden aufgrund der aktuellen Infektionslage die Ausnahmeregelungen zwischen 21. Dezember 2020 und 10. Januar 2021 auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Einige wenige genehmigte Prüfungen, die für die Woche vom 14. bis 19. Dezember angesetzt waren, finden "im Sinne der Studenten, die sich vorbereitet haben und deren Studium sich sonst verzögern würde, statt", so Fuhrmann-Koch. "Die Medizinische Fakultät stimmt ihre Entscheidungen mit den Vertretern der Fachschaft Medizin ab und folgt in der Umsetzung der Prüfungen den Empfehlungen und Anforderungen der Experten der Krankenhaushygiene und des Gesundheitsamts."
Bei den beiden Prüfungen in Mannheim handelt es sich um zwei genehmigte Klausuren, einmal mit 72 und einmal mit 76 Personen. Der Raum sei unter Berücksichtigung der Abstandsregeln für 96 Personen ausgelegt, erklärt die Pressesprecherin. Da die Prüfungen aus Multiple-Choice-Aufgaben bestünden, könnten sie nicht online stattfinden. Unter Berücksichtigung der Größe der Gruppen müssten zudem Rechtssicherheit und Durchführungsstabilität gewährleistet sein.
Zudem finden drei genehmigte mündliche Prüfungen mit jeweils einem Prüfling und einem Prüfer statt. Es gehe in allen Fällen um Leistungsnachweise des fünften Studienjahres, die für die Anmeldung zum Staatsexamen M 2, dem zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, notwendig sind. "Sollten diese Prüfungen nicht stattfinden, würde es zu einer Studienzeitverlängerung für die teilnehmenden Studenten kommen und damit letztendlich dem Gesundheitssystem dringend benötigte junge Ärzte entzogen werden", erklärt Marietta Fuhrmann-Koch.
Dass diese Prüfungen so kurz vor Weihnachten stattfinden, hält der Bürger für besonders besorgniserregend: "Die Studenten werden höchstwahrscheinlich nach den Prüfungen nach Hause fahren, einige von ihnen auch sicherlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln." Dies bedeute eine unnötige Gefährdung von Mitbürgern und natürlich auch den Familienangehörigen. Auch für die Krankenhäuser sieht der Bürger eine Gefahr, falls die Studenten bei der Pflege von Corona-Patienten mithelfen. Doch das verneint Marietta Fuhrmann-Koch: "Studenten arbeiten nicht auf den Stationen des Klinikums, auch haben sie keinen Kontakt zu Corona-Patienten im Unterricht."