Einzelhandel bekommt in nächster Ratssitzung Klarheit
Dann wird über erste Maßnahmen zur Citybelebung entschieden. Das kündigte die Verwaltung bei Mittagstreff an.

Von Günther Grosch
Weinheim. Der Einzelhandel hatte die Kommunalpolitik zuletzt energisch dazu aufgefordert, die von der Innenstadtberatung der Industrie- und Handelskammer (IHK) vorgeschlagenen Maßnahmen zur Belebung der City rasch umzusetzen (RNZ vom 8. Oktober). Nun soll der Gemeinderat am Mittwoch, 16. November, darüber entscheiden, welche der vorgeschlagenen Maßnahmen als erste in Angriff genommen wird. Auf der Vorschlagsliste stehen die Wiedereinführung eines "Weinheim-Gutscheins" oder einer digitalen "Weinheim-Card" sowie die Einstellung eines "Innenstadt-Kümmerers". Unter anderem dies war Thema beim Neustart des Mittagstreffs, den das "Netzwerk Wirtschaft und Verwaltung" nach gut zweieinhalb Jahren Coronapause am vergangenen Wochenende in der Stadthalle ausgerichtet hat.
Knapp 80 Firmen- und Unternehmensvertreter hauchten dem von dem früheren Wirtschaftsförderer Manfred Müller-Jehle ins Leben gerufenen Gedankenaustausch mit der Stadtverwaltung neues Leben ein. Für OB Manuel Just war dies "ein Indiz dafür, dass sich die Menschen wieder begegnen wollen und es viele Themen gibt, die alle umtreiben". Nicht zuletzt freue er sich, weil sich der Mittagstreff mit seiner Mischung aus Fachthemen und Netzwerkarbeit bewährt habe: "Im Gespräch zu bleiben, ist für beide Seiten wichtig." Aus den bisherigen monatlichen Zusammenkünften an wechselnden Orten soll künftig ein vierteljährliches Treffen werden.
Sollte sich die Notwendigkeit dazu ergeben, komme man aber auch wieder öfters zusammen, gab sich der OB angesichts der gewaltigen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft offen. Noch lange nicht abgehakt sei auch die Corona-Pandemie. An einen neuerlichen Lockdown glaube er aber nicht, so Just. Und auch vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verschloss er die Augen nicht. Die militärischen Auseinandersetzungen hätten eine größere Flüchtlingswelle ausgelöst als die aus den Jahren 2015/16. In Weinheim seien derzeit mehr als 500 Geflüchtete untergebracht, "auch dank der Unterstützung der Bürgerschaft".
Daneben stellten Zinsentwicklung, Inflation und Klimawandel Menschen und Politik vor immense Herausforderungen: "Die Geschehnisse im Ahrtal und die diesjährige Trockenheit sind keine einmaligen Wetterphänomene." Im Ganzen gesehen sei bei der Bewältigung der Krisen in der Zweiburgenstadt aber "vieles gut gemacht" worden.
In Zeiten einer ständig wachsenden Arbeitsbelastung führten immer neue gesetzgeberische Rahmenbedingungen aber zu einer weiteren Bürokratisierung, warnte Just. "Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr mit uns selbst beschäftigen und dabei die Bürger sowie Handel und Gewerbe aus den Augen verlieren."
"Regional verankert, überregional aktiv": Über den aktuellen Vermarktungsstand bei der Belegung des seit September 2021 erschlossenen Gewerbegebiets Nord berichtete Jens Stuhrmann von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung. Von ehemals 31 Grundstücken der Stadt stehen noch zwölf zur Verfügung, die in der bis zum 5. Dezember laufenden dritten Vergaberunde neue Besitzer finden sollen. Das Interesse sei groß, so der Wirtschaftsförderer – auch wenn in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage Interessenten von ihren Plänen zurückgetreten sind.
"Klimaschutz ist wichtig, aber kein Gegensatz zur Wirtschaftlichkeit": Die städtische Klimaschutzmanagerin Luzia Teinert legte den Firmen- und Unternehmensvertretern die von der Europäischen Union und dem Land geförderten Klimaschutzprojekte "Energiekarawane", "Klimafit" (das Nachfolgeprogramm von "Ecofit") sowie das Netzwerk "Nachhaltig Wirtschaften in Weinheim" ans Herz. Unter dem Motto "Das letzte Kamel macht das Licht aus", setzt die Energiekarawane Impulse zum Energiesparen und bietet in der "Kompetenzstelle Energieeffizienz Rhein-Neckar" (KEFF) bis zum 9. Dezember Unternehmen einen kostenlosen Check mit einer Beratung vor Ort an.