Heidelberg

Würzner kündigt "guten Ankermieter" im Darmstädter Hof Centrum an

Die OB-Kandidaten diskutierten mit Einzelhandel und Gastgewerbe. Theresia Bauer will gegen Leerstand "alles tun".

19.10.2022 UPDATE: 19.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Zwei Stunden lang stellten sich die drei OB-Kandidaten (v.l.) Eckart Würzner (parteilos), Theresia Bauer (Grüne) und Sören Michelsburg (SPD) den Fragen des Moderatoren-Trios Melanie von Görtz, Susanne Schaffner und Swen Rubel. Foto: Philipp Rothe

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Erst die Pandemie, jetzt die nächste Krise – Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie leiden zugleich unter Umsatzeinbußen, massiven Energiekosten und steigenden Kosten für Waren sowie Personal. Lokale Branchenvertreter fühlten deshalb am Montagabend bei einer flotten Diskussion im "Art Hotel" drei Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl, Eckart Würzner (parteilos), Theresia Bauer (Grüne) und Sören Michelsburg (SPD), auf den Zahn. In zwei Stunden ergaben sich – auch mit den rund 60 Zuschauern – spannende Wortwechsel.

Eine der wichtigsten Fragen: Wie wollen die Kandidaten den Einzelhandel in der Krise unterstützen? Amtsinhaber Würzner nannte die Schlagworte "Angebote statt Verbote", er will beim Onlinehandel helfen und mit der Mittelstandsoffensive gezielt Betriebe unterstützen. Bauer indes möchte die Sichtbarkeit der kleinen Läden erhöhen und "alles dafür tun, dass der Leerstand nicht vergrößert wird". Dafür schlug sie konkret vor, die Stadt solle sich in leer stehende Immobilien einmieten und dort beispielsweise ein Repair-Café eröffnen.

Dafür erntete die Grünen-Kandidatin Kopfschütteln und Widerspruch aus dem Publikum. Das sei bei einer Immobilie wie dem Darmstädter Hof Centrum (DHC) doch Wunschdenken. Die Inhaber seien schließlich nicht mal bereit, mit der Stadt zu reden, äußerte ein Zuhörer. An dieser Stelle präsentierte Würzner plötzlich eine Neuigkeit zu dem Einkaufszentrum am Anfang der Hauptstraße, in dem nach und nach immer mehr Ladenflächen leer stehen: "Das DHC hat einen guten Ankermieter, der da reingeht." Mehr Informationen gab der OB dazu allerdings nicht preis.

Das Moderatoren-Trio aus Melanie von Görtz (Dehoga Baden-Württemberg), Susanne Schaffner (Citymarketingverein Pro Heidelberg) und Swen Rubel (Handelsverband Nordbaden) hakte mit viel Expertise immer wieder nach. So erntete auch Michelsburgs Vorschlag, eine Art "Amazon" für Heidelberger Einzelhändler aufzubauen und dies bei den Heidelberger Diensten anzusiedeln, Widerspruch. "Lokale Onlinedienste wurden schon in vielen Städten erfolglos getestet, das wollen wir gar nicht", sagte Schaffner – um dann gleich nachzulegen: Aber wie sehen sie denn einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag?" Michelsburg zeigte Rückgrat: "Als SPD sind wir dagegen." Er könne sich aber vorstellen, die Lange Einkaufsnacht auszubauen.

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Mit Sorge sehen die Händler offenbar auch das neue Einzelhandelskonzept, das mehr Einzelhandel entlang der Kurfürsten-Anlage zwischen Hauptbahnhof und Stadtwerken vorsieht. Würzner und Michelsburg stehen dahinter und betonten, dass dort überwiegend Wohnraum entstehe, lediglich die Erdgeschosse aufgewertet würden – und keine Konkurrenz zur Innenstadt zu erwarten sei. Bauer hingegen warnte: "Es ist wichtig, dass hier nicht gedoppelt wird." Sie könne sich auch vorstellen, dass man auf den Flächen wieder Handwerk – einen Schreiner etwa – in die Innenstadt holen könnte, fände aber auch "einen großen Textiler spannend".

Ein wichtiges Thema war auch die Erreichbarkeit der Innenstadt für den Individualverkehr. "Für Hotelgäste Erreichbarkeit ermöglichen, aber dafür sorgen, dass nicht jeder in die Stadt einfährt" – dafür plädierte Würzner. Auch Bauer will den Verkehr nicht ganz aus der Stadt bringen, aber "überall dort, wo Alternativen vorhanden" seien. Michelsburg fordert eine bessere Anbindung an den ÖPNV – auch nachts – und eine bessere ICE-Verbindung nach Frankfurt, jedoch keinesfalls neue Parkplätze.

Auch über Würzners Lieblingsprojekt, der Neckarufertunnel, der den Verkehr zwischen Karlstor und Theodor-Heuss-Brücke unter die Erde verlegen soll, wurde diskutiert. Sowohl Michelsburg ("Wenn, dann von Neckargemünd nach Rohrbach") als auch Bauer ("Falscher Einsatz von Mitteln, grässliche Baustelle") sind dagegen.

Die entscheidende Frage kam dann ganz zum Schluss: "Warum sollten Einzelhändler und Gastronomie Sie wählen?" – wollte das Moderatoren-Trio wissen. Doch ausgerechnet bei dieser Frage blieben die drei Kandidaten sehr vage. "Weil man mich kennt und weiß, dass man sich auf mich verlassen kann", meinte Würzner. Bauer argumentierte für sich mit einem "Neuanfang und neuen Konzepten". Und Michelsburg sprach davon, dass er "vieles in die Hand nehmen" wolle.

 
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