Nicht nur Flüchtlinge sind willkommen
Das "Café Mulin" soll als Integrationsprojekt der Begegnung und Vernetzung dienen.

Mühlhausen. (heb) Wie lebendig das soziale Netzwerk in Mühlhausen ist, zeigte sich bei der offiziellen Eröffnung des "Café Mulin". "Es war gut, dass wir in der ersten Flüchtlingskrise 2016 entschieden hatten, das Gebäude zu erwerben", sagte Bürgermeister Jens Spanberger. Das Gebäude gegenüber dem Rathaus sollte als ein interkulturelles Café der Begegnung mit Einheimischen dienen, wurde aber vor allem von Geflüchteten besucht.
In der Zwischenzeit wurden die Räume kernsaniert und mit Hilfe des Landesförderprogramms "Integration vor Ort – Stärkung kommunaler Strukturen" umgestaltet. Dies kommt jetzt auch Geflüchteten aus der Ukraine zugute. "Es ist ein Ort, wo wir sie begrüßen und willkommen heißen und wo Sprachkurse stattfinden", sagte Jens Spanberger. Für ihr außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement dankte der Bürgermeister Barbara Dehrendorf, die mit viel Applaus bedacht wurde.
Gemeinsam mit den Ehrenamtlichen habe sich der Gemeindeverwaltungsverband, zu dem Mühlhausen gehört, das Ziel gesetzt, nicht nur kurzfristig auf aktuelle Krisen und Bedürfnisse zu reagieren, sondern einen nachhaltigen Ort der Integration für unterschiedliche soziale Milieus zu schaffen, erklärte Rojda Lenz, die als Integrationsbeauftragte für Rauenberg, Mühlhausen und Malsch tätig ist.
Nicht nur Menschen aus anderen Ländern, auch Zugezogene aus Deutschland will sie noch besser in die gewachsenen Strukturen vor Ort integrieren. "Ich komme aus Heidelberg, da bedarf es auch oft Integration", sagte sie augenzwinkernd.
Der Name "Mulin" – altdeutsch für Mühle – soll den Bezug zur Gemeinde Mühlhausen herstellen, wurde bei der Eröffnung erläutert. Ob Neubürger oder Alteingesessene, alle sind willkommen und können sich mit Ideen und Kompetenzen selbst einbringen. Aktuell gesucht werden Freiwillige als Lesepaten und für Mathe-Nachhilfe sowie Interessierte für einen Minijob.
Das Café mit Second-Hand-Laden öffnet zunächst dienstags von 11.15 bis 16 Uhr und donnerstags von 9 bis 13 Uhr – die Zeiten sollen noch erweitert werden. Sachspenden für den Laden sind jederzeit willkommen, der Erlös wird direkt in Benötigtes wie Stifte und Farben investiert.
Der Raum dahinter soll vielseitig genutzt werden. Referendarin Julia Bessel bietet montagnachmittags Nachhilfe an, der iranische Künstler und Grafikdesigner Reza Saba Malkurse für Kinder und Erwachsene, Elena Fieves einen Nähkurs, Franz Eisele Smartphone-Beratung für Ältere und Detlev Röpke Reparaturen von kleinen Elektrogeräten wie Kaffeemaschinen. Hawa Bah hilft als gute Seele ehrenamtlich im Café und auch drum herum. Termine und Verfügbarkeit der Abendkurse können bei Rojda Lenz erfragt werden.
Und dann ist da noch Bastian Röstler. Unter dem Stichwort "Wanderlust" lädt er mit seiner Partnerin andere zum Mitwandern in den Weinbergen des Kraichgaus ein. Sein in mehreren Sprachen gehaltenes Flugblatt hat er auch in Unterkünften für Geflüchtete verteilt. So können sie ein typisch deutsches Hobby und zugleich die Umgebung kennenlernen.
Auch Schulen und Kindergärten, wo sich soziale Bedürfnisse schon früh zeigen und Eltern am ehesten erreicht werden können, sind wichtige Partner. So zeigten auch die Schulsozialarbeiterinnen der Kraichgauschule, Christiane Schwan und Annette Glapka-Welker, großes Interesse an dem Integrationsprojekt.
Nun geht es darum, das Netzwerk auszubauen und mit Leben zu füllen. Mit einer gelungenen Vorstellung bei der Eröffnung sorgte jedenfalls die Tanz-AG der Kraichgauschule schon mal für mitreißende Lebendigkeit.
Info: Die Integrationsbeauftragte Rojda Lenz ist unter Telefon 0159/04025955 oder per E-Mail an café.mulin@gmx.de für Fragen und weitere Infos zu erreichen.