Plötzlich ging nichts mehr – Chronologie der Sperrung
"Eklatante Organisationsdefizite": Am 3. August 2021 wurde der Tunnel aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Von Volker Endres
Mannheim. Vor genau einem Jahr, am 3. August 2021, verkündete die Stadt Mannheim auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz die Sperrung des Fahrlachtunnels. Von einem Tag auf den anderen war damit die wichtige Pendlerstrecke und Umgehung der Innenstadt im Mannheimer Süden nicht mehr nutzbar. Bis dahin waren täglich rund 60.000 Fahrzeuge durch die beiden Tunnelröhren gerollt. Dabei liegt die Ursache für die Sperrung sogar noch ein wenig weiter zurück. Eine Chronologie der Ereignisse.
> 13. Juli 2019. Gegen 14.30 Uhr bricht in einem Verteilerkasten des Fahrlachtunnels ein Brand aus. Gemeinsam mit einem fast zeitgleichen Verkehrsunfall auf der B38 a entstehen lange Staus im Mannheimer Süden. Der Tunnel selbst ist mehrere Tage voll gesperrt. Am 16. Juli öffnet der Tunnel eingeschränkt wieder. Nach einer erneuten Vollsperrung fließt der Verkehr ab dem 22. Juli wieder durch die beiden Röhren. In der Folge werden die Sicherheitssysteme des erst 1994 eröffneten Tunnels genauer untersucht.
> 25. Juni 2021. Zwar wurde der Tunnel regelmäßig gewartet und der Verkehr im Wechsel jeweils einspurig durch die beiden Röhren geleitet. Trotzdem stellt Projektleiter Alex Storck dem Gemeinderat eine lange Mängelliste für das zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 27 Jahre alte Bauwerk vor. "Defizite und Mängel in der Betriebstechnik" ist die Liste überschrieben, zählte Defizite unter anderem in Steuerungstechnik, Fluchtwegen und Lüftungssystemen auf. "Die Betriebs- und Sicherheitssysteme funktionieren zwar noch, aber sie entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik", so Storck. Als Reaktion darauf ist der Tunnel deshalb ab diesem Zeitpunkt nur noch einspurig passierbar. Eine Sanierung nehme "einige Monate, eventuell sogar Jahre" in Anspruch, so die Prognose. So könnte die Sanierung der beiden Röhren "eventuell bis 2024" andauern. Bereits damals hatten der Verwaltung allerdings die Sicherheitsrichtlinien für Tunnelbauwerke aus dem Jahr 2006 vorliegen müssen.
> 3. August 2021. Die Vollbremsung: "Ich kann nur jedem empfehlen, Mannheim großräumig zu umfahren", erklärt Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) auf der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Nach einer Risikoabwägung sei die sofortige Schließung alternativlos, erklärt der Oberbürgermeister. Immerhin stellt er sofortige Behelfsreparaturen in Aussicht. Im Optimalfall könnte der Tunnel im August 2022 wieder öffnen. Allerdings nur einspurig und auch nur für Pkw. Lastwagen müssten weiterhin Umleitungen in Kauf nehmen. Nach zwei Jahren könnte der Tunnel wieder auf beiden Fahrspuren im "Behelfsbetrieb" befahren werden, während im Hintergrund weiter saniert werden müsste. Und zwar bis ins Jahr 2027 hinein, so die Prognose des OB. Wie es trotz der regelmäßigen Wartungsarbeiten zu den Versäumnissen gekommen ist, weiß er nicht zu sagen.
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> 10. August 2021. Der eigentlich schon beschlossene Verkehrsversuch in der Mannheimer Innenstadt, der zu einer Verdrängung des Durchgangsverkehrs führen soll, wird verschoben, weil der Fahrlachtunnel als eine der wichtigsten Umgehungsstraßen plötzlich weggebrochen ist.
> 10. Februar 2021. Auf einer Bezirksbeiratssitzung räumt die Verwaltung "eklatante Organisationsdefizite" ein. Diese seien Grund für interne Untersuchungen. Die Ergebnisse daraus sollten selbstverständlich ebenfalls veröffentlicht werden, wie es heißt.
> 21. Juni 2022. Auf einer ebenfalls kurzfristig anberaumten Pressekonferenz und im Ausschuss für Umwelt und Technik informiert Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) darüber, dass sich die noch in diesem Jahr erhoffte Wiedereröffnung des Tunnels verzögert. Grund dafür seien Lieferprobleme. Nächster erhoffter Termin für die Wiedereröffnung sei die Bundesgartenschau, also spätestens der 14. April 2023. Die Kosten von rund sieben Millionen Euro für die Gesamtmaßnahme, die von der Stadt zu tragen sind, würden sich entsprechend erhöhen.



