Wo früher die Kommandozentrale war, toben heute Kinder
In der neuen Kindertagesstätte am Paradeplatz gibt es insgesamt 80 Betreuungsplätze.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Am Paradeplatz auf den Campbell Barracks vergnügen sich Giraffen, Elefanten und Löwen – und künftig auch Mäuse und Igel. In der ersten städtischen Kita in der Südstadt tobt förmlich das Leben. Giraffen, Elefanten und Löwen heißen die drei Kindergartengruppen, die schon seit November dort betreut werden. Im März dieses Jahres folgen die beiden Krippen-Gruppen für die ganz Kleinen bis drei Jahre – die Mäuse und die Igel.
Oberbürgermeister Eckart Würzner und Familienbürgermeisterin Stefanie Jansen besuchten jetzt die neue Kita am Paradeplatz, die inmitten des "Anderen Parks" und in direkter Nähe zum neuen Karlstorbahnhof liegt. Über den hohen Besuch waren die Kleinen ganz aufgeregt. "Sie wollten schon von mir wissen, ob ich die Bürgermeisterin bin", lachte Claudia Döring, Abteilungsleiterin für die städtischen Kindertageseinrichtungen.
Als der Besuch endlich da war, präsentierten einige Kinder stolz ihre ausgefallenen Milchzähne: "Ich habe eine Zahnlücke", strahlte ein Junge den OB an. Sie führten eine Polonaise vor – und riefen laut auf die Frage, ob ihnen ihr neues Kita-Domizil denn gefalle: "Jaaaaaa!". Die Einrichtung ersetzt die Containeranlage beim Haus der Jugend an der Römerstraße, die dem Neubau des Jugendhauses weichen musste und zudem in die Jahre gekommen war. Insgesamt gibt es 80 Betreuungsplätze in der Kindertageseinrichtung am Paradeplatz, 60 für Kindergarten-, 20 für Krippen-Kinder. Das Gebäude in der Emil-Gumbel-Straße 5 gehört Immobilienunternehmer Hans-Jörg Kraus, der dort saniert und das Erdgeschoss an die Stadt zur Einrichtung einer Kita vermietet hat. Ursprünglich wurde das nach seiner Bauform benannte H-Gebäude nördlich des Paradeplatzes von der US-Armee als Kommandozentrale genutzt – dort befand sich auch der "War Room", von dem aus einst kriegerische Einsätze geplant wurden (siehe Hintergrund).
Beim Vor-Ort-Termin richteten alle Beteiligten ihren großen Dank an Investor Kraus. Dass ein privater Bauträger sich gerade im Kita-Bereich so engagiere, das sei nicht die Regel, befand die Leiterin des städtischen Kinder- und Jugendamtes Myriam Lasso. Kraus vermietet auf dem Areal zwei weitere Kindertageseinrichtungen – an den Verein Päd-Aktiv und an Espira. Auch OB Würzner sagte: "Ich bin sehr froh, dass wir mithilfe eines privaten Investors eine so wunderbare Lösung im Herzen der ehemaligen Campbell Baracks finden konnten." Würzner fand es "großartig", dass dank der neuen Kita nun richtig Leben in den Stadtteil kommt. Für die neuen Stadtquartiere, die derzeit auf verschiedenen Konversionsflächen in Heidelberg entstehen und noch entstehen werden, bräuchte es nicht nur Wohnraum, sondern auch Begegnungsstätten – und genau das seien auch Kitas: "Begegnungsstätten für Kinder", so Würzner.
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Regelrecht begeistert von ihrem neuen Arbeitsplatz ist auch die Kita-Leiterin Zekiye Dursun: "Es ist wirklich sehr schön geworden. Wir haben viel Platz, das Einkaufszentrum in Rohrbach ist fußläufig zu erreichen, der neue Park und viele Spielplätze sind direkt nebenan." Nun wünsche sie sich nur noch, dass endlich wieder mehr Normalität in den Kita-Alltag einziehe. Die coronabedingten Maßnahmen seien doch sehr belastend, berichtete Dursun. Sie vermisse die Elternarbeit, dass man sich begegnen und von Angesicht zu Angesicht kommunizieren könne. Claudia Döring meinte, es sei an der Zeit, dass auch wieder gruppenübergreifende Angebote stattfinden könnten. Derartige Eingriffe in den Kita-Alltag: "Das hätte man sich vor der Pandemie nie vorstellen können", sagte Döring.
Die neue Kita am Paradeplatz besuchen laut Leiterin Dursun hauptsächlich Kinder aus der Südstadt, anteilig auch aus Rohrbach. Man versuche stets sein Bestes, die Kleinen wohnortnah zum Elternhaus unterzubringen, so Döring. Versorgungstechnisch steht Heidelberg in Baden-Württemberg an einer Spitzenposition: Die Versorgungsquote für Kleinkinder liegt bei 59 Prozent, für Kindergartenkinder liegt sie seit Jahren stabil über 100 Prozent. Dennoch sagte Jansen: "Als wachsende Stadt dürfen wir nie aufhören, in den Kita-Ausbau zu investieren."



