200 Menschen zeigen "Solidarität mit dem Rechtsstaat"
Kundgebung vom "Bündnis für Demokratie und Toleranz" auf dem Adenauerplatz. Oberarzt sieht keinen Grund für Entwarnung.

Wiesloch. (hds) Etwa 200 Personen nahmen am Montagabend an der angemeldeten Kundgebung des Vereins "Bündnis für Demokratie und Toleranz Wiesloch" auf dem Adenauerplatz teil. Das Motto: "Gemeinsam und solidarisch durch die Pandemie". Es kam zu keinerlei Konfrontationen mit den "Spaziergängern", die erneut mit etwa 300 Teilnehmern in der Innenstadt unterwegs waren – ohne Anmeldung sowie alle ohne Maske und ohne Abstand.
An diese wurden dagegen die Teilnehmer der Kundgebung auf dem Adenauerplatz genauestens erinnert. Dafür sorgte Adrian Seidler, der zusammen mit Jan-Peter Oppenheimer Vorsitzender des Bündnisses ist. "Wir halten uns an die Vorschriften, wollen auch nicht mit erhobenem Zeigefinger belehren", sagte Oppenheimer bei der Begrüßung. Es gehe darum, Solidarität mit dem Rechtsstaat zu zeigen. "Hier sind alle versammelt, die in den zurückliegenden Monaten auf vieles verzichten mussten, wir wollen Gespräche führen und die Gesellschaft zusammenhalten", so Oppenheimer weiter. Er wurde dabei kurz unterbrochen, als die "Spaziergänger" seitlich entlang des Adenauerplatzes vorbeiliefen und Zustimmung verlauten ließen, als Oppenheimer von "freier Meinungsäußerung" sprach.
Oberbürgermeister Dirk Elkemann verwies in seiner Rede darauf, dass sicherlich einige Corona-Maßnahmen für Verwirrung gesorgt hätten. Aber: "Die gesamte Pandemie war für uns alle Neuland", sagte er. Er betonte, das grundgesetzlich garantierte Recht auf Demonstrationsfreiheit solle sicherlich nicht eingeschränkt werden. Dafür gebe es jedoch Regeln, die einzuhalten seien. "Und wenn diese missachtet werden, ist dies ein klarer Rechtsbruch", hielt Elkemann fest. Schimpfen sei wesentlich leichter als die konstruktive Suche nach einer Lösung: "Der Kampf gegen Corona ist kein Spaziergang!"

Der Oberarzt Dr. Michael Preusch vom Uni-Klinikum Heidelberg erläuterte aus medizinischer Sicht, welche Gefahren gerade von der Omikron-Variante ausgehen und welche Konsequenzen eine weitere und schnelle Verbreitung für die Krankenhäuser haben kann. "Ich bin verwundert, wie schnell Beifallsstürme verhallen und Theorien über leere Intensivstationen in die Welt gesetzt werden", gestand Preusch. Er, der selbst in einer der größten Intensivstationen des Landes beschäftigt ist, verwies auf die hohe Belastung in den Kliniken. "Wir sind an unsere Grenzen gestoßen", wusste er. Es gehe ja nicht nur um die Versorgung der an Corona erkrankten Menschen, sondern auch um all die übrigen Notfälle – vom Schlaganfall bis hin zur Krebserkrankung.
Erfreulicherweise habe man feststellen dürfen, dass die Omikron-Variante weniger schwere Krankheitsverläufe nach sich ziehe, dennoch komme es zu einer Überbelastung der sogenannten Normalstationen. Und: Die Gefahr einer neuen Corona-Mutation bestehe weiterhin und deswegen sei die Impfung nach wie vor wichtig.
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Regina Glockmann, ebenfalls am Uni-Klinikum in Heidelberg beschäftigt, gab den Versammelten einen Einblick in ihre tägliche Arbeit in der Krankenpflege und in ihre Erlebnisse aus der Personalratsarbeit. "Wir hatten bereits vor Corona eine angespannte Situation in der Pflege, die sich dann verschärft hat", erzählte sie. "Wir wünschen uns natürlich alle, die Pandemie gehe schnell vorbei." Aber die Realität schaue anders aus. "Es hat sich alles dramatisch verschlechtert", befand sie. Viele im Pflegeberuf stünden vor einem Burn-Out. Der Aufwand im Klinikalltag habe sich vervielfacht.
Nach weniger als einer Stunde löste sich die Kundgebung auf, mit dabei waren übrigens die Bundestagsabgeordneten Moritz Oppelt (CDU), Jens Brandenburg (FDP) und die CDU-Landtagsabgeordnete Christiane Staab.
Was übrigens noch so in der Stadt auffiel: Die Beleuchtung war zum größten Teil ausgeschaltet und am Rande des evangelischen Kirchplatzes wurde ein Kastenwagen der AFD mit der Aufschrift "Gegen den Impfzwang" gesichtet.



