Viel Kritik an den Änderungen der Straßenbahnlinien (Update)
Die RNV justiert das Straßenbahnnetz in Heidelberg neu. Die Leimener Linie 23 soll künftig am Bismarckplatz enden. Die 26 wird verlängert.

Heidelberg. (ani) Die Pläne der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), das Straßenbahnnetz zu optimieren, haben bei einigen RNZ-Leserinnen und -Lesern für Kritik gesorgt. In zahlreichen Leserbriefen wurde insbesondere bemängelt, dass die Linie 23 künftig nur noch zwischen Leimen und dem Bismarckplatz verkehren und nicht mehr weiter nach Neuenheim und Handschuhsheim fahren soll. Durch diese Änderung wiederum wird der Einsatz von langen 40-Meter-Bahnen auf der Linie 22 möglich. Dies sei, so die RNV, dringend nötig, da die bislang eingesetzten 30-Meter-Bahnen für die vielen Fahrgäste auf der Linie nicht mehr ausreichten. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität stimmte dem Konzept in seiner letzten Sitzung mit großer Mehrheit zu (wir berichteten).
Nun wurden die RNV-Pläne auch im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert und ebenfalls mit nur zwei Enthaltungen beschlossen – allerdings mit Einschränkungen. So wurde der zweite Punkt des Maßnahmenpakets aus dem Beschluss vorerst herausgelöst. Bis zur endgültigen Entscheidung im Gemeinderat am 10. Februar soll die Verwaltung auf Antrag der Grünen-Fraktion hin klären, ob die Zeit vor der Bereitstellung ausreichender 40-Meter-Bahnen für die Linie 22 nicht ohne Veränderung auf den anderen Linien überbrückt werden kann und ob es nicht doch die Möglichkeit gibt, Handschuhsheim mittelfristig sowohl mit der Linie 26 als auch der Linie 23 im Wechsel anzufahren, "um die Verbindungen für mehrere wachsende Stadtteile aufrechtzuerhalten beziehungsweise zu verbessern". So ist es in dem Antrag formuliert. Die Linie 26 soll den RNV-Plänen zufolge nach den Pfingstferien nach Neuenheim und Handschuhsheim fahren und so im Norden die Linie 23 ersetzen.
Die "Heidelberger" bestanden zudem darauf, dass die RNV die Fahrgastbefragung vorlege, die im Konzept zur Optimierung des Straßenbahnnetzes mehrfach zitiert wird und wohl im vergangenen Jahr durchgeführt wurde. "Die Befragung sollte veröffentlicht werden, das ist uns sehr wichtig", sagte Stadträtin Larissa Winter-Horn. Oberbürgermeister Eckart Würzner versprach, dies auf den Weg zu bringen.
Update: Donnerstag, 27. Januar 2022, 20.49 Uhr
Von Holger Buchwald
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Heidelberg. Schon nach den Pfingstferien will die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) das Straßenbahnliniennetz in Heidelberg optimieren. Verkehrsplaner Edward Schneider begründet diesen Schritt mit steigenden Fahrgastzahlen durch die Anbindung der Bahnstadt, Fahrgastzählungen hätten zudem ergeben, dass die Linie 22 nach Eppelheim überlastet, die Linie 23 zwischen Bismarckplatz und Handschuhsheim hingegen weniger ausgelastet sei. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität stimmte dem Konzept in seiner letzten Sitzung mit großer Mehrheit zu. Auf diesen Linien gibt es Änderungen:
> Linie 22: Bislang konnten auf der Strecke, die von Eppelheim über den Pfaffengrund und die Bahnstadt zum Hauptbahnhof-Süd und über die Montpellierbrücke und Kurfürsten-Anlage zum Bismarckplatz führt, nur kurze, 30-Meter-Bahnen eingesetzt werden. "Die Endstelle Eppelheim wurde inzwischen aber verlängert, sodass nun auch der Einsatz von 40-Meter-Bahnen technisch möglich wäre", so Schneider. Die Fahrgastzählungen zum Jahreswechsel 2019/2020 hätten ergeben, dass die Züge schon jetzt häufig an ihre Kapazitätsgrenzen stießen. Da die Bahnstadt weiter wächst, rechnet die RNV aber eher noch mit steigenden Passagierzahlen. Daher sollen dort künftig die modernen, langen Bahnen eingesetzt werden.
> Linie 23: Möglich wird der Einsatz langer Bahnen nach Eppelheim durch die Änderungen auf der Linie 23. Die Bahnen sollen künftig nur noch zwischen Leimen und dem Bismarckplatz pendeln und nicht mehr weiter nach Neuenheim und Handschuhsheim fahren. Da zum Beispiel auch die Linie 5 (OEG) die Brückenstraße und den Hans-Thoma-Platz bediene, gebe es auf dem Nordast ein so starkes Angebot, dass die bislang dort eingesetzten 40-Meter-Bahnen der Linie 23 nicht benötigt würden. In Rohrbach und bis zum Bismarckplatz seien die langen Fahrzeuge aber nach wie vor notwendig, so Schneider.
> Die Linie 26: Auch auf dieser Strecke, die von Kirchheim über den Hauptbahnhof-Süd, die Czernybrücke und die Bergheimer Straße zum Bismarckplatz führt, gibt es Änderungen. Sie fährt ab den Pfingstferien weiter nach Neuenheim und Handschuhsheim. Da für die Linie 26 kurze Bahnen eingesetzt werden, ersetzen sie im Norden damit die Linie 23. Die Handschuhsheimer und Neuenheimer kommen damit dann aber auch umsteigefrei zur Volkshochschule.
> Änderungen bei den Buslinien: Bereits ab dem Frühjahr soll das Mark-Twain-Village in der Südstadt durch die Linie 29 besser bedient werden, im 20-Minuten-Takt. Sie kommt vom Boxberg und Rohrbach-Markt und biegt von der Römerstraße in den Holbeinring ab. Über die ehemaligen US-Kasernen und die Feuerbachstraße geht es weiter zum Bismarckplatz. Die 39A führt dann vom Boxberg über das Europäische Labor für Molekularbiologie (EMBL), den Speyerer Hof und den Bismarckplatz bis zum Technologiepark im Neuenheimer Feld.
> Die Vorteile: Mit den Änderungen könnten die Linien besser vertaktet werden, glaubt Schneider. Zudem seien die Optimierungen betriebskostenneutral. Es werden dafür zunächst weder neues Personal noch Fahrzeuge notwendig. Das Gegenteil sei der Fall, die RNV erwarte mehr Einnahmen. Allein auf der Linie 22, wo die Sitzplatzkapazität durch die langen Bahnen um 50 Prozent erhöht wird, rechnet das Verkehrsunternehmen mit 625 Passagieren zusätzlich am Tag. Insgesamt summiere sich der Anstieg auf 100.000 Fahrgäste im Jahr zusätzlich und ein Einnahmenplus von 110.000 Euro. Auf Einsatzwagen (E-Fahrten), die bisher noch auf der Linie 22 notwendig waren, könne mit der Umstellung verzichtet werden, hofft Verkehrsplaner Schneider.



