Bürgerwindpark Buchen-Limbach

So soll der neue Windpark aussehen (Update)

Bis zu neue acht Windräder sollen dort gebaut werden. Der Baubeginn wird frühestens 2026 sein.

14.01.2022 UPDATE: 14.01.2022 18:04 Uhr 4 Minuten, 4 Sekunden
Der geplante Windpark besteht aus zwei Flächen (rot schraffiert) auf Gemarkung Limbach und Buchen.

Von Rüdiger Busch

Buchen/Limbach. "Wir wissen, dass es auch Gegenwind geben wird", sagt Uwe Steiff, "aber wir setzen auf größtmögliche Transparenz. Denn die Energiewende wird nur funktionieren, wenn sie von den Bürgern mitgetragen wird." Der Windkraft-Pionier aus dem Odenwald, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern von der Windenergie S&H (Hettigenbeuern) seit 2000 bereits fünf Windparks mit 17 Anlagen in der Region verwirklicht hat, möchte nun den Bürgerwindpark "Buchen-Limbach" in Angriff nehmen. Sechs bis acht 250 Meter hohe Anlagen könnten dort, in einem Waldgebiet, eingegrenzt von den Ortschaften Balsbach, Laudenberg, Einbach, Oberneudorf, Hollerbach und Langenelz, einmal so viel grünen Strom erzeugen, wie 20.000 bis 25.000 Haushalte im Jahr verbrauchen. Das geplante Investitionsvolumen: rund 50 Millionen Euro.

In einem Pressegespräch stellten die Bürgermeister Roland Burger (Buchen) und Thorsten Weber (Limbach) gemeinsam mit Uwe und Marek Steiff sowie Bernd Brunner von der Windenergie S&H GmbH am Freitagvormittag im Buchener Rathaus die Pläne für den Windpark "Buchen-Limbach" vor. Am Abend zuvor hatten sie die Gemeinderäte der beiden Kommunen sowie die betroffenen Ortschaftsräte informiert.

Die Bürgermeister Roland Burger (Buchen) und Thorsten Weber (Limbach) stellten am Freitagvormittag gemeinsam mit Uwe und Marek Steiff sowie Berd Brunner von der Windenergie S&H GmbH die Pläne für den Windpark Buchen-Limbach vor.

Die Ausgangslage

"Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", erklärte Roland Burger. Zwei Prozent der Gemarkungsfläche sollen künftig – so das Ziel von Bund und Land – für die Gewinnung von erneuerbaren Energien verwendet werden. Dass der ländliche Raum hier besonders in der Pflicht stehe, da er über den notwendigen Platz verfügt, sei klar. "Wir müssen uns dem Thema stellen", sagte Burger, und sein Amtskollege Thorsten Weber sprach sich dafür aus, besser selbst zu agieren – noch dazu mit einem regionalen Ansatz – als später einmal "hilflos zu reagieren".

In Limbach stehen bislang noch keine Anlagen, dafür gibt es in Buchen bereits sieben, und vier weitere befinden sich im Bau. Während es bei den zwei Anlagen auf dem Hettinger Eulsberg (seit 2002) und den fünf im Großen Wald bei Hettingen nur wenig Diskussionen gegeben habe, ging das Projekt "Welscheberg" in Hainstadt wegen artenschutzrechtlicher Bedenken durch die Instanzen, bis nach jahrelangem Rechtsstreit 2021 feststand, dass die vier Anlagen gebaut werden dürfen.

Das Projekt

"Die Energiewende ist das zentrale Thema unserer Generation", betonte Marek Steiff. Bei der Suche nach geeigneten Standorten für einen neuen Windpark, die einen Mindestabstand von 1000 Metern zur Bebauung haben (gesetzlich vorgeschrieben sind nur 700 Meter), rückte das Waldgebiet zwischen Buchen und Limbach in den Fokus der Windmüller. Die geplanten Anlagen sollen eine Nabenhöhe und einen Rotordurchmesser von jeweils 160 bis 170 Meter erhalten, so dass sie eine Gesamthöhe von rund 250 Meter hätten. Sie könnten jährlich zwischen 11 und 13 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Rein rechnerisch wären in den beiden Waldgebieten insgesamt zehn Standorte denkbar. "Wenn wir am Ende sechs bis acht Anlagen bauen können, wäre es schön", sagte Marek Steiff.

Die Standorte

Neben dem Abstand zur Wohnbebauung nennt Bernd Brunner eine "ausreichende Windleistungsdichte", um den Park wirtschaftlich betreiben zu können, eine gute Zuwegung über die B27 und eine kurze Entfernung zur Hochspannungsleitung als Vorzüge der ins Auge gefassten zehn Standorte. Diese liegen in zwei 145 Hektar (Limbacher Gemarkung) und 290 Hektar (Buchen) großen Waldstücken. Dort sei auch ausreichend Platz, um einzelne Standorte verschieben zu können. Den nötigen Abstand zur Bebauung finde man heute fast nur noch im Wald.Pro Windrad müssten etwa 0,8 Hektar abgeholzt werden. Beim Blick auf die sehr gute Klimabilanz der Anlagen sei dies aber kein Argument gegen Windkraft im Wald, zumal für die Rodung Ausgleichsmaßnahmen wie Wiederaufforstung in Angriff genommen werden müssten. Während es sich auf Limbacher Seite um Privatwald handelt – und die Pacht damit in erster Linie den jeweiligen Eigentümern zugutekommt – sind die Standorte auf Buchener Gemarkung im Besitz der Stadt.

Der Betreiber

"Seit Mitte der 90er Jahre beschäftigen wir uns mit erneuerbaren Energien, und wir hatten von Anfang an das Ziel, unsere Projekte mit den Bürgern und nicht gegen sie zu verwirklichen", sagte Uwe Steiff. Die Windenergie S&H hat seit dem Jahr 2000 bereits fünf Bürgerwindparks gebaut: "Altheimer Höhe" (I und II), "Hettinger Eulsberg", "Ravensteiner Höhe", "Steinbacher Höhe" und "Großer Wald" in Hettingen. Eigentlich wollten die Windkraft-Pioniere Uwe Steiff und Bernd Brunner 2013 nach der Errichtung des damals größten Bürgerwindparks im Land in Hettingen aufhören, doch Uwe Steiffs Sohn Marek gab 2019 den Anstoß für ein weiteres Projekt: "Altheim III". Derzeit läuft die Planung, die sechs Anlagen könnten frühestens 2024 in Betrieb gehen.

Die Bürgerbeteiligung

Alle Projekte von S&H sind als Bürgerwindparks konzipiert. Das heißt, dass sich Bürger der umliegenden Ortschaften finanziell beteiligen können. "Windenergie gehört in Bürgerhand", lautet ihr Motto. Auch beim Windpark "Buchen-Limbach" soll das Eigenkapital von den Bürgern kommen. "Wenn die Menschen finanziell vom Windpark profitieren, dann sehen sie es als ,ihr Projekt‘ an", unterstrich Marek Steiff. Die Folge: Die Akzeptanz steige. Aber auch das Fremdkapital soll aus der Region kommen, sprich von hiesigen Kreditinstituten.

Der Planungsstand

"Wir stehen noch ganz am Anfang", betonte Thorsten Weber. Die Windenergie S&H sei erst im November auf die beiden Kommunen zugekommen. Die Vorstellung der Pläne am Donnerstag vor den Bürgervertretern sei auf fruchtbaren Boden gefallen, sagte Roland Burger. Der offene und konstruktive Dialog solle nun in der Öffentlichkeit fortgeführt werden. Ob der Windpark gebaut werden kann, ist derzeit natürlich noch völlig offen. Für Uwe Steiff ist aber eines klar: "Wir werden ihn nur bauen, wenn wir die Unterstützung der beiden Kommunen haben." Wie bei den vorherigen Windparks möchten die Projektierer Anregungen und Kritik aufnehmen und mit betroffenen Interessenvertretern nach Kompromissen suchen.

Das weitere Vorgehen

Nach der ersten Projektvorstellung werden sich die politischen Gremien in den nächsten Wochen und Monaten damit befassen. Bei positiver Rückmeldung wird S&H die Planung intensivieren, die Standorte überprüfen und Gutachten in Auftrag geben. Bis zu einem möglichen Baubeginn werden aber noch mindestens vier Jahre vergehen – außer die Politik macht ihre Ankündigungen wahr und vereinfacht das Verfahren bei der Genehmigung von Windkraftanlagen grundlegend.

Die ergänzenden Planungen

Sollte der Windpark realisiert werden, wäre er neben Hainstadt ("Welscheberg") und Hettingen ("Großer Wald") einer von drei Schwerpunkt-Standorten auf Buchener Gemarkung. Weitere sollten dann, so Roland Burger, nicht hinzukommen. Stattdessen sei es denkbar, die bestehenden Standorte noch auszubauen, etwa mit zwei, drei zusätzlichen Anlagen im "Großen Wald". Zudem werde sich der Gemeinderat noch in diesem Jahr mit einem Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaikanlagen befassen. Die Gemeinde Limbach plant, wie Bürgermeister Weber sagte, die Aufstellung eines Teilflächennutzungsplans Windenergie gemeinsam mit der Nachbarkommune Fahrenbach. Das Thema erneuerbare Energien bleibt also ein Dauerbrenner.

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