Ein Spektakel ohne Happy End
Dominik Martinovic traf gegen Osnabrück gleich drei Mal. Zum Sieg reichte es dennoch nicht.

Von Daniel Hund
Mannheim. Freuen? Trauern? So richtig wusste das am Sonntagmittag, um kurz vor 16 Uhr, niemand im Carl-Benz-Stadion. Von der Anzeigentafel leuchtete ein 3:3. Ein Unentschieden zwischen dem SV Waldhof und dem VfL Osnabrück. Einig waren sich alle in einem: Verrückter, leidenschaftlicher und emotionaler kann ein Fußball-Spiel kaum sein.
Waldhof-Angreifer Joseph Boyamba war danach enttäuscht: "Gegen Osnabrück kann man mit einem Punkt leben. Leider wurden wir heute für ein paar Fehler bestraft."
Ein Spitzenspiel war's. Siebter gegen Zweiter, Aufstiegsanwärter unter sich - Fingernägel in akuter Anknabber-Gefahr.
Vorab: Corona gibt's auch in Osnabrück. Ulrich Taffertshofer und Marc Heider hat es erwischt. Beide sind in Quarantäne, mit leichten Symptomen auf der Couch statt im Stadion.
Heiders Ausfall tat weh. Für den VfL ist er Gold wert: Sechs Tore, drei Vorlagen, Typ permanenter Unruheherd. Die Buwe mussten auf Defensiv-Mann Alexander Rossipal verzichten. Angeschlagen sei er, hieß es von Vereinsseite.
Ebenfalls schlecht für die Buwe: Die Ultras fehlten, die Fans der Blau-Schwarzen, die ansonsten für ein Stimmungs-Feuerwerk auf der Otto-Siffling-Tribüne sorgen. Mit dem Einzug der 2G-Regel kam es zum vorübergehenden Auszug der Ultras. Der koordinierte Support fehlte, andere Fan-Klubs sprangen aber ein, machten das Beste daraus, groovten sich immer besser ein.
Zum Spiel: Osnabrück begann mutig – und Waldhof mit Dusel: Es waren keine acht Minuten gespielt, da setzte Aaron Opuku den Ball an linken Innenpfosten. Und der Waldhof? Der wollte, konnte aber nicht. Marc Schnatterer (3.) und Boyamba (8.) probierten es aus der zweiten Reihe.
Wie es aus der Distanz geht, zeigten dann die Gäste. Lukas Kunze kommt aus rund 20 Metern frei zum Schuss und zirkelt den Ball in den linken Winkel: 0:1 (29.).
Oha, Waldhof und Rückstand, das ist nicht gut, das hat die Saison bislang gezeigt. Dann werden die Räume enger, dann bringt all die Schnelligkeit nichts.
Außer, ja, außer der Gegner spielt mit. Und das tat der VfL in der 36. Minute: Zu weit aufgerückt, fingen sich die Gäste einen Konter ein. Schlitzohr Boyamba war hellwach, schickte Dominik Martinovic auf die Reise, der lief, schaute und traf: Flach und überlegt ins rechte Eck. Abseitsverdächtig zwar, aber der Treffer zählte.
Und weil’s so schön war, erlaubten sich Boyamba und Martinovic das nächste Tor-Späßchen: "Jupp" zieht ab, Keeper Philipp Kühn lässt abklatschen, Boyamba zündet den Turbo und wird von Kühn gelegt – Elfmeter. Bei dem kommt Martinovic ins Spiel: Lächelnd schnappt er sich die Kugel, stemmt die Arme in die Hüfte und knallt den Ball wieder ins linke Eck (43.).
Waldhof 2, Osnabrück 1. Ob’s verdient war? Nicht unbedingt. Aber nimmt man gerne mit.
Nach der Pause war der SVW besser drin, hatte Chancen aufs 3:1, brachte den letzten Pass aber nicht an den Mann. Und so kam es, wie es kommen musste: Nach einer Ecke schraubte sich Ba-Muaka Simakala am höchsten und köpfte zum 2:2 (65.) ein.
Ein Tiefschlag – oder eher ein Wischer: Denn der Waldhof stand sofort wieder auf, stürmte mutig nach vorne. Der Lohn: Das 3:2 (76.). Wer es war? Na, Martinovic, der "Serientäter" vom Alsenweg. Nach einem weiteren Foul von Torhüter Kühn, der diesmal Gillian Jurcher von den Beinen holte, versenkte Martinovic den nächsten Elfer.
Der Sieg war nun zum Greifen nah. Doch Osnabrück gab nicht auf und wurde belohnt: Felix Higl besorgte noch das 3:3 (86.).
Das Schlusswort hat der Waldhof-Knipser. Martinovic, der Enttäuschte: "Letztlich geht das in Ordnung, aber wenn du daheim drei Tore schießt, musst du am Ende einfach gewinnen."
SV Waldhof: Königsmann - Donkor, Verlaat, Seegert, Sommer - Höger, Saghiri (65. Wagner) – Schnatterer (86. Gohlke), Boyamba, Costly (72. Jurcher) - Martinovic.
Tore: 0:1 Kunze (29.), 1:1 Martinovic (36.), 2:1 Martinovic (43.), 2:2 Simakala (65.), 3:2 Martinovic (76.), 3:3 Higl (86.); Zuschauer: 8413.



