Mehr als fünf Millionen Euro für SAP-Weihnachtsfeiern
Der Softwarekonzern will in diesem Jahr trotz steigender Infektionen wieder Essen in kleinen Gruppen ermöglichen.

Von Matthias Kros
Walldorf. Trotz der rasant ansteigenden Corona-Infektionen in Deutschland soll es bei dem Softwarekonzern SAP mit seinen weltweit über 100.000 Mitarbeitern in diesem Jahr wieder betriebliche Weihnachtsfeiern geben. Das teilte die Unternehmensleitung der Belegschaft am Freitag in einer E-Mail mit. SAP stelle dafür ein Budget von mehr als fünf Millionen Euro zur Verfügung.
Allerdings sollen die Mitarbeiter in kleinerer Runde auf Abteilungsebene feiern – etwa mit einem gemeinsamen Weihnachtsessen. Das traditionelle große Fest am Stammsitz in Walldorf soll – wie schon im vergangenen Jahr – nur in virtueller Form stattfinden. Die Gesundheit der Beschäftigten gehe vor, heißt es in der Mitteilung.
"Die Weihnachtsfeiern sind Teil der SAP-Unternehmenskultur, aber wir müssen feststellen, dass es in der gewohnten Weise auch in diesem Jahr nicht möglich sein wird", sagte Cawa Younosi, SAP-Personalchef Deutschland, im Gespräch mit der RNZ. Man werde daher auf die eigentlich vorgesehene große Feier verzichten. Stattdessen solle nun jedes Team innerhalb der Belegschaft eine kleinere Weihnachtsfeier nach eigenen Vorstellungen planen. Diese "coronakonformen Events" könne jedes Team ganz individuell gestalten. "Angesicht der aktuellen Situation empfehlen wir allerdings ein virtuelles Treffen", so Younosi. In der deutschen Belegschaft mit ihren etwa 26.000 Mitarbeitern gebe es insgesamt 2200 solcher Teams.
Zudem werde es auch in diesem Jahr wieder eine virtuelle Weihnachtsfeier für die gesamte Belegschaft geben, versprach Younosi. Dafür seien auch prominente Gäste angefragt, ein Vertrag sei kurz vor dem Abschluss. Im vergangenen Jahr war beispielsweise die US-Popsängerin Christina Aguilera mit einem eigens komponierten Lied bei dem virtuellen Event aufgetreten.
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Insgesamt nehme SAP für die Weihnachtsfeiern mehr als fünf Millionen Euro in die Hand, so Younosi. "Die vergangenen beiden Jahre waren für die Mitarbeiter sehr herausfordernd", sagte der Personalchef. Man habe das gemeinsam durchgestanden, aber die persönlichen Begegnungen hätten gefehlt. "Deshalb wollen wir mit den Weihnachtsfeiern ein Signal setzen und unsere Mitarbeiter auffordern, sich während der Arbeitszeit zusammenzusetzen und zurückzublicken."
Aufgrund der angespannten Corona-Lage stellen derzeit viele Firmen die betriebliche Weihnachtsfeier auf den Prüfstand oder sagen sie sogar ganz ab. Der Grund liegt auf der Hand: Auf Weihnachtsfeiern lassen sich enge Kontakte kaum vermeiden, sodass trotz ausgefeilter Hygienekonzepte das Infektionsrisiko steigen dürfte. Damit nimmt auch das Risiko der Unternehmen zu, dass Mitarbeiter erkranken. Das Robert Koch-Institut (RKI) rät deshalb "dringend dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden". In der Region hatte beispielsweise bereits der Wieslocher Finanzdienstleister MLP die traditionell groß gefeierte Weihnachtsfeier gestrichen, Heideldruck sagte den üblichen Weihnachtsmarkt im Betriebsrestaurant in Wiesloch ab. Viele andere große Arbeitgeber wie BASF oder HeidelbergCement überlassen es den einzelnen Abteilungen, ob sie gemeinsam etwas unternehmen möchten, und erwarten lediglich, dass bestehende Hygieneregeln eingehalten werden.
Zuvor hatte auch die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer die Unternehmen zur Absage von großen Weihnachtsfeiern geraten. Sie halte sie in der aktuellen Lage nicht für angebracht, sagte die Ökonomin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "2G mit tagesaktuellem Test wäre eine Überlegung, um kleine Feiern stattfinden zu lassen", räumte Schnitzer ein.



