Jugendkultur

Gemeinderat soll Paket für "Junges Heidelberg" beschließen

Kritik gab es von der SPD und der "Feierbad-Jugendgruppe". Eine neue Internetseite soll Feier-Angebote anzeigen.

09.11.2021 UPDATE: 10.11.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Das "Feierbad" beim Tiergartenbad kam im Sommer gut an. Nun soll das Maßnahmenpaket "Junges Heidelberg" das Feier-Angebot dauerhaft verbessern. Archiv-Foto: Rothe

Von Anica Edinger

Heidelberg. Überraschung aus dem Rathaus: Am Montag ging den Gemeinderatsfraktionen eine Beschlussvorlage für die Sitzung des Gemeinderates an diesem Mittwoch zu – der Titel: "Maßnahmenpaket ,Junges Heidelberg‘". Die Stadträte sollen beschließen, dass verschiedene Projekte im Bereich Jugendkultur kurzfristig umgesetzt werden.

Anlass für die Vorlage ist das von OB Eckart Würzner angekündigte Alkoholverkaufsverbot für Spätsupermärkte in Teilen der Altstadt als Reaktion auf betrunkene, lärmende und randalierende Feiernde an der Alten Brücke. Im Maßnahmenpaket wird etwa die Fortsetzung des "Feierbad"-Konzepts genannt. Im Sommer feierten im "Feierbad 21" auf dem ehemaligen Gelände des Schwimmbadclubs an sechs Wochenenden rund 10.000 Jugendliche, was für eine zeitweise Entspannung am damaligen Partyhotspot Neckarwiese sorgte. Das "Feierbad" soll dem Willen der Verwaltung nach nun weitergeführt werden – allerdings nicht an einem festen Standort, sondern in Kooperation mit bestehenden Veranstaltungshäusern.

Auch die Awareness-Kampagne der Nachtbürgermeister Jimmy Kneipp und Daniel Adler wird in der Vorlage genannt. Diese soll Feiernde zunächst in der Altstadt für die Bedürfnisse der Anwohner sensibilisieren. Ein weiterer Baustein der Kampagne ist der Einsatz von Konfliktmanagern, die frühzeitig vor Ort das Gespräch mit den Nachtschwärmern suchen sollen.

Außerdem sollen der Kommunale Ordnungsdienst und die Polizei ihre Präsenz in der Altstadt verstärken. Die Kosten für diese Maßnahmen sind noch unbekannt. Der Gemeinderat wird quasi gebeten, einen Blanko-Schein auszustellen.

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Als "irritierend" bezeichnete SPD-Fraktionschefin Anke Schuster dieses Vorgehen der Verwaltung. Passenderweise hatte die SPD-Fraktion am Montagabend zu einem Fachgespräch zum Thema "Junges Heidelberg" eingeladen. Mit dabei waren die beiden Nachtbürgermeister Kneipp und Adler, aber auch Malte Metzner und Jens Ritter von der Jugendgruppe, die im Sommer das Feierbad mitorganisiert hatte. Von der Beschlussvorlage samt Maßnahmenpaket erfuhren die beiden nach eigener Aussage ebenfalls erst am Montag. "Man muss doch den Dialog mit den Betroffenen suchen, bevor man so eine Vorlage raushaut", sagte Ritter. Erst, nachdem die Vorlage bereits verfasst und in die Tagesordnung des Gemeinderats eingepflegt worden war, wurde die "Feierbad"-Gruppe zum Gespräch mit OB Würzner geladen – am Tag vor der Gemeinderatssitzung, am Dienstag von 15 bis 16 Uhr.

Ritter und Metzner zeigten sich beim SPD-Gespräch skeptisch gegenüber der Idee, das "Feierbad" in verschiedene Clubs zu tragen. Die beiden – ebenso wie die Nachtbürgermeister – hätten lieber eine Zeltlösung am alten Standort, ein winterfestes "Feierbad". "Wir denken, dass das erfolgversprechender wäre", sagte Metzner. Der Verwaltung zufolge wäre das aber "mit einem mittleren sechsstelligen Betrag von über 400.000 Euro deutlich zu teuer" – weshalb man die Idee begraben habe. Nachtbürgermeister Kneipp sieht in der Club-Idee das Problem, dass die Besucherzahlen in den verschiedenen Häusern massiv schwankten. Ins Cave 54 passten nur ein paar Hundert Jugendliche, während in der Halle 02 bis zu 2000 feiern könnten.

Dass es das "Feierbad" auch im Winter geben muss, darüber waren sich alle einig. SPD-Stadtrat Adrian Rehberger, von Beruf Polizist, forderte eine Vielzahl an Maßnahmen, um den Problemen an der Alten Brücke mit betrunkenen Jugendlichen zu begegnen. Auch das vom OB vorgeschlagene und viel kritisierte Alkoholverkaufsverbot könne ein "kleiner Baustein" sein, so Rehberger. Aber: "Das beste Mittel, die Massen zu entzerren, ist, mehr Angebote zu machen."

Info: Auf www.heidelberg.de/jungeorte zählt die Stadt auf, wo junge Leute Räume zum Feiern anmieten können oder wo sie feiern gehen können.

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