Der Traum vom Radweg-Lückenschluss ist ausgeträumt
Der Zuzenhausener Gemeinderat lehnt den Ausbau einer Radwegeverbindung zwischen Eschelbronn und Meckesheim ab.

Von Friedemann Orths
Eschelbronn/Zuzenhausen/Meckesheim. Die einen wollten, die anderen sagen aber nein: Es wird wohl zunächst keinen Radweg zwischen Eschelbronn und Meckesheim über Zuzenhausen geben. Der Zuzenhäuser Gemeinderat hat sich jetzt einstimmig dagegen ausgesprochen, Fördermittel zu beantragen, damit der Wiesentalradweg auf Zuzenhäuser Gemarkung verlaufen kann. Er würde die Brunnenregion an eine Radverbindung über Meckesheim, Wiesenbach und Neckargemünd bis nach Heidelberg anschließen.
Die Enttäuschung bei Eschelbronns Bürgermeister Marco Siesing ist groß, wie man einer Pressemitteilung entnehmen kann, die er kurz nach der Entscheidung veröffentlichte: "Will man ein solches Projekt dann angehen, stößt man – abseits der bekannten Lippenbekenntnisse – im tatsächlichen Leben allerdings auf harte Widerstände", kritisiert er die Entscheidung. Demnach habe eine "historisch einmalige Chance" ein "jähes Ende" gefunden. Familien und Berufspendler warteten laut Siesing "sehnsüchtig" auf den Lückenschluss.
Siesing hatte gemeinsam mit einem Vertreter eines Ingenieurbüros sogar selbst vor einiger Zeit im Zuzenhäuser Gemeinderat für den Lückenschluss geworben und sich gemeinsam mit Meckesheims Bürgermeister Maik Brandt, den beiden Landtagsabgeordneten Albrecht Schütte (CDU) und Hermann Katzenstein (Grüne) für den Ausbau eingesetzt. Auch in Meckesheim fiel der Entschluss einstimmig für das Projekt. Dort sprach man laut Siesing "von einem Traum, der nun in Erfüllung gehen könnte".
Der Traum ist vorerst ausgeträumt, denn in Zuzenhausen sieht man das Projekt mit anderen Augen: Dort ist aus dem Gemeinderat zu hören, dass man sich vor allem daran stört, dass der Weg durch das einzige Naturschutzgebiet der Gemeinde führen würde. Ein Vertreter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sprach gegenüber der RNZ auch davon, dass man Angst habe, dass das Gebiet zu einem "neuen Hundeklo" werden könnte. Man mache regelmäßig schlechte Erfahrungen mit Hundebesitzern, die ihre Tiere auf Zuzenhäuser Gemarkung ausführten, dem sogenannten "Wässeringsteg". Werde das Naturschutzgebiet mit dem Radweg erschlossen, befürchtet man noch mehr Verkehr in der Natur. Auch Vertreter des Angelvereins, der Landwirte und der Jäger hätten sich gegen den Radweg ausgesprochen und haben sogar eine Präsentation im Gremium gezeigt. Der Bedarf nach dem Weg sei für die Zuzenhäuser auch nicht so groß wie für die Eschelbronner: Eine Gemeindeverbindungsstraße nach Meckesheim gibt es schon entlang der Bahnlinie und Bundesstraße, ebenso gibt es einen zwischen Eschelbronn und Zuzenhausen. Der führt allerdings über einen steilen Berg und ist eher für Sportler oder E-Bike-Nutzer geeignet. Der Wiesentalradweg wäre hingegen flach. Trotzdem war man sich in Zuzenhausen einig, dass man kein Geld für einen Weg zahlen will, von dem man kaum einen Nutzen hat.
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Siesing kritisiert den Beschluss aus Zuzenhausen auch aus touristischer Sicht als "fatal". Fehlende oder nicht ausgebaute Radwege seien schlecht, um den Tourismus in der Region voranzubringen. Diesen Bemühungen hätte die Zuzenhäuser Entscheidung einen "Bärendienst" erwiesen. Die Entscheidung verstoße auch "gegen den Gedanken des Klimaschutzes".
Meckesheims Bürgermeister Maik Brandt ist ebenfalls enttäuscht. "Viele Gespräche, Arbeitsessen, Schriftwechsel, gemeinsame Fahrradtouren, Gespräche mit Abgeordneten und Bürgermeistern konnten die starre Haltung letztendlich leider nicht lösen", schreibt er in einer E-Mail an die RNZ. Dabei habe man sogar angeboten, die (Unterhalts-)Kosten zu übernehmen, die Zuzenhausen dabei entstehen könnten. Schon die Planungskosten hatten Eschelbronn und Meckesheim übernommen, schreibt Brandt.
Zuzenhausens Bürgermeister Hagen Zuber betont, dass man bereits 2019 gegen den Lückenschluss war, aus den schon genannten Gründen. Da sei es jetzt fairer, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. Der Gemeinderat habe "keine positive Stimme aus der Bevölkerung" gehört. Er sagt auch, dass es nicht sicher sei, dass man die Fördermittel in Höhe von 90 Prozent überhaupt bekommen würde. 2019 war von rund einer Million Euro Gesamtkosten die Rede. Am Ende ist das Projekt den Zuzenhäusern einfach zu aufwendig, Zuber spricht von einer Brücke und drei Metern Breite des angedachten Radwegs auf nur 700 Metern Zuzenhäuser Gemarkung – eben durch das Naturschutzgebiet. Hinzu komme die Verkehrssicherungspflicht. Aus Sicht von Eschelbronn und Meckesheim sei der Weg sinnvoll, aber Zuber bittet auch um Verständnis für "seine" Gemeinde.
Allgemein gegen Radwege sei man in Zuzenhausen aber nicht: Momentan hoffe man auf Fördermittel für einen Lückenschluss in Richtung Horrenberg, sagt Zuber.



