Auch nach Corona gibt es kein Ritterfest mehr
Das als überregional bekanntes Mittelalterspektakel zu Anfang September ist Geschichte. Die Hirschhorner Ritter wollen nun etwas Neues entwickeln.

Von Felix Hüll
Hirschhorn. Zum zweiten Mal hat das Ritterfest dieses Jahr nicht mehr stattgefunden. Weil so viele Feste und Ereignisse seit eineinhalb Jahren pandemiebedingt abgesagt wurden, fiel dies nicht weiter auf. Tatsache aber ist, dass die veranstaltende "Carnevalgesellschaft Hirschhorner Ritter 1967" (CGHR) dieses seit 1977 ausgerichtete Spektakel in der bekannten Form als Mittelalter-Stelldichein von überregionaler Wahrnehmung auch künftig nicht mehr ausrichten wird. Stattdessen ist Neues in Planung.
Es ist ein bisschen wie "zurück zu den Anfängen". Am 8. Oktober 1977 war zum zehnjährigen Bestehen des Vereins erstmals ein "Ritter-Herbstfest an der Stadtmauer" veranstaltet worden, um Geld zu erwirtschaften für die Fastnachtskampagne. CGHR-Präsident Klaus-Jürgen Ehret: "Die haben damals einen Umzug noch mit hundert Markt gemacht. Heute ist das eine fünfstellige Zahl in Euro."

Dieses Herbstfest war noch gar kein historisierendes Ereignis, blickt Ehret zurück. "Und es war auch noch nicht am Château-Landon-Platz und den anderen Spielorten, sondern hat klein in der Hermannsgasse, am Hermannsplatz und an der Stadtmauer in der Altstadt begonnen."
Ehrets damaliger Amtsvorgänger im Verein, Karl Rupp, gleichzeitig auch Hirschhorns Verkehrsamtsleiter, hatte mit seinem Team dieses Herbstfest angeleiert, das erst mit der 600-Jahr-Feier Hirschhorns 1990 des Jubiläumsdatums wegen vom Oktober auf Anfang September vorverlegt wurde.
Auch interessant
Anfang der 90er Jahre hatte der Mittelalter-Eventspezialist Michael E. Wolf auf dem Schloss ergänzend einen Mittelaltermarkt organisiert, der 1994/95 von den Rittern selbst übernommen wurde.
Gleichzeitig verlagerte der Verein das "Ritterfest" aus der Altstadt auf die Flächen Château-Landon-Platz, Alleeweg mit angrenzendem Parkplatz und Wiese sowie dem Wolfenacker. Im Lauf der Zeit wuchs das Herbst-Bewirtungsereignis zu einem Rund-um-die_Uhr-Zwei-Tage-Programm mit engagierten Schau- und Musikgruppen wie etwa der Ritterdarsteller "Fictum"aus Tschechien und mit bis zu über 100 Marktteilnehmern, die ihre Buden und Stände zwischen "Turnierplatz", "Spielwiese", "Spielbühne" und "Ritterlager" aufschlugen. Entsprechend professionalisiert entwickelte sich das Ritterfest-Management, das zuletzt der CGHR-Vorstand um Ehret mit seinen Stellvertretern Axel Leippe und Peter Lager, Schatzmeister Oliver Neuer und Schriftführerin Stefanie Koch federführend organisierte - allen vorneweg jedoch der "Marktvogt" Dieter Johann König, mit seinem Bruder zudem auch "fürs Licht zuständig".
Er hatte schon zum letzten stattgefundenen Ritterfest 2019 angekündigt, nicht mehr weiter machen zu wollen; eine angedachte "Erbfolge" durch seine Tochter Sophie hat sich nicht ergeben. Wie jetzt noch gesundheitliche Gründe hinzu kamen war klar, dass für die Zeit nach den Pandemieeinschränkungen neu überlegt werden müsse.
Für Ritter-Präsident Ehret kam hinzu, dass wegen der vertraglichen Verpflichtungen lange im Voraus zu entscheiden war, ob der aktuell rund 380 Mitglieder zählende Verein 2021 eine derartige Großveranstaltung unter Coronabedingungen angehen solle – der Vorstand entschied wie bekannt. "Die große Zeit der Mittelalterfeste hat ihren Zenit überschritten" sagt Ehret, und so stelle sich die Frage, was der Verein außerhalb der Fastnachtskampagne ausrichte, um Geld für den Karneval selbst zu erwirtschaften – das zweite Hirschhorner Großereignis, den Fastnachtsumzug sowie die Saalfastnachten zuvor.
"Im Spätjahr setzen wir uns an den Tisch und gehen die verschiedenen Ideen mal durch. Ideen sind einige da, und wir werden sehen, was die Ritter dann angehen" kündigt Ehret an. Zu den Überlegungen gehört ein möglicher Wechsel des Veranstaltungstermins, der Versuch, das "Outdoor (Wetter-)Risiko" zu minimieren und auch ein Überplanen, wie und wo das Inventar eingesetzt werden und wer welche Aufgaben übernehmen soll.
Ehret: "Wir haben 1977 mit einem Herbstfest an der Stadtmauer angefangen. Ich könnt’ mir vorstellen, dass wir klein beginnen. Und wo das hingeht, wird man sehen. Ich denk’ mal, 2021 wird zwar nichts mehr möglich sein. 2022 machen wir wieder Fastnacht und dann gehen wir mit Elan in andere Veranstaltungen."



