Limbach

Wo der Schulbetrieb modern und nachhaltig wird

Die RNZ war mit Bürgermeister Thorsten Weber und Georg Farrenkopf auf Sommertour: Und ergründete "neue Wege" in der Limbacher Gemeinschaftsschule.

16.08.2021 UPDATE: 17.08.2021 06:00 Uhr 4 Minuten, 8 Sekunden
Gemeinschaftsschule Limbach. Foto: Jana Schnetz

Von Jana Schnetz

Limbach. So muss Schule funktionieren, um junge Menschen für die Zukunft ausbilden zu können, lautete das Fazit einer der RNZ-Sommertour-Gäste. Ein Lob, das Bürgermeister Weber trotz aller baulichen Herausforderungen inmitten der Corona-Pandemie sicher gerne hörte: "Es ist ein hervorragendes Projekt für uns und eines, das sich definitiv sehen lassen kann."

Am Donnerstagmittag versammelten sich fünf Teilnehmer vor dem Eingang der Limbacher Gemeinschaftsschule, bereit für eine sehenswerte Führung mit Bürgermeister Thorsten Weber und Bauamtsleiter Georg Farrenkopf.

Vor dem Eingang gab der Bürgermeister auch gleich Einblick in die jüngste Entwicklungsgeschichte der Schule am Schlossplatz: 2014 sank die Schülerzahl an der damaligen Limbacher Hauptschule von einst 280 auf fast die Hälfte. Der Weiterbetrieb der Schule stand auf der Kippe. Um sie zu retten, entschloss sich die Gemeinde zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule – entstanden ist daraus ein weitreichender Umbau zu einer der modernsten Gemeinschaftsschulen im Landkreis. Die Baukosten für dieses Großprojekt bezifferte der Bürgermeister auf 10,5 Millionen Euro.

Noch keinen Schritt in die Schule getan, prasselten die ersten Fragen der Teilnehmer ein: Woran es lag, dass Limbach den Zuschlag für die Gemeinschaftsschule bekam? Man stand durchaus in Konkurrenz mit der Gemeinde Elztal, antwortete Weber. Er vermute aber, dass das große Einzugsgebiet der Limbacher Schule ein Vorteil war. Nicht umsonst beschreibt der Bürgermeister seine Gemeinde "im Herzen des Neckar-Odenwald-Kreises" ansässig – das würden auch die Herkunftsorte der Schüler zeigen, die sowohl im Altkreis Buchen als auch im Altkreis Mosbach liegen.

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Im Folgenden besah sich die Gruppe die Schule von innen. Die Teilnehmer gehörten zu den Ersten, die sie in ihrem neuen Gewand mit Ausnahme von Gemeinderäten und Schulangestellten besichtigen durften.

Die Treppe im Neubau der Schule am Schlossplatz ist ein Hingucker. Das befanden die Teilnehmer der Sommertour sowie Bürgermeister Thorsten Weber, Bauamtsleiter Georg Farrenkopf und Konrektorin Sandra Diefenbach, die durch die Schule führten. Foto: Jana Schnetz

Im Eingangsbereich des alten Schultrakts verriet Weber weitere Details zu den Kosten: "Wir können uns nicht beschweren, denn 10,5 Millionen Euro stehen 8,1 Millionen Euro Zuschüssen gegenüber. Demnach gehen wir von Kosten für die Gemeinde von circa 2,4 Millionen Euro aus." Obwohl die Limbacher Schule im Schulverbund mit Fahrenbach und Waldbrunn steht, trage die Gemeinde Limbach alle Kosten. Teuerstes Gewerk war übrigens der zweistöckige Rohbau mit 2,8 Millionen Euro. Stand jetzt vergab der Gemeinderat 34 Gewerke einschließlich der Ausstattung.

Die Teilnehmer sahen sich interessiert um, während Weber fortfuhr: "Der Eingangsbereich wird komplett entkernt. Hier entstehen eine kleine Aula mit Mensabereich und einem Bibliotheksraum." Wer die Schule am Schlossplatz noch aus Hauptschulzeiten kennt, erinnert sich sicher an die markanten rot gerahmten Glaswände im Eingangsbereich. Diese werden auf Wunsch des Lehrerkollegiums wiederverwendet und sollen im Bibliotheksraum eingebaut werden. Mit diesem Ansinnen liegt der Schulträger im Trend der Nachhaltigkeit. "Beim Teppich wollten wir aber auf die Nachhaltigkeit verzichten", sagte Weber mit einem Schmunzeln. Hier werde, ebenso wie im Neubau bereits geschehen, ein roter Fußboden verlegt.

Im zukünftigen Musikfachraum genoss die Gruppe einen tollen Blick auf den neu gepflasterten Schulhof und die Sportplätze. Gut zu erkennen war das sogenannte runde Klassenzimmer, das später einmal Unterricht im Freien möglich machen soll. Hier fanden die Teilnehmer bereits lobende Worte für den Schulumbau – und das trotz ersichtlicher Baustellen. Weber nahm das mit Humor. Unter dem Lachen der Teilnehmer sagte er: "Wir wollten eigentlich an Pfingsten umziehen, haben nur nicht gesagt, in welchem Jahr."

Die Nachrüstung und Erneuerung der Decken, Böden, Elektrik und Ausstattung in diesem Trakt stünden noch aus, fügte Farrenkopf beim Gang durch den 1995 Quadratmeter großen Altbau an. Alle Fachräume seien hier, verteilt auf die zwei Stockwerke, untergebracht.

Einige Teilnehmer erkundigten sich nach dem energetischen Konzept der Schule. Dieses bestehe aus Wärmerückgewinnung, ergänzt um eine Wärmepumpe mit einem kombinierten Eisspeicher, teilte der Bürgermeister den Zuhörern mit. Außerdem sei die Schule an das bestehende Nahwärmenetz angeschlossen. Dank einer geplanten Fotovoltaikanlage auf dem Dach rechne die Verwaltung mit 30 bis 40 Prozent an Eigenstrom.

Schon alleine mit der kompletten Umstellung auf LED-Beleuchtung könne man den Energieverbrauch deutlich reduzieren, erklärte Farrenkopf. Von Anfang an habe man sich über die Energieversorgung große Gedanken gemacht.

Farrenkopf und Weber führten die Gruppe anschließend in den Neubau, der ein optischer Höhepunkt der Besichtigung war – und das nicht nur wegen den schönen Fensterausblicken im oberen Stockwerk mitten ins Grüne. Besonders gefiel der Gruppe der schlichte, klar strukturierte Neubau mit rotem Fußboden und nackten Betonwänden. Die imposante Treppe zog die Blicke der Teilnehmer auf sich. Hier waren die Bauarbeiten gar so neu, dass selbst der Lack auf der Treppe noch nicht getrocknet war.

Behutsam schaute sich die Gruppe also um, nickte jedoch anerkennend angesichts des stimmigen Gestaltungskonzepts. Ein wenig Vorstellungskraft war hingegen im Erdgeschoss nötig. Hier werden das gerade entstehende Lehrerzimmer und die Mensa einen nahtlosen Übergang in den neuen Trakt bilden, so Weber.

Mit der Vergabe der Architekturleistung 2016 an Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner aus Nürnberg folgte ein langer Bauprozess, der nach den Schulferien ein vorläufiges Ende finden soll. Dann will die Gemeinde den Neubau in Betrieb nehmen.

Konrektorin Sandra Diefenbach demonstrierte die Funktion der digitalen Tafeln. Nach Ende der Sommerferien sollen sie endlich im Unterricht eingesetzt werden.

Im Neubau holte Weber auch Konrektorin Sandra Diefenbach hinzu, die die Gruppe mit Informationen zum Schulkonzept bereicherte. "Wir arbeiten mit unterschiedlichsten Niveaustufen, um den Schülern den bestmöglichen Abschluss zu geben. Aber dennoch sitzen alle Schüler zusammen in einer Klasse." Für das Konzept der Gemeinschaftsschule bietet die Schule am Schlossplatz neueste Voraussetzungen: Zwölf voll eingerichtete Klassenzimmer und Differenzierungsräume machen individuelles wie auch gemeinschaftliches Lernen möglich. Was fehle, sei nur noch die bestimmungsgemäße Nutzung durch Lehrer und Schüler, so Diefenbach. Sie könne es kaum erwarten, mit ihrem Kollegium in den Sommerferien endlich umzuziehen. "Was das hier ausmacht, ist die familiäre Atmosphäre. Man kennt die Schüler beim Namen. Das ist wirklich ein Vorteil." Wie viele Schüler und Lehrer die Schule genau beherberge, wollte denn auch ein Teilnehmer wissen. Die Antwort der Konrektorin folgte prompt: 245 Schüler sind es im neuen Schuljahr, die von 36 Lehrkräften unterrichtet werden.

In einem der insgesamt zwölf Klassenzimmer demonstrierte Diefenbach die digitalen Tafeln – eine weitere Besonderheit der Schule. Da fand sich auch der ein oder andere Teilnehmer in Schulzeiten zurückversetzt. Fasziniert ließen sich die fünf Teilnehmer alle Kniffe und Einzelheiten der Technik erklären. Bei einem abschließenden Rundgang über den Schulhof bot sich noch einmal die Gelegenheit, die Schulfassaden des ehemaligen Bestandsgebäudes und des Neubaus zu betrachten.

Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von dem Gesehenen. Bei Brezeln und einem kühlen Getränk tauschte sich die Gruppe angeregt mit Bürgermeister Weber, Georg Farrenkopf und Sandra Diefenbach aus. Schön, dass man so ein wichtiges Gemeindeprojekt besichtigen durfte, lautete das einhellige Fazit der Teilnehmer. Im Namen der Redaktion dankte Volontärin Jana Schnetz Bürgermeister Thorsten Weber für die informative und kurzweilige Sommertour.

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