Könnte ein Teil des RNV-Betriebshofes in die Eternit-Hallen?
Diese Frage beschäftigte den Bauausschuss des Zweckverbands. OB Reinwald: Komplex ist ein "schützenswertes Kulturdenkmal".

Leimen. (ths) Der Bauausschuss des Zweckverbands "Interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet Heidelberg-Leimen" hat sich jetzt wie berichtet zu seiner ersten Sitzung im Neuen Leimener Rathaus zusammengefunden. Der Heidelberger SPD-Stadtrat Karl Emer riss dabei ein Thema mit möglicherweise weitreichenden Folgen an. Er fragte nämlich den Verbandsvorsitzenden, Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald, was dieser davon halte, einen Teil des Betriebshofes der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (RNV) in die mittlerweile brach liegenden Hallen des Eternit-Werkes zu verlegen.
Von ersten Gesprächen darüber konnte Reinwald schon berichten, aber für die Umsetzung benötige man nun bekanntlich die Mitwirkung des Landesdenkmalamtes, was er "sehr ernüchternd" fand. Denn seit diesem Jahr zählen die Hallen vorwiegend auf Leimener Seite, die rund 2,4 Hektar von insgesamt sieben Hektar des Werkes ausmachen, die Werkstatt- und Sozialgebäude sowie das Pförtnerhaus nebst den Fahrzeugunterständen in ihrer Gesamtheit als schützenswertes Kulturdenkmal.
Seitdem gelten künstlerische und wissenschaftliche Schutzgründe, erklärte Verbandsgeschäftsführer Horst Althoff dazu. Denn am Erhalt bestehe öffentliches Interesse, da der anno 1986 in der Schweiz verstorbene Architekt Ernst Neufert als Schüler und späterer Büro-Leiter des Staatlichen Bauhauses galt, das Walter Gropius 1919 in Weimar gründete. "Sein Buch ,Bauentwurfslehre’ aus dem Jahr 1959 steht in jedem Architektenbücherregal", unterstrich Althoff die Wichtigkeit Neuferts, der in den 1950er-Jahren den Auftrag von Eternit erhielt, das Werk in Leimen zu planen.
Diese Ikone der Industriearchitektur der Nachkriegsmoderne mit der signifikanten Sägezahn-Silhouette der Produktionshalle überzeuge mit seiner konsequenten Verwendung und Zurschaustellung des in der Fabrik hergestellten Baustoffes, der Wellplatte aus Faserzement, erklärte Althoff. Deshalb diene alles der Verkörperung einer einheitlichen Produktidee, die vor vier Jahren dann ihr Ende fand. Auch wenn aus der Sicht Althoffs daher Teile der Produktionsanlagen nun ermöglichen, "die Funktion der Gebäude nachzuvollziehen und Einblicke in die Faserzementherstellung zu gewähren", gelte es zwischen öffentlichem Bedürfnis einer dort geplanten Straße und dem Denkmalschutz abzuwägen.
Reinwald erhoffte sich dennoch Kompromissbereitschaft bei allen Beteiligten, auch wenn das Eternit-Werk die Farbproduktion auf einer rund drei Hektar großen Fläche erhalten wolle. "Im Moment baut Eternit dort zurück, wo es auch darf", ergänzte Althoff. Zusätzlich gebe es keine weiteren Anträge des Eigentümers auf Abriss.



