Heidelberg

Wie geht es weiter auf der Neckarwiese nach den Krawallen?

Die Anwohner fordern bei einer Ortsbegehung der CDU-Fraktion Konsequenzen. Die Stadt arbeitet schon an neuen Regeln.

08.06.2021 UPDATE: 09.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Bei einer Ortsbegehung auf der Neckarwiese durften Anwohner der Uferstraße gegenüber CDU-Stadträten ihre Sorgen schildern. Mit dabei war auch Theo Härter, Leiter des Polizeireviers Heidelberg-Nord (vorne links). Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Nach den Krawallen vom Pfingstwochenende hat die Diskussion um die Neckarwiese wieder an Fahrt aufgenommen. Ein Zusammenschluss von rund 100 Anwohnern, der sich "Aktionsgruppe Neckarwiese" nennt, fordert in einem Positionspapier schärfere Kontrollen und einen beschränkten Zugang zu der Naherholungsfläche am Fluss (siehe unten). Am Montag trafen sich Vertreter der CDU-Fraktion und der CDU Neuenheim mit diesen Uferstraßen-Bewohnern und luden dazu auch noch Theo Härter, Leiter des Polizeireviers Nord, ein.

Härter ist erst seit Mai 2020 Revierleiter und trat daher mitten in der Corona-Pandemie sein Amt an. "Ich habe die Neckarwiese noch nicht in einer Normalsituation erlebt", sagte er den Anwohnern. Und obwohl es bereits letzten Sommer viele Beschwerden wegen Ruhestörungen gab und die Wiese acht Mal geräumt werden musste, haben auch ihn die Ausschreitungen in der Nacht zum Pfingstsonntag "schockiert", wie er zugibt: "Flaschenwürfe auf Polizisten, Spuckattacken, hemmungslose Zerstörungswut, das hat es vorher in diesem Ausmaß noch nicht gegeben." Als Konsequenz arbeiteten nun Polizei und Stadt an einer gemeinsamen Konzeption, die über das nächtliche Aufenthaltsverbot, das noch einmal am nächsten Wochenende gelten soll, hinausgeht. Die Beamtin, die sich bei dem Einsatz den Fuß gebrochen hat, ist noch krankgeschrieben.

Den Anwohnern geht es aber um mehr. Eine Frau beklagt sich, dass sich die Polizei am vergangenen Wochenende direkt nach Beginn des Aufenthaltsverbots von der Neckarwiese entfernt habe. "Um 23.30 Uhr ging aber wieder Remmidemmi unter der Brücke los." Und genau gegen diese andauernden nächtlichen Ruhestörungen mit Lautsprecherboxen, Gegröle und vor allem lärmenden "Auto-Posern" richtet sich der Ärger der Aktionsgruppe. "Wenn es jetzt nicht zu diesen Krawallen gekommen wäre, würden wir wieder nur mit dem Landschaftsamt, dem Verkehrsmanagement und der Stadt reden", ärgert sich Friedrich Blank. Dabei bemühten sich er und die anderen Anwohner der Uferstraße seit Jahren um eine Verbesserung der allgemeinen Verhältnisse.

Polizist Härter mahnte, man müsse die ärgerlichen Ruhestörungen klar von den schweren Straftaten vom Pfingstwochenende trennen. Das Problem, vor dem seine Kollegen oft stehen: Um einen Platzverweis zu erteilen, müssen sie den Störer genau identifizieren. Anwohnerin Vera Cornelius-Lambert schilderte hingegen ihre Situation: "Wenn ich drei Mal in der Woche die Polizei rufen muss, ist die Nachtruhe beim Teufel." Der Zustrom von "Auto-Posern" und Krawallmachern müsse auch durch die konsequente Überwachung des Anwohnerparkens verhindert werden. "Jedes zweite Auto kommt von auswärts."

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Die Stresserbeleuchtung sei zudem nicht hell genug. Die Stadt lehne eine nächtliche Bewässerung der Neckarwiese im Kampf gegen die Störer aus Kostengründen ab und schränke das Grillen nicht genügend ein. Es waren viele Punkte, die von der Aktionsgruppe angesprochen wurden. Die Anwohner bedauern es auch, dass sie bislang noch nicht an der Ausarbeitung der neuen Neckarvorlandsatzung beteiligt wurden, obwohl die Ämter bereits seit Monaten daran arbeiten. Im Juli kommt der Entwurf in den Bezirksbeirat Neuenheim. CDU-Fraktionschef Jan Gradel sagte zu, dass sich die Union für ein Gespräch mit den Ämtern einsetzen werde. Darüber, was es mit den Lärmmessungen an der Neckarwiese auf sich hat, konnten aber weder die Stadträte noch die Pressestelle der Stadt Auskunft geben.

Unterdessen stellt die Fraktion der "Heidelberger" bereits einen konkreten Antrag für den Gemeinderat. Darin enthalten: Eine "Awareness-Kampagne" für die Neckarwiese, ein generelles Aufenthaltsverbot ab 23 Uhr und strengere Kontrollen, Falschparker müssten konsequent abgeschleppt werden. Nachtbürgermeister Daniel Adler, der auch bei der Begehung dabei war, mahnt hingegen: "Man kann nicht alles über Verbote regeln, sondern muss über den Dialog nach gemeinsamen Lösungen suchen."


Wie die Anwohner für Ruhe sorgen wollen

Neun kurz- und mittelfristige Maßnahmen schlägt die Aktionsgruppe von Anwohnern in einem Positionspapier vor, um die Neckarwiese zu befrieden. Bereits ab Ende Juni sollte die Zufahrt zur Neckarwiese an Wochenenden ab 21 Uhr beschränkt, die Zufahrtswege zur "Kastanienallee" blockiert und das nächtliche Aufenthaltsverbot ab 22 Uhr in den Nächten auf Samstag und Sonntag gegebenenfalls verlängert werden.

Ort des Geschehens

Bis Ende April 2022 empfiehlt die Aktionsgruppe für den gesamten Stadtteil Neuenheim, am Wochenende nur noch Anwohnerparken zu gestatten und keine Ausnahmen mehr für Parkscheiben vorzusehen. Wünschenswert wäre in ihren Augen auch eine Schranke für Anwohnerparkplätze, regelmäßige Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienst und die Polizei, ein Verbot unzulässiger Lärmquellen, eine Auswertung der Lärmmessungen, die bei einer deutlichen Belastung ein Aufenthaltsverbot ab 22 Uhr vorsieht, und Angebote für alternative Veranstaltungsorte.

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