Baden-Württemberg

So will das Lernrückstände in Schulen nachholen

Schulschließungen haben Folgen für die Bildung von Schülern. Das Land will gegensteuern und Stoff nachholen lassen.

08.06.2021 UPDATE: 09.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Das Schuljahr war für die Kinder und Jugendlichen ein einziges Hin und Her. Mit der Folge: viele Schülerinnen und Schüler haben Wissenslücken. Foto: dpa

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Seit Monaten diskutieren Öffentlichkeit und Politik über nachteilige Folgen der Corona-Pandemie für Bildungserfolge von Kindern. Wie schwerwiegend sind die Auswirkungen? Wie groß die Lernlücken? Was kann man tun, um verpassten Stoff nachzuholen? Die grün-schwarze Landesregierung plant, teils mit Finanzhilfe des Bundes, ein Programm in drei Stufen. Die erste soll kommende Woche beginnen, die dritte voraussichtlich bis in den Winter laufen.

Der Bedarf: Wie groß die Lernlücken sind und wo sie liegen, hätte der Landeselternbeirat gern durch landesweit zentrale Erhebungen festgestellt. Die wird es aber wohl nicht geben. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) erklärt, die Rückstände seien sehr unterschiedlich. Lehrer würden Lernstände einzelner Klassen nun durch Tests eruieren. In der Antwort auf eine bisher unveröffentlichte Anfrage der Landtags-SPD betont sie die Bedeutung regelmäßiger Schüler-Vergleichsarbeiten wie "Lernstand 5", "Vera 3" oder "Vera 8". Sie wurden wegen Corona verschoben, teils stehen sie zu Beginn des kommenden Schuljahres an. Die SPD sieht das Vorgehen kritisch: "Der Weg der Schulen aus der Pandemie führt über eine individuelle förderdiagnostische Lernstandserhebung. Die Landesregierung muss dabei jetzt in die Pötte kommen", fordert der Schul-Experte der Fraktion, Stefan Fulst-Blei.

Phase 1: Kommende Woche soll das erste Programm zur Bewältigung von Corona-Folgen starten: "Bridge the Gap" (Englisch: Überbrückt die Lücke) sieht vor, dass 550 Lehramtsstudenten an Schulen aushelfen. Angeworben wurden sie in den vergangenen Wochen. Sie sollen pro Zeitstunde ein Honorar von 15 Euro erhalten. Die Studenten sollen Lehrer unterstützen, auch bei Bedarf mit einzelnen Schülern arbeiten. Enden soll das Programm, das als "Pilot" gedacht ist und evaluiert werden soll, mit Beginn der Sommerferien.

Wie Schopper und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) nun bekanntgaben, hätten sich rund 900 Studenten freiwillig gemeldet. Derzeit könnten Schulen Bedarf anmelden. Es laufe "das Zueinanderfinden", wie Schopper sagte, "und dann darf es schon Mal losgehen". Unklar ist, wo es überall losgehen darf. 550 Studenten stehen rund 4500 Schulen gegenüber. Klar ist bisher, dass nur Schulen "im Umfeld" beteiligter Hochschulen zum Zuge kommen: Das sind die Universitäten Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Stuttgart und Tübingen sowie die Pädagogischen Hochschulen Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Schwäbisch Gmünd, Ludwigsburg und Weingarten. Bauer sagte, man müsse lernen, in welchen Fächern und Schularten der Bedarf besonders groß sei. Kultusministerin Theresa Schopper glaubt jedoch nicht, dass die Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler durch die Corona-Pandemie kurzfristig aufgeholt werden können. "Man wird nicht alles, was man jetzt versäumt hat, aufholen müssen und eins zu eins aufholen können", sagte die Grünen-Politikerin.

Auch interessant
Baden-Württemberg: Schülervertreter für Testpflicht und freiwilliges Tragen von Masken (Update)

Phase 2: Sie schließt sich in den Sommerferien an, voraussichtlich wie vergangenes Jahr in den letzten beiden Wochen. Das Programm heißt "Lernbrücken". Vergangenes Jahr nahmen rund 60.000 Schüler an knapp der Hälfte aller Schulen teil. Unterrichtet wurden sie von regulären Lehrkräften, Studenten, Referendaren sowie "weiteren pädagogisch geeigneten Personen", wie das Kultusministerium mitteilt. Die Vorarbeiten seien "in vollem Gange".

Phase 3: Die Hauptarbeit soll kommendes Schuljahr laufen – im Programm "Rückenwind", das ebenfalls in Vorbereitung ist. Finanzieren soll es offenbar zum Großteil der Bund. Der hat zwei Milliarden Euro Fördergelder angekündigt, davon eine Milliarde für "additive Förderprogramme", schreibt Schopper in der Antwort auf die SPD-Anfrage. Für Baden-Württemberg stünden damit rund 130 Millionen für das Programm ,Rückenwind" zur Verfügung", Das Land wird sicher eigenes Geld für Personal zuschießen. Wie viel, darüber wird verhandelt. Laut Schopper soll der "Rückenwind" bis Weihnachten oder zum Ende des ersten Halbjahrs wehen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.