160 Hirschberger konnten sich am Samstag vor Ort impfen lassen
Angebot für Bürger, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind - "Ich habe nicht einmal den Pieks gespürt"

Von Marco Partner
Hirschberg. Ältere Damen und Herren auf der Wartebank, herumhuschende Rettungssanitäter und Gestalten in weißen Schutzanzügen, die hinter künstlichen Trennwänden verschwinden. Die Heinrich-Beck-Halle war am Samstag kaum wiederzuerkennen. Seit Dezember 2020 werden in Deutschland vor allem Senioren mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft. Wer aber nicht im Altenheim lebt und nicht mobil genug ist, um die Impfzentren in Weinheim oder Heidelberg aufzusuchen, der ging trotz Impfaufforderung bislang leer aus. Aus diesem Grund hat die Gemeinde Hirschberg Abhilfe geschaffen und einen Vor-Ort-Termin für sie auf die Beine gestellt.
Die 80-jährige Jutta ist kurz vor 10.30 Uhr die Erste und steht mit weißer FFP2-Maske, gelbem Impfpass und ihrer Terminvereinbarung vor dem Haupteingang der Halle. Vor zwei Wochen hat sie eine Einladung in ihrem Briefkasten vorgefunden. "Ich habe sie gleich ausgefüllt und zurückgeschickt. Das Impfzentrum in Weinheim ist mir zu weit entfernt", sagt sie. Auch für Franziska (84), die als Zweite in der Reihe steht. "Daher ist das eine schöne Alternative", findet sie.
Nach der Anmeldung im Foyer heißt es erst einmal: Hände desinfizieren. Dann geht es weiter in die Halle. Jutta zeigt bei der Registrierung ihren Impfpass vor und wird schon nach möglichen Allergien und Vorerkrankungen abgefragt. "Mit Astra-Zeneca hätte ich mich wohl nicht impfen lassen. Aber bei Biontech habe ich keine Bedenken", erklärt sie. Per Einbahnstraßen-System werden sie und die anderen Impflinge im Anschluss von Station zu Station gelotst. Mit Sichtschutzplanen überspannte Bauzaungitter trennen die einzelnen Bereiche voneinander.
"Sie haben eine Art Laufzettel, auf dem jede Station abgehakt wird. Zunächst gibt es eine ärztliche Aufklärung, es wird der Anamnesebogen abgefragt und die Personen müssen nochmals ihre Einwilligung geben", erläutert Bereitschaftsleiter Carsten Ewald vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Leidet man an einer Blutgerinnungsstörung, nimmt man blutverdünnende Medikamente ein, besteht eine akute Erkrankung? Jutta hat sich schon im Vorfeld per Beipackzettel über mögliche Risiken und Nebenwirkungen des Impfstoffs informiert. Nach dem bestätigenden Kopfnicken von Ewald darf sie die Impfstraße I betreten, und verschwindet in dem parcoursartigen Labyrinth, das sie wie 159 andere Senioren vor Corona schützen soll.
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Genau 160 Personen wurden für die Vor-Ort-Impfung zugelassen. Die Nachfrage war jedoch deutlich höher. "Wir sind dabei streng nach Geburtsdatum vorgegangen", betont Bürgermeister Ralf Gänshirt, der sich am Samstagmorgen selbst ein Bild von der Impfaktion macht. Insgesamt seien 1160 Hirschberger Bürger angeschrieben worden. Allein 836 Personen, die über 80 Jahre alt sind. "Da aber aus dieser Altersgruppe bereits viele geimpft wurden, haben wir auch die Jahrgänge 1941 bis 1943 eingeladen", so Gänshirt. Letztlich musste den 109 jüngsten Interessenten eine Absage erteilt werden. "Wir wollen vor allem die Senioren erreichen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und kurze Wege schaffen", verdeutlicht der Bürgermeister. Tatsächlich finden auch viele Personen mit Krücken und Rollator erfolgreich den Weg in die Heinrich-Beck-Halle.
Der Ortsverein des DRK, Mitarbeiter der Verwaltung, der Bauhof und ein Impfteam des Rhein-Neckar-Kreises arbeiten für den reibungslosen Ablauf Hand in Hand. "Es musste vorher alles desinfiziert, Stühle angeschafft, viele Hinweis-Aufkleber und Schilder angebracht, aber natürlich auch die Sicherheit und mögliche Fluchtwege berücksichtigt werden", sagt Matthias Hufnagel. Der Hausmeister der Martin-Stöhr-Grundschule sorgt sonst vor allem bei den Handball-Spielen der SG Leutershausen für Licht und Technik in der Halle. Der jetzige Aufbau erinnere ein wenig an die Blutspenden-Termine, die ebenfalls schon häufiger in der Spiel- und Sportstätte organisiert wurden, findet er.
Die Injektion selbst führen zwei Ärzte durch. Doch zuvor muss das Vakzin erst einmal "aufbereitet" werden. Das bedeutet, es wird sprichwörtlich aufgetaut und auf Zimmertemperatur gebracht, anschließend verdünnt und die fertigen Ampullen immer frisch in die Kabinen der Ärzte geliefert. Dann heißt es: Oberarm frei machen. Ein kurzer Pieks. Fertig! Im Anschluss nehmen die Geimpften noch einmal eine Viertelstunde in einem Wartebereich Platz. "Um sicherzugehen, dass sie nicht allergisch reagieren, oder falls ihnen doch schlecht werden sollte", erklärt Ewald.
Eine 92-Jährige tritt gegen 11 Uhr wieder gut gelaunt aus der Halle. Ihre Tochter hat sie zur Impfung begleitet. "Es war gar nicht schlimm, ich habe nicht einmal den Pieks gespürt", sagt die Seniorin. Am 8. Mai muss sie wieder "antanzen", dann steht nämlich ihr zweiter Impftermin an.



