Mannheim

IHK berichtet von Verzweiflung bei den Betrieben

Wirtschaftsverbände kritisieren Oster-Lockdown harsch. IHK Rhein-Neckar berichtet von zunehmender Verzweiflung bei Betrieben.

23.03.2021 UPDATE: 24.03.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Von Barbara Klauß

Mannheim. Es ist die Rede von Hoffnungslosigkeit und einer drohenden Pleitewelle: Die Branchen, die besonders hart von den Corona-Maßnahmen betroffen sind, haben entsetzt auf den die Verlängerung des Lockdowns reagiert, den Bund und Länder in der Nacht auf Dienstag beschlossen haben. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warf der Politik vor, "im Tunnelmodus" zu agieren und nur auf die Inzidenzwerte zu schauen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sprach von "politischem Missmanagement", der Ferienhausverband von einer "absoluten Katastrophe".

Bund und Länder hatten beschlossen, das öffentliche Leben rund um Ostern für fünf Tage weitgehend herunterzufahren. Reisen soll es möglichst nicht geben, Außengastronomie ebenso wenig. An Gründonnerstag sollen sämtliche Läden schließen und auch die Wirtschaft weitgehend heruntergefahren werden. Am Karsamstag soll lediglich der Lebensmittelhandel öffnen dürfen.

Diese Beschlüsse stoßen auch bei Unternehmen in der Region auf harsche Kritik, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar mitteilte. "Beim Impfen und beim Testen wurden durch Bund und Länder wertvolle Zeit versäumt", erklärte IHK-Präsident Manfred Schnabel. "Daher blieben angesichts der aktuellen Corona-Situation der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten ein neuer Lockdown und die Notbremse offenbar als letzter Ausweg." Die Maßnahmen seien allerdings vielfach nicht nachvollziehbar und würden weder dem Gesundheitsschutz noch der Sicherung der wirtschaftlichen Basis gerecht. Viele Betriebe seien verzweifelt, so Schnabel. "Für Kopfschütteln sorgt die noch völlig offene konkrete Ausgestaltung der ,Ruhetage’ über Ostern." In den Unternehmen schwinde zunehmend das Vertrauen.

"Nach wie vor konzentriere sich die Corona-Politik ausschließlich auf die Inzidenzen und honoriert nicht ausreichend, dass die Ansteckungsgefahren im Einzelhandel auch von Experten als niedrig beurteilt werden", teilte der Handelsverband Nordbaden mit. Mit völligem Unverständnis reagierte der Verband auf die Schließung am Gründonnerstag und die alleinige Öffnung des Lebensmittelhandels am Ostersamstag. "Das führt zu erhöhtem Kundenandrang am vorhergehenden Mittwoch und dem folgenden Samstag", sagte Geschäftsführer Swen Rubel. Den Handel mit seinen "funktionierenden Hygienekonzepten für zwei Tage an Ostern zuzumachen, ist hoffnungslose Symbolpolitik und hilft im Kampf gegen die Pandemie nicht weiter".

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"Nach einem Jahr mit Corona ist die Lage bei vielen Händlern verzweifelt, vielerorts gibt es keine Hoffnung mehr, diese Krise wirtschaftlich überstehen zu können." Deshalb müsse die Politik für eine realistische Perspektive sorgen und zurückfinden zu angemessenen und ausgewogenen Maßnahmen. "Dazu muss auch der angekündigte Ausbau der Coronahilfen gehören", ergänzte Vizepräsident Hendrik Hoffmann.

Der nun fast 100 Tage andauernde Lockdown hinterlässt dem Verband zufolge derweil tiefe Spuren im Nicht-Lebensmittelhandel. So zeigt eine HDE-Umfrage unter knapp 1000 Händlern, dass sich 54 Prozent der Bekleidungshändler und 58 Prozent der Händler mit Schuhen und Lederwaren in Insolvenzgefahr sehen. Geschlossenen Geschäfte in den Innenstädten machten demnach in der vergangenen Woche 63 Prozent weniger Umsatz als vor zwei Jahren. Die Läden, bei denen Einkauf mit Terminvereinbarung möglich war, verzeichneten ein Minus von knapp einem Drittel. Mit knapp einem Fünftel im Minus landeten die Geschäfte, die mit Begrenzung der Kundenzahl geöffnet hatten.

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