Keine LED-Leuchten am Bögnerweg wegen Naturschutz
Intelligenten Straßenlaternen zwischen Wiesloch und Rauenberg stehen Bedenken des Naturschutzes entgegen - Ausbau des Talwiesenwegs?

Von Timo Teufert
Wiesloch/Rauenberg. Weil das Licht der Straßenlaternen Amphibien und Fledermäuse im Naturschutzgebiet stören könnte, hat die Untere Naturschutzbehörde, das Amt für Landwirtschaft und Naturschutz des Rhein-Neckar-Kreises, ein Veto gegen die Beleuchtung des Bögnerweges zwischen Wiesloch und Rauenberg eingelegt. Statt dieser Strecke wollen die beiden Kommunen jetzt den Talwiesenweg zwischen der Straße "Am Schwimmbad" in Wiesloch und dem Gewerbegebiet Hohenaspen in Rauenberg mit Solarleuchten ausstatten. Das geht aus einer Verwaltungsvorlage der Stadt Wiesloch hervor, die am Mittwoch im Ausschuss für Technik und Umwelt (ab 17.30 Uhr im Staufersaal des Palatins) beraten werden soll.

"Beiden Kommunen ist eine Beleuchtung des Radweges wichtig, obwohl wir ja beide nicht die rosigsten Haushalte haben", erklärte Rauenbergs Bürgermeister Peter Seithel bei den Haushaltsberatungen in der letzten Woche, als er über den Sachstand berichtete. Man hatte geplant, die rund 1,4 Kilometer lange Strecke zwischen Winzerkeller in Wiesloch und Kleintierzuchtverein in Rauenberg mit LED-Leuchten auszustatten, wie es sie schon auf dem Radweg zwischen Wiesloch und Dielheim gibt.
Diese Lampen sind sensorgesteuert und erreichen nur dann ihre volle Leuchtstärke, wenn der Weg auch tatsächlich genutzt wird. Ansonsten ist die Leuchtstärke gedimmt. 35 solcher Lampen sollten auf Wieslocher und sieben auf Rauenberg Gemarkung installiert werden – mit einem Abstand von etwa 30 Metern. Die Baukosten veranschlagt Wiesloch mit rund 200.000 Euro, wobei sich die beiden Städte die Kosten geteilt hätten.

Gegen diese Planung hat die Untere Naturschutzbehörde – die befragt wurde, weil der Radweg am Landschaftsschutzgebiet vorbeiführt – allerdings Vorbehalte, weil sich in dem Bereich zahlreiche Biotope und ein Naturschutzgebiet befinden: "Auch eine sogenannte intelligente, sensorgesteuerte Beleuchtung des Bögnerwegs würde ein zuvor dunkles und von Lichtverschmutzung weitgehend verschontes Gebiet erhellen, insbesondere in den verkehrsreichen, abendlichen und morgendlichen Dämmerphasen", schreibt die Behörde in ihrer Stellungnahme. Das Licht würde Amphibien auf den befahrenen Weg locken und die lichtempfindlichen Fledermäuse vergrämen. Auch Störungen weiterer geschützter Artengruppen wie Brutvögel wären nicht auszuschließen.
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"Die Artenzusammensetzung des Naturschutzgebietes könnte sich stark verändern", weil störungsempfindliche, lichtscheue Arten zugunsten weniger empfindlicher Arten verschwinden könnten. Weil einer der letzten naturbelassenen Bereiche seine ökologische Bedeutung verlieren könnte, widerspreche die Beleuchtung des Bögnerwegs den Zielen des Naturschutzes.

"Wir müssen jetzt noch einmal diskutieren – und das wird Wiesloch auch tun – ob wir uns mit der Begründung zufrieden geben und den unteren Weg beleuchten oder ob wir dafür kämpfen, den oberen Weg auszuleuchten", sagte Seithel. Vor diesem Hintergrund hat die Wieslocher Verwaltung aber bereits den parallel zum Bögnerweg verlaufenden Talwiesenweg mit einer Ausleuchtung überplant. "Der Weg tangiert keine naturschutzrechtlichen Belange und hat eine vergleichbar starke Frequenz an Radfahrerinnen und Radfahrern wie der Bögnerweg", heißt es in der Vorlage.
Weil der Aufwand im Talwiesenweg für den Anschluss an das Beleuchtungsnetz aber deutlich aufwendiger und damit 20.000 Euro teurer ist, soll der Weg mit Solarleuchten ausgestattet werden. Auch sie bieten die Möglichkeit einer intelligenten Steuerung, die Kosten belaufen sich für die 41 Leuchten auf 100.000 Euro. Allerdings gebe es noch keine Langzeiterfahrungen mit den Leuchten, die mit einem Solarpanel und einem Akku betrieben werden.
Für die Beleuchtung von Fahrradwegen gibt es eine Landesförderung von 40 Prozent der Kosten – dabei entscheidet das Land aber erst bis 1. März 2022, ob sie das Projekt fördert – und eine Bundesförderung. "Der Bund fördert das Projekt bis zum 31. März mit 35 bis 40 Prozent der anrechenbaren Kosten", so die Verwaltung. Man schlage daher vor, den Talwiesenweg mit Solarleuchten auszustatten und Fördermittel beim Bund zu beantragen.



