So lief die Corona-Schnelltest-Aktion des DRK
Test-Aktion erhält Zuspruch wie Kritik - Von 500 durchgeführten Corona-Schnelltests fallen am Mittwoch drei positiv auf Sars-CoV-2 aus - Negatives Ergebnis kein Freifahrtschein

Von Caspar Oesterreich
Dallau. Schon ein paar hundert Meter vor der Elzberghalle hat die Freiwillige Feuerwehr die erste Kontrollstation eingerichtet: Wer nicht auf der Liste für die kostenlosen Corona-Schnelltests steht, muss direkt wieder umdrehen. Nur wer sich beim Kreisverband Mosbach des Deutschen Roten Kreuzes angemeldet und einen der begehrten Termine bekommen hat, darf die schmale steile Straße weiter hinauf zur Halle fahren. 500 Personen testen die ehrenamtlichen Helfer vom DRK am Tag vor Weihnachten in Dallau – heute, an Heiligabend, kommen noch einmal 290 Menschen dazu. Eine Aktion, die im Vorfeld sowohl mit viel Zuspruch wie auch mit scharfer Kritik kommentiert wurde.
"Durch jeden, den wir an den zwei Tagen positiv auf Sars-CoV-2 testen, schützen wir bestimmt drei bis vier weitere Personen, die sich sonst bei Besuchen an den Feiertagen hätten anstecken können", beschreibt Steffen Blaschek, Kreisgeschäftsführer beim DRK, das Ziel der groß angelegten Testaktion. Bis vor wenigen Tagen hatte der DRK diese noch unter dem Titel "Stille Nacht, einsame Nacht? Muss nicht sein!" beworben – "ein völlig verfehltes Signal", sagt Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker, Chefarzt der Neckar-Odenwald-Kliniken.
Denn durch den Slogan habe man den Menschen eine falsche Sicherheit suggeriert: "Dass es okay ist, sich an Weihnachten mit Verwandten zu treffen, anstatt das zu tun, auf was es gerade wie auf nichts anderes ankommt: nämlich jeden Kontakt, der nicht zwingend notwendig ist, zu vermeiden", macht Genzwürker deutlich. Die Corona-Schnelltests würden nicht per se eine bestehende Infektion auch nachweisen, ihre Aussagekraft liege zwischen 90 und 95 Prozent. Ein negatives Ergebnis aber, befürchtet der Chefarzt, werde jetzt viele dazu verleiten, die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln an den Feiertagen lockerer auszulegen, was zu weiteren Neuansteckungen führen werde. "Es ist gut, dass der DRK-Kreisverband Buchen deshalb die geplante Aktion nach Gesprächen mit dem Gesundheitsamt und Landrat Dr. Achim Brötel abgesagt hat."
Steffen Blaschek dagegen glaubt an die Vernunft der Menschen. Während der Tests in Dallau weise man jeden ausdrücklich darauf hin, dass das Ergebnis nur eine Momentaufnahme darstellt, "persönliche Kontakte auch mit einem negativen Test auf das notwendige Minimum reduziert werden sollten und die Abstands- und Hygieneregeln immer einzuhalten sind", so der Mosbacher DRK-Kreisgeschäftsführer. Auch die Kritik, mit der Aktion an der Elzberghalle eine unnötige Menschenansammlung herbeizuführen und dadurch das Infektionsrisiko zu erhöhen, weist er zurück. Alle Ehrenamtlichen – rund 30 Freiwillige sind an den beiden Tagen im Einsatz – "werden direkt morgens getestet, bevor das erste Auto auf den Parkplatz rollt", erklärt Blaschek.
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Während der gesamten Test-Prozedur verlassen die Menschen ihr Auto nicht. Nach der steilen Auffahrt oben an der Elzberghalle angekommen, heißt es zunächst einmal kurz warten, bis die nächste der insgesamt sechs Corona-Teststationen frei ist. Zu langen Rückstaus kommt es nicht. Für jede Person haben die DRK-Verantwortlichen ein Fünf-Minuten-Fenster eingeplant.

An der Teststation werden die Menschen dann von einer Person im weißen Schutzanzug, mit Gummihandschuhen, FFP2-Maske und Visier vor dem Gesicht, begrüßt. Einer von ihnen ist Notarzt Dr. Lothar Haßling. Der Nasenabstrich an sich dauert nur zehn Sekunden, "wird von manchen allerdings als unangenehm empfunden, denn das Stäbchen muss bis zur Rachenhinterwand und dort ein paar Mal hin und her gedreht werden", erklärt er. Die entnommene Probe kommt anschließend in ein kleines Reagenzgefäß, wo sie mit einer Flüssigkeit reagiert. Von dieser träufelt Haßling ein paar Tropfen auf den eigentlichen Corona-Schnelltest. "Nach etwa 15 Minuten ist das Ergebnis dann da, das Virusprotein nachgewiesen oder eben nicht", sagt der Mediziner.
Auf dem Parkplatz hinter der Halle warten die Getesteten auf ihr Ergebnis. "Unsere beiden Kinder wollen uns an Weihnachten besuchen kommen", berichtet Ulli Geier aus Mudau. Die beiden wolle sie nicht gefährden, "vor allem, weil sie in ihren Jobs auch viel mit anderen Leuten zutun haben", erklärt sie. Ein negatives Testergebnis werde ihr deshalb "schon ein wenig mehr Sicherheit geben". Aber außer der Zusammenkunft mit ihren Kindern wolle sie dennoch niemand anderen über die Feiertage treffen. So auch Marcus Lauth-Kircher, der sich zusammen mit seiner Frau hat testen lassen. Die zwei wollen nur ihre Eltern an den Feiertagen besuchen – und sichergehen, dass sie auch ohne Symptome frei von einer Corona-Infektion sind. Dass es sich bei dem Schnelltest nur um eine Momentaufnahme handelt, ist den beiden bewusst. "Die Abstands- und Hygieneregeln halten wir natürlich trotzdem ein", sagt Lauth-Kircher.
Gegen 18 Uhr ist der letzte Schnelltest am Mittwochabend abgeschlossen. Von den insgesamt 500 getesteten Personen – 32 waren trotz Anmeldung nicht zum Termin erschienen – konnte bei drei eine Infektion mit Sars-CoV-2 nachgewiesen werden. "Das sind weniger, als wir erwartet hatten", sagt DRK-Sprecher Frank Heuß.



