Aus für die Transversale ist besiegelt
Der Kreistag beschloss bei drei Gegenstimmen und neun Enthaltungen die Einstellung der Planungen.

Neckar-Odenwald-Kreis. (joc) Was sich in den vergangenen Tagen bereits angedeutet hat, ist nun zur Gewissheit geworden. Die Transversale ist im wahrsten Sinne des Wortes Schnee von gestern, denn am Montag hat der Kreistag – wie erwartet – die mit großen Hoffnungen verknüpfte Anbindung der Region Buchen/Walldürn an die Autobahn 81 endgültig zu den Akten gelegt. Exakt formuliert, beschloss der Kreistag – bei drei Gegenstimmen und neun Enthaltungen – die Einstellung der weiteren Planungen und die Rücknahme des Antrags auf Planfeststellung.
Elf lange Jahre schlummerten die Akten in einer Amtsstube des Regierungspräsidiums (RP). Passiert ist in dieser Zeit herzlich wenig (siehe Kommentar). Grundidee der Transversale ist eine ortsdurchfahrtsfreie Anbindung der Städte Buchen und Walldürn an die B 292 (neu) und damit im weiteren Verlauf dann auch an die A 81 in Osterburken. Zudem sollen die stark belasteten sowie teilweise auch recht unübersichtlichen Ortsdurchfahrten in Bödigheim, Seckach und Zimmern auf diese Weise verkehrstechnisch entlastet werden.
Roland Burger, der die Kreistagssitzung für den verhinderten Landrat Brötel als stellvertretender Vorsitzender des Kreistags führte, machte eingangs die Brennpunkte und die kontroverse Sichtweise deutlich: "Seit mehr als 15 Jahren bewegt die geplante Transversale Eberstadt – Adelsheim (K 3972) schon die Gemüter der Menschen im Neckar-Odenwald-Kreis." Die Befürworter stellen insbesondere darauf ab, dass der nördliche Landkreisteil bislang nur unzureichend an die A 81 angeschlossen sei und die Freigabe des Eckenbergtunnels im Zuge der Ortsumfahrung Adelsheim/Osterburken jetzt zusätzlich auch noch zu einer gravierenden Verlagerung der Verkehrsströme im Bauland geführt habe – was zwingend ein stimmiges verkehrliches Gesamtkonzept unter Einbeziehung der Transversale erfordere. Die Gegner verweisen vor allem auf die ihres Erachtens unverhältnismäßigen Eingriffe in Natur und Landschaftsbild.
Hintergrund
Bauland/Buchen. (joc) Einen rasanten Anstieg bei den Gesamtkosten gab es im Laufe der Jahre bei der Fortschreibung der Transversale. Hier die Kostensprünge:
> Dezember 2005: 13,7 Millionen Euro
> Januar 2014: 24,7 Millionen Euro
> August 2020:
Bauland/Buchen. (joc) Einen rasanten Anstieg bei den Gesamtkosten gab es im Laufe der Jahre bei der Fortschreibung der Transversale. Hier die Kostensprünge:
> Dezember 2005: 13,7 Millionen Euro
> Januar 2014: 24,7 Millionen Euro
> August 2020: 54,4 Millionen Euro.
Als möglichen Zuschuss hat man bei den aktuell ermittelten Gesamtkosten eine Summe von 25,5 Millionen Euro ausgemacht.
Somit wäre ein Eigenanteil von mindestens 29 Millionen Euro verblieben, die der Neckar-Odenwald- Kreis zu tragen gehabt hätte – unbezahlbar!
Zur Vorgeschichte: Der Kreistagsausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr hatte am 9. Mai 2005 die Verwaltung mit einer Vorplanung der Transversale beauftragt. Im Juni 2009 stellte die Verwaltung beim Regierungspräsidium Karlsruhe erstmals einen Antrag auf Planfeststellung für die Transversale. Ein Sicherheitsaudit brachte die überraschende Erkenntnis, dass der Anschluss der Transversale an die B 292 im Bereich Eckenbergtunnel neu geplant werden müsse. Knackpunkt war der zu geringe Anschlussradius.
Nach gründlicher Überarbeitung folgte im April 2011 ein erneuter Antrag auf Planfeststellung beim RP. Das Regierungspräsidium hatte daraufhin Nachforderungen, etwa eine tierökologische Erhebung und die Fortschreibung der Verkehrsuntersuchung. Bis 2013 wurde nachgebessert. 2014 wurde eine Kostenfortschreibung vorgenommen. Die ergab bereits Kosten in Höhe von 24,7 Mio. Euro. Weitere Nachforderungen des RP und ergänzende Untersuchungen schlossen sich an. Aktuell ist es so, dass der Planfeststellungsbeschluss seitens des RP weiter auf sich warten lässt.
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Dafür sind eine Reihe weiterer Unwägbarkeiten aufgetreten. Roland Burger fasste sie wie folgt zusammen: "deutlich gestiegene Anforderungen im Natur- und Umweltschutz, die instabile Geologie des Eckenbergs und die davongaloppierenden Baukosten."
Burger meinte nach der Abstimmung: "Der Kreis ist derzeit nicht in der Lage, diese Maßnahme zu stemmen. Der Fehler scheint mir aber in der Trägerschaft zu liegen. Denn es ist kein regionales Projekt, sondern eins des Landes oder sogar des Bundes. Wir bleiben aber aufgefordert, nach Lösungen zu suchen. Und auch die große Politik kann man in dieser Frage nicht aus der Verantwortung entlassen."



