Grüne Forschung im Glückstein-Quartier
Stadt und Metropolregion Rhein-Neckar planen die Ansiedlung von Start-ups mit umwelttechnologischem Schwerpunkt

Von Gaby Booth
Mannheim. Einige Hürden sind noch zu nehmen, bis die Bagger für das Innovationszentrum GreenTech im Glücksteinquartier anrollen können. Es geht um "Grüne Technologie", die allgemein als Zukunftsmarkt gilt. Starke Partner haben sich zusammengetan, damit das Leuchtturmprojekt in der Metropolregion Rhein-Neckar Wirklichkeit werden kann. Nachdem der Mannheimer Gemeinderat einstimmig grünes Licht gegeben hat, muss die Stadt nun federführend für den Verband Metropolregion bis Dezember den erforderlichen Antrag im Rahmen des Landeswettbewerbs "RegioWin2030" in Stuttgart eingereicht haben.
Entspricht der Antrag den Vorstellungen des Wirtschaftsministeriums, leitet das Land Baden-Württemberg die Bewerbung für GreenTech an die EU weiter, die dann über die Aufnahme in das Förderprogramm des Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung (EFRE) entscheidet. Klappt es, könnten 7,5 Millionen Euro aus Brüssel fließen und die Metropolregion mit dem ehrgeizigen Projekt in etwa drei Jahren starten. Die Stadt müsste dann noch 6,6 Millionen Euro obendrauf legen.
Klingt kompliziert, entspricht aber den Vorgaben, um vom Brüsseler "Green Deal" zu profitieren. Eine Machbarkeitsstudie hat dem Innovationszentrum bereits großes Potenzial bestätigt. Der Verband Region Rhein-Neckar hat die Stadt Mannheim daraufhin beauftragt, im Auftrag der gesamten Region den erforderlichen Antrag zu stellen. Soweit das Prozedere, um aus dem EU-Topf genährt zu werden.
Auch das Grundstück steht schon fest: In Nachbarschaft zum Existenzgründungszentrum Mafinex und John Deere im Stadtteil Lindenhof soll die grüne Umwelttechnologie eine Adresse bekommen. "Das Innovationszentrum GreenTech soll als überregional bedeutsamer Standort für Umwelt- und Energietechnologien sowohl für Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen als auch für wissenschaftliche Einrichtungen und Verbundvorhaben von Wirtschaft und Wissenschaft offen stehen", beschreibt Christiane Ram, Leiterin des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung, das Ziel.
25 Standorte waren im Rahmen der Machbarkeitsstudie geprüft worden, schließlich fiel die Entscheidung für das Areal hinter dem Hauptbahnhof, das Glückstein-Quartier. Nicht zuletzt wegen der zentralen Lage und der Nähe zu anderen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen. Der fünfgeschossige Bau mit großem Empfangsbereich für Veranstaltungen wird übrigens ohne Tiefgarage auskommen.
Dass die Stadt Mannheim im Auftrag des Verbands Metropolregion handelt, entspricht den gemeinsamen Zielen. So soll GreenTech ein regionales Kompetenzzentrum für innovative Umwelt- und Energietechnologien werden. Beispielsweise für die Wasserstofftechnologie. Durch die Zusammenarbeit erhofft man sich einen erheblichen Innovationsschub für die gesamte Metropolregion. Die jetzt schon breite Unternehmenslandschaft von innovativen Start-ups bis hin zu Weltkonzernen im Umweltbereich spreche für die Ansiedlung in der Quadratestadt, so die Stadtverwaltung.
"Die Branche ist einer der Zukunftsmärkte schlechthin und gleichzeitig Schlüssel für Umwelt- und Klimaschutz", wird argumentiert. Was der Region bisher noch fehlt, ist ein Domizil mit überregionaler Strahl- und Innovationskraft, argumentieren die Wirtschaftsförderer. Und das soll nun neben dem Technologiezentrum Mafinex entstehen. Für Mannheim ist es das achte Innovationszentrum neben dem Pilot-Projekt Medizintechnologie, Textilwirtschaft, dem deutsch-türkischen Wirtschaftszentrum und weiteren Förderzentren. Aus dem EU-Topf flossen bisher 56 Millionen Euro in insgesamt 25 Projekte, dadurch konnten letztendlich 128 Millionen Euro bewegt werden. Konkret förderte die EU damit zielgruppenorientierte Maßnahmen und Einrichtungen wie den Musikpark, die Popakademie, das Mafinex-Technologiezentrum oder das Kreativwirtschaftszentrum Jungbusch.
Das GreenTech soll die bestehenden Potenziale der Umwelt-Branche weiter ausbauen, so Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch. Schon jetzt gäbe es zwar eine "pulsierende Szene" von Start-ups in diesem Bereich, allerdings mit einer noch überwiegenden IT-Orientierung.



