"Er würde für den SV Sandhausen sterben" (Update)
Vorerst leistet Robin Scheu lebendig die besseren Dienste – zum Beispiel mit seinem Tor zum 1:1 gegen Bundesliga-Absteiger Paderborn

Szene aus dem Spiel Sandhausen gegen Paderborn beim Spiel in der 2. Bundesliga. Foto: PIX-Sportfotos/Lukas Adler
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Seine letzte Aktion war die beste. Ein "Tor des Monats" hätte es werden können, meinte Trainer Uwe Koschinat, wäre der Querbalken nicht im Weg gewesen. Beim sehenswerten Volleyschuss aus 20 Metern von Alexander Esswein kurz vor dem Pausenpfiff. Der Schütze kam danach nicht wieder. Eine verhärtete Waden-Muskulatur beendete das Heimspiel-Debüt des neuen Angreifers von Hertha BSC Berlin vorzeitig.
Zugegeben, Essweins Referenz war nahezu konkurrenzlos. Das 1:1 zwischen dem SV Sandhausen und dem SC Paderborn entsprang einem Spiel mit wenigen Höhepunkten und einer überschaubaren Anzahl von Torszenen.
Bei den Gastgebern war man damit weitestgehend zufrieden. Aus zwei Gründen: Bundesliga-Absteiger Paderborn hat mehr Qualität als es der Tabellenplatz vermuten lässt. Und: Nach dem desaströsen 0:3 in Karlsruhe konnte es eigentlich nur besser werden.
Gestern stand die Defensive. Stabiler als in den ersten vier Spielen, als sich Darmstadt, Nürnberg, Sankt Pauli und der KSC eine Fülle von Chancen erspielten und Sandhausen schlecht aussehen ließen. Martin Fraisl hatte eine entspannten Arbeitstag. Ein Freistoß des spät eingewechselten Mannheimers Marco Terrazzino war die härteste Prüfung (84.).
Koschinat hatte von einer Dreier- auf eine Viererkette umgestellt, vor allem aber war Denis Linsmayer – vier Wochen nach seiner schweren Gehirnerschütterung – wieder dabei. In seinem 303. Zweitligaspiel bewies der dienstälteste Sandhäuser, wie wertvoll er als Stabilisator der Defensive ist. Es war ein prima Comeback des seit kurzem 29-jährigen Neu-Heidelbergers.
Das auch nicht getrübt wird durch die Beteiligung am 0:1 (28.). Paderborns Bester Kai Pröger, den im Januar 2019 auch Sandhausen hätte haben können, aber nicht wollte, versuchte den Ball über "Linsi" zu lupfen und traf den Oberarm des Sandhäusers. Manche Schiedsrichter pfeifen einen Handelfmeter, andere nicht. Benjamin Cortus tat es. Dennis Srbeny verwandelte. Hand oder Nicht-Hand wird eine der ungelösten Fragen im modernen Fußball bleiben.
Neben Linsmayer bekam auch Robin Scheu einen Packen Fleißkärtchen vom Chef. Koschinat war begeistert: "Es ist unglaublich, wie viel er läuft. Er würde für die Mannschaft sterben." Damit soll sich der 25-jährige Offenbacher aber noch Zeit lassen. Scheu, der ein positiver Typ ist und unverstellt durchs Leben geht, ist der Mann für alle Fälle. Gestern durfte er in der Offensive ran. Dabei strafte er die Lügen, die ihm begrenztes fußballerisches Vermögen unterstellen. Nach Gerrit Naubers weitem Einwurf – ein wunderbares eigenes Geschenk zum 100. Zweitliga-Spiel – und der zu kurzen Abwehr des Paderborner Torwart Leopold Zingerle stellte Scheu mit einer anspruchsvollen Direktabnahme das 1:1 her (37.).
Weil nach dem Wechsel noch weniger als zuvor passierte, blieb es bei der Punkteteilung. Uwe Koschinat war zufrieden damit. Konnte er auch, denn bei etwa gleicher Chancen-Verteilung hatten die Ostwestfalen deutlich mehr Ballbesitz und Spielanteile. "Die fußballerische Qualität hat gelitten, wir mussten viel defensiv arbeiten", meinte der Trainer.
Experten glauben, dass der SV Sandhausen in seinem neunten Zweitliga-Jahr den bisher besten Kader hat. Mit einem Champions League-Gewinner (Contento), einem deutschen Meister (Esswein), dem besten Rechtsverteidiger der Liga (Diekmeier), einem begnadeten Techniker (Biada) sowie zwei anerkannten Torjägern (Behrens und Keita-Ruel). Dennoch, in allen Spielen waren die Gegner überlegen, die sieben Punkte sind eher schmeichelhaft. Sie bilden aber eine gute Ausgangsposition vor dem Spiel am Samstag beim VfL Osnabrück.
Sandhausen: Fraisl - Diekmeier, Zhirov, Nauber, Contento - Linsmayer (80. Taffertshofer), Nartey (88. Türpitz) - Scheu (88. Pena Zauner), Esswein (46. Zenga) - Behrens, Keita-Ruel (79. Bouhaddouz).
Paderborn: Zingerle - Dörfler, Hünemeier, Schonlau, Collins - Schallenberg - Justvan (69. Terrazzino), Ingelsson - Pröger (70. Heller), Srbeny (78. Owusu), Führich (86. Jastrzembski).
Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach); Zuschauer: keine; Tore: 0:1 Srbeny (28./Efmeter), 1:1 Scheu (37.).



