Der Heidelberger Weihnachtsmarkt ist nun komplett abgesagt (Update)
Steigende Infektionszahlen machen die Veranstaltung unmöglich, teilte die Stadt Heidelberg mit.

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Der Heidelberger Weihnachtsmarkt ist ein Besuchermagnet: Zog er 2018 noch 850.000 Menschen an, kratzte der Budenzauber in der Altstadt letztes Jahr sogar an der Millionen-Marke. Im Corona-Jahr 2020 wird aber zwischen Karls- und Bismarckplatz kein Duft von Glühwein, gebrannten Mandeln und gegrillten Würstchen wabern. Angesichts steigender Infektionszahlen haben die Stadt und "Heidelberg Marketing" an diesem Freitag die Reißleine gezogen und den Weihnachtsmarkt endgültig abgesagt.
"Schweren Herzens" habe man diese Entscheidung getroffen, sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner. Noch vor Kurzem feilten die Verantwortlichen an einem Hygienekonzept mit Einbahnstraßenregelung und begrenzter Personenzahl auf den Plätzen. "Wir hätten ihn trotz Coronavirus gerne möglich gemacht – für die vielen Bürgerinnen und Bürger, die den Weihnachtsmarkt lieben, die Schausteller und Budenbetreiber, die dringend auf Einnahmen angewiesen sind sowie auch den Einzelhandel, die Hotellerie und Gastronomie", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner. "Die aktuelle Entwicklung mit stark ansteigenden Infektionszahlen und den daraus resultierenden, notwendigen Einschränkungen bei Veranstaltungen lässt dies aber nicht zu. Dazu kommt, dass fast alle größeren Märkte im Umland bereits abgesagt wurden. Das würde einen noch größeren Besucherandrang bei uns ergeben. Da kann niemand mehr den notwendigen Mindestabstand einhalten."
Nachdem aber bereits alle größeren Märkte im Umland abgesagt wurden, fürchtete "Heidelberg Marketing"-Chef Mathias Schiemer einen noch größeren Besucherandrang als im letzten Jahr. "Wir hätten unser Sicherheits- und Hygienekonzept dann nicht mehr mit der notwendigen Verlässlichkeit umsetzen können. Es blieb uns keine andere Wahl, als den Weihnachtsmarkt 2020 abzusagen. Wir wissen, dass dies insbesondere Heidelberger Schausteller hart trifft. Wir schauen daher aktuell, ob wir ihnen in der Vorweihnachtszeit alternativ einzelne Standorte im Stadtgebiet als Standfläche anbieten können. Oberstes Ziel ist natürlich, dass keine zu großen Gruppen entstehen und wir dem Infektionsgeschehen sowie den Regelungen der Landes- und Bundesregierung entsprechend handeln."
Schiemer ärgert sich über den föderalen Flickenteppich in Deutschland. Er stehe mit vielen Tourismus-Experten aus der ganzen Republik in Kontakt. Und alle klagten über die uneinheitlichen Regelungen – angefangen vom Umgang mit dem Weihnachtsmarkt bis hin zum Beherbergungsverbot. "Hier sollte es keine Unterschiede geben", fordert der "Heidelberg Marketing"-Chef. Dann laste auch nicht der riesige Druck der Verantwortung auf den einzelnen Veranstaltern. Denn wie man es auch drehe und wende, könne man bei diesem Thema immer nur alles falsch machen: Lasse man den Markt stattfinden, handele man in den Augen vieler unverantwortlich. Eine Absage sei aber nach der Meinung anderer eine Überreaktion.
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Während die Entscheidung gefallen ist, hat Schiemer jetzt nur noch ein untergeordnetes Problem: Was soll er nur mit den bereits hergestellten 20.000 Tassen für den Weihnachtsmarkt 2020 anstellen? Hier schwebt ihm eine Solidaritätsaktion für die hiesigen Schausteller vor. Mehr Informationen sollen folgen.
Update: Freitag, 16. Oktober 2020, 19.45 Uhr



