Mannheim

Der Radschnellweg kommt - trotz Demo vor dem Gemeinderat

Gemeinderat sprach sich mit knapper Mehrheit für Kompromissvorschlag beim Radschnellweg durch die Au aus

06.10.2020 UPDATE: 07.10.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
So soll der Radschnellweg aussehen: Eine Unterführung verbindet die Feudenheimer Au mit dem Spinelli-Gelände, wo die Buga stattfindet. Visualisierung: Buga-Gesellschaft

Von Olivia Kaiser

Mannheim. 24 Ja-Stimmen, 21 Nein-Stimmen und eine Enthaltung: Mit dünner Mehrheit hat sich der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag für den Radschnellweg durch die Feudenheimer Au entschieden. Und zwar auf Antrag der FDP-Fraktion mit namentlicher Abstimmung.

Die teils harte Diskussion aus dem Hauptausschuss wurde nicht fortgeführt. Die Fraktionen erklärten lediglich, warum sie sich für oder gegen die Trasse durch das Landschaftsschutzgebiet aussprechen. Überraschungen oder Umfaller gab es nicht. Dabei hatten die Gegner der Trasse, von denen einige wenige vor Beginn der Sitzung vor dem Ratssaal demonstrierten, bis zuletzt gehofft, dass genügend Stadträte der Trasse eine Absage erteilten. "Hände weg von der Au!", riefen sie lautstark – aber auch persönliche Angriffe, beispielsweise gegen Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne), als diese die Demonstranten auf ihrem Weg in den Saal passierte.

Foto: oka

Das etwa 1,7 Kilometer lange Wegstück durch die Feudenheimer Au ist Teil des Radschnellwegs Weinheim-Viernheim-Mannheim. Das Abstimmungsergebnis gilt für den Kompromissvorschlag, den Feudenheimer Bezirksbeiräte im Zuge des Vororttermins des Petitionsausschusses des Landtags im Februar ins Spiel gebracht hatten. Diese Idee hatte die Buga-Gesellschaft aufgegriffen. Die Route durch die Au wird leicht nach Süden verschoben, sodass nur 13 statt 26 Kleingärten betroffen sind. Die viel befahrene Straße "Am Aubuckel" wird nicht über-, sondern unterquert: Anstelle einer Rampe mit Brückenkonstruktion für Radfahrer und Fußgänger, soll es nun eine etwa 25 Meter lange Unterführung geben, welche die Feudenheimer Au mit dem Spinelli-Gelände verbindet.

Oberbürgermeister Peter Kurz betonte vorab, dass der Radschnellweg durch die Au ein wichtiger Baustein für das Gesamtprojekt Radschnellweg mit einem Volumen von 28 Millionen Euro darstelle. Bei einem Negativvotum müsste die Planung von vorne beginnen und sämtliche Zuschüsse würden wegfallen, gab Kurz zu bedenken. Denn die Kosten für den Radschnellweg übernimmt zu großen Teilen das Land Baden-Württemberg.

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Foto: oka

Davon ließ sich die CDU-Fraktion nicht beeindrucken: "Wir haben der alten Trasse nur unter bestimmten Bedingungen mit Bauchweh zugestimmt", betonte Fraktionsführer Claudius Kranz. "Diese sind jetzt nicht mehr gegeben. Bei Veränderungen machen wir nicht mit, das haben wir angekündigt." Damit meinte er, dass die Kleingärtner nun doch keine Entschädigung für den Wegfall ihrer Parzellen bekommen. Auch AfD, Freie Wähler/Mannheimer Liste und FDP stimmten mit Nein. "Wir bezweifeln, dass das Regierungspräsidium diesen massiven Eingriff ins Hochgestade durchgehen lässt", begründete Birgit Reinemund das Votum der Liberalen.

Die SPD stimmte geschlossen für den Trassenverlauf. "Der Vorschlag ist eine Verbesserung in Sachen umweltfreundlicher Mobilität", erklärte SPD-Fraktionssprecher Ralf Eisenhauer. Die Fraktion LiParTie sprach sich mit einer Enthaltung ebenfalls für den Verwaltungsvorschlag aus. Dass bei dieser Entscheidung Radverkehr gegen Naturschutz steht, machte besonders den Grünen zu schaffen. Zwei Stadträte der Partei stimmten dagegen, der Rest der Fraktion dafür. "Jeder von uns hat seine Entscheidung sorgfältig abgewogen", bekräftigte Gerhard Fontagnier (Grüne). Man fordere die Verwaltung auf, bei der Realisierung der Trasse, darauf zu achten, dass der Eingriff in die Natur so gering wie möglich ausfalle.

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