Der Vorverkauf für die Gartenschau hat begonnen
Beim kleinen Fest zum Start sang Schlagersänger Christian Engel erstmals den Gartenschau-Song - "Ey, das Paradies liegt vor der Tür"

Von Armin Guzy
Eppingen. Imanuel Immergrün wirbelt zu knackiger Rockmusik zwei Riesenkarotten durch die Luft – und Eddy bellt wütend. Der Hund von Oberbürgermeister Klaus Holaschke und der Stelzen-Akrobat dürften sich zwar noch öfter begegnen, aber sie werden sicher keine Freunde mehr. Klar: Der tapfere Eddy will sein Herrchen vor dem 2,40 Meter großen, gemüseschwingenden Riesengärtner schützen. Doch Holaschke will gar nicht geschützt werden. Jedenfalls nicht vor etwas, was die Gartenschau in seiner Stadt bewirbt. Als am feuchtkalt-trüben Sonntagmittag der Verkauf der ersten Dauerkarten für die Großveranstaltung corona-Konform zelebriert wird, ist die Freude bei allen Beteiligten – außer eben bei Eddy – riesig: Endlich geht’s los. Am Sonntag gab’s das personalisierte Plastikkärtchen, das in 222 Tagen die Drehkreuze an den Eingängen zum Gelände in Bewegung setzen wird.
Was hatte das Organisationsteam mit Bürgermeister Peter Thalmann an der Spitze den 7. Mai herbeigesehnt, den eigentlichen Vorverkaufsstart. Doch das Virus, das inzwischen so vielem lange Geplanten den Garaus gemacht hat, verhinderte auch die große "Ein-Jahr-vor"-Veranstaltung. Umso kräftiger wird jetzt für das Großereignis getrommelt: Mit einem Gartenschau-Bus, der durch Städte und Gemeinden tourt, mit ersten Programmhöhepunkten als Appetithäppchen, mit dem Vorverkauf der Eintrittskarten – und seit gestern auch mit dem offiziellen Gartenschau-Song.

"Ey, das Paradies liegt vor der Tür", schmettert Schlagersänger Christian Engel auf dem Marktplatz, und stellt in seinem selbstgetexteten Lied "gute Laune, Sonnenschein und Musik" für das Gartenschaujahr in Aussicht. Das corona-bedingt etwas spärliche Publikum klatscht durchaus begeistert mit, obwohl sich die gerade besungene Sonne ausgerechnet an ihrem Namenstag gerade ziemlich dünnemacht.
"Wir schnappen uns die Räder und fahren einfach los" – Engels Liedzeile macht auch klar: Das größte Besucherpotenzial wird in der Region vermutet, vor allem direkt in der Fachwerkstadt und ihrer näheren Umgebung. Kein Wunder daher, dass die ersten "Nichtoffiziellen", die sich eine Dauerkarte sichern, in Eppingen wohnen: Karin und Wolfgang Dietz freuen sich auf das Ereignis vor der Haustüre. Ihre Familie lebt allerdings in Bayern. "Da werden wir wohl Tageskarten holen, wenn sie zu Besuch sind", sagt Karin Dietz. Vielleicht nutzen sie auch die durch die Corona-Pandemie erstmals bestehende Möglichkeit, mit ihrer Dauerkarte aus Eppingen auch die beiden Landesgartenschauen in Überlingen und Ingolstadt und die "kleine" Gartenschau in Lindau eintrittsfrei zu besuchen.

Wobei Oberbürgermeister Holaschke, "natürlich", überzeugt ist, dass Besucher vom Bodensee zwar nach Eppingen kommen, die Eppinger aber 129 Tage lang viel so Freude an der eigenen Gartenschau haben werden, dass es sie nicht in die Ferne zieht. Den Preis für die Dauerkarte nannte das Stadt-Chef werbetrommelrührend einen "Anerkennungsbeitrag", er erwartet ja, dass die Plastikkarten an Weihnachten zuhauf unter den Weihnachtsbäumen in Eppingen liegen.
"Wir sind eine Gemeinschaft und haben den Geist des Zusammenhalts", schwört Holaschke die Bürger auf das Großereignis ein, für das auch reichlich bürgerschaftliches Engagement nötig ist. Daher, so sagt er, ist ihm beim Ehrenamts-Infotag am Donnerstag (s. Artikel unten.) "das Herz aufgegangen".
Die Gartenschau ist vor allem ein Stadtentwicklungsprojekt, dessen Nutzen für die Bürger weit über die eigentliche Veranstaltung hinausreicht: OB Holaschke und Gartenschaubetriebsleiter Bürgermeister Peter Thalmann werden nicht müde, dies zu betonen, auch angesichts der wohl fast 15 Millionen Euro, die das Großvorhaben schon bis zur Eröffnung gekostet haben wird.
Nach den Reden wird flugs der Ticketshop auf dem Marktplatz offiziell eröffnet. Die ersten beiden Dauerkarten kaufen Gerhard Hugenschmidt von der vom Land getragenen Gartenschauveranstaltungsgesellschaft "bw Grün" und Sarina Pfründer, Bürgermeisterin von Sulzfeld und Schatzmeisterin der Touristikgemeinschaft Kraichgau-Stromberg. "Wir unterstützen die Schau in der Nachbarschaft", versichert Pfründer, nachdem ihre mit einem Foto personalisierte Karte aus dem Drucker geflutscht ist. Und kurz darauf blinzelt dann auch noch für ein paar Minuten die Sonne durchs Wolkengrau, und Bürgermeister Thalmann zerdeppert in der Eile ein Sektglas. Manche wollen darin ein gutes Zeichen erkennen.



