Exklusiver Besuch in den Patton Barracks (Video/Fotogalerie)
50 RNZ-Sommertouristen konnten am Mittwoch das im Januar geräumte ehemalige US-Gelände an der Speyerer Straße besichtigen

Von Steffen Blatt
Im Januar wurden die Patton Barracks zwischen Speyerer Straße und Kirchheimer Weg von der US-Armee geräumt. Am Mittwoch konnten 50 RNZ-Sommertouristen das 14,8 Hektar große Gelände besichtigen - zum ersten Mal wurde es dafür für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In zwei Gruppen bekamen die Abonnenten eine exklusive Führung, bei der es vor allem um die Geschichte der Barracks ging, kompetent geführt von Marius Becker vom Dienstleister NH Projekt Stadt, der im Auftrag der Verwaltung den Planungsprozess für die Nachnutzung der ehemaligen Militärflächen in Heidelberg begleitet, und von Timm Herre, der im Amt für Öffentlichkeitsarbeit für das Thema zuständig ist. Wie die Flächen in Zukunft genutzt werden sollen, steht noch nicht fest, die Bürgerbeteiligung zum Planungsprozess beginnt im November.
Die militärische Nutzung des Geländes begann 1907, damals wurde eine Exerzierhalle für die Armee des Deutschen Kaiserreiches errichtet. "Mit den Jahren wurde der Standort immer weiter ausgebaut", erklärt Becker. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Polizei dort untergebracht, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nahm die Wehrmacht das Gelände in Beschlag und errichtete weitere Gebäude. An den ehemaligen Stallungen sind heute noch die Metallringe zu sehen, an denen die Soldaten ihre Pferde festmachten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die US-Armee die Kaserne und benannte sie nach General George S. Patton, der im Dezember 1945 im Hospital in Rohrbach an den Folgen eines Autounfalls gestorben war. In den 1950er Jahren wurde im Bereich zur Speyerer Straße hin der "Motorpool" gebaut, dort wurden bis zum Abzug in drei großen Hallen Fahrzeuge repariert und gewartet. Soldaten konnten eine Ausbildung zum Mechaniker machen.
Im "älteren" Teil der Patton Barracks waren vor allem GIs ohne Familie untergebracht. In einem Gebäude konnten die RNZ-Sommertouristen ein Appartement besichtigen, wie es so viele auf dem Gelände gibt. Zwar wurde der mehrstöckige Bau schon 1937 errichtet, im Jahr 2000 aber umfassend saniert. Ein geräumiges Zimmer, Bad, Küchenzeile, Fußboden - alles scheint in einem sehr guten Zustand. In der Wand sind Streckdosen für deutsche und amerikanische Geräte eingelassen. Es macht den Eindruck, als könnte dort morgen ein Student einziehen. "Das Gebäude ist eines der besseren", sagt Becker. Nach der Rückgabe wird nun erst einmal der gesamte Gebäudebestand untersucht, zusammen mit der Bürgerbeteiligung beginnen dann auch die Kaufverhandlungen zwischen Stadt und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben - denn die wird automatisch Eigentümerin, wenn die US-Armee geht. Die Stadt will alle Flächen erwerben, um sie dann an Investoren weiterzugeben.
Ein paar Schritte weiter steht das Kasino, in dem sich die ledigen Soldaten abends vergnügen konnten. Die Wände sind gelb und grün bemalt und mit Mustern verziert. Hier standen Spielekonsolen und Billardtische, hier wurden Partys gefeiert und Konzerte gespielt. Jetzt ist alles leer. In der Disco steht noch das DJ-Pult, nebenan ist ein großer Veranstaltungsraum. Auch ein Theater gibt es auf dem Areal - dort, wo 1907 die Exerzierhalle errichtet wurde. Die Bühne steht noch, die Sitze haben die Amerikaner mitgenommen. Einst konnten hier auch die Heidelberger die Stücke sehen - bis zum 11. September 2001.
Das Video von der Sommertour durch die Patton Barracks



