Schriesheim

Neue Chance für den "Laubelt"?

Hans-Jörg Goerlach fordert angesichts der anstehenden Sperrung weiter eine zweite Branichzufahrt

30.07.2020 UPDATE: 31.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Seit knapp drei Jahren ist der „Laubelt“, die zweite Branichzufahrt, durch Pfosten endgültig für den Verkehr gesperrt. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Eigentlich ist die Diskussion um eine zweite Branichzufahrt über den "Laubelt" mausetot – nach ausgiebiger (und am Ende fruchtloser) Diskussion vor fünf Jahren. Doch Totgesagte leben länger – gerade wenn in der nächsten Woche die Totalsperrung der einzigen Zufahrt, wenn auch mit "Durchfahrtszeitfenstern", droht. Der Branich-Anwohner Hans-Jörg Goerlach hatte vor ein paar Jahren den "Arbeitskreis zweite Abfahrt" gegründet – und angesichts der anstehenden Hangsicherung an der Branichstraße seine alte Forderung wieder vorgebracht – hatte sich aber bei Bürgermeister Hansjörg Höfer einen Korb geholt: Der Ausbau des "Laubelt" sei zu teuer und außerdem in einem Landschaftsschutzgebiet fast unmöglich.

Hintergrund

Seit 2016 endgültig gesperrt

Am meisten diskutiert wurde über die zweite Branichzufahrt zwischen 2014 und 2016 – mit dem Ergebnis, dass der "Laubelt" Ende 2016 endgültig "dichtgemacht" wurde. Im Februar 2014 ließ Bürgermeister Hansjörg Höfer den

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Seit 2016 endgültig gesperrt

Am meisten diskutiert wurde über die zweite Branichzufahrt zwischen 2014 und 2016 – mit dem Ergebnis, dass der "Laubelt" Ende 2016 endgültig "dichtgemacht" wurde. Im Februar 2014 ließ Bürgermeister Hansjörg Höfer den "Laubelt" erstmals sperren. Er sei von der Straßenverkehrsbehörde dazu angewiesen worden – auch wenn er selbst hinter dieser Entscheidung stehe. Zeitgleich wurden flexible Pfosten, die "Leitboys", aufgestellt.

Ende 2014 legte das Karlsruher Ingenieurbüro Koehler & Leitwein eine Machbarkeitsstudie vor und prüfte zwei Varianten: Die Ingenieure bevorzugten als "kleine Lösung" eine vier Meter breite Straße ohne Bürgersteig über den Friedhof und die Leutershäuser Straße mit Tempo 30 sowie Spiegeln und Leitplanken an neuralgischen Stellen – Kosten: rund 120.000 Euro, später kam die Stadt wegen Grundstücksankäufe auf 274.000 Euro. Die Strecke über die Odenwaldstraße schlossen die Experten aus: Zu viele Anwohner wären betroffen, und die Kreuzung zur Zentgrafenstraße wäre zu eng. Ebenso rieten sie von einem Vollausbau des "Laubelt" ab: Die sieben Meter breite Straße sei mit einer Million Euro zu teuer, außerdem müsste in zu viele Grundstücke eingegriffen werden. Der Gemeinderat, sagte damals Sebastian Cuny (SPD), sei mit dieser Studie auch nicht schlauer als vorher.

Dennoch gab es im Februar 2015 eine Bürgerinformation, weil eben nicht nur die Befürworter der zweiten Zufahrt, wie etwa Hans-Jörg Goerlach, mobilisiert hatten, sondern auch ihre Gegner. Auf der Versammlung wurde es zwar emotional, aber die Argumente blieben weitgehend dieselben: Die einen forderten das Fortbestehen der zweiten Zufahrt "Laubelt", die anderen wollten ihn entweder für Fußgänger, Radler und Winzer bewahren oder mehr Verkehr im Steinachgebiet und in der Leutershäuser Straße vermeiden oder schlicht der Stadt das Geld für den Ausbau ersparen.

Unterdessen wollte eine knappe Gemeinderatsmehrheit im Juli 2015 den "Laubelt" als Anwohnerstrecke für den absoluten Notfall beibehalten. Aber daran hielten sich zu wenige, und die "Leitboys" wurden immer wieder umgefahren – trotz aller Appelle der IG Branich, diesen Schleichweg nicht zu missbrauchen. So beschlossen die Räte, dieses Mal mit großer Mehrheit im September 2016, den "Laubelt" durch feste Pfosten ganz zu sperren. (hö)

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Aber Goerlach will nicht locker lassen, auch wenn sein Arbeitskreis momentan nicht mehr aktiv ist. Er erinnert sich noch gut an die Zeit, als er 1976 von Mannheim in den Institutsweg zog: "Die zweite Zufahrt gab es von Anfang an, ich bin die oft gefahren." Wobei Goerlach ungern vom "Laubelt" spricht, eher von der "Verlängerung der Odenwaldstraße". Und in all den Jahren habe er nur ein einziges Mal auf dem besseren Feldweg einen Unfall mitbekommen. Insofern war aus seiner Sicht die vollständige Sperrung des "Laubelt" durch feste Pfosten nicht nur unnötig, sondern auch rechtswidrig.

Für ihn wäre es ausreichend, wenn man den "Laubelt" wenigstens "provisorisch herstellen" würde – was aber Höfer ebenfalls abgelehnt hat, das würde die zuständige Straßenverkehrsbehörde nicht genehmigen. Goerlach fragt sich: "Wieso denn? Im Odenwald gibt es viele Straßen, die ganz offiziell bestehen, und die sogar noch schmaler sind. Hier ist die Fahrbahn, bis auf eine Ausnahme, fünf Meter breit."

Ginge es nach dem 83-Jährigen, dann müsse es keine zweispurige Straße geben, dann reichten auch ein paar Ausweichstellen und eine Begrenzung auf Tempo 30 oder 20. Der Weg sei ja "jetzt schon vernachlässigt, auch für Rettungsfahrzeuge". Auch das Argument, viele andere Wohngebiete in Schriesheim, wie die Strahlenberger Straße, hätten auch nur eine Zufahrt, lässt er nicht gelten: "Wie lang ist die denn? Die Branichstraße ist zwei Kilometer lang."

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Aber wieso folgt er denn nicht dem Rat Höfers, gegen die endgültige "Laubelt"-Sperrung zu klagen, um Rechtssicherheit zu haben? "Ich bin nicht klageberechtigt, denn ich bin auch nicht als direkter Anlieger davon betroffen." Seine einzige Hoffnung ist, dass die Rechtsaufsicht der Gemeinde tätig wird – und den Bebauungsplan von 1968 durchsetzt. Zumal damals nur rund 250 Leute auf dem Branich wohnten, heute sind es über 600.

Und wie sehr stehen die Branich-Bewohner hinter seinem Vorschlag? Goerlach schätzt, "dass zwei Drittel für eine zweite Zufahrt sind, ein Drittel sagt, sie brauchen es nicht. Aber da hat niemand daran gedacht, dass die einzige Zufahrt mal gesperrt werden könnte!"

Hintergrund

Das war mal 1968 geplant

In der Debatte um eine zweite Branich-Zufahrt verweist Hans-Jörg Goerlach gern auf den alten Bebauungsplan von 1968. Tatsächlich ist dort eine zweite Zufahrt ausgewiesen – mit dem Zusatz "teilweise befestigt". Laut Goerlach ist

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Das war mal 1968 geplant

In der Debatte um eine zweite Branich-Zufahrt verweist Hans-Jörg Goerlach gern auf den alten Bebauungsplan von 1968. Tatsächlich ist dort eine zweite Zufahrt ausgewiesen – mit dem Zusatz "teilweise befestigt". Laut Goerlach ist dieser Bebauungsplan immer noch gültig – und damit auch für die Stadtverwaltung bindend. Allerdings geht aus alten Ratsprotokollen hervor, dass damals über die zweite Zufahrt vor allem in Verbindung mit der einst geplanten Umgehungsstraße diskutiert wurde: Heute gibt es zwar den Tunnel, aber in den frühen sechziger Jahren, zu Zeiten Wilhelm Heegers, war geplant – so irrsinnig es klingen mag –, eine Ortsumgehung am Branichhang zur Entlastung der Talstraße zu bauen, und zwar "nördlich des Ortsnetzes". Das hätte geheißen: über den Laubelt und den Blütenweg, also mitten durchs Wohngebiet. Alt-Bürgermeister Peter Riehl erinnert sich noch an die Diskussionen damals, sagt aber auch: "Das niemand gewollt, deswegen wurde auch daraus nichts." (hö)

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Monika Klahr von der Interessengemeinschaft (IG) Branich meint hingegen: "Ja, es gibt prinzipiell eine Notwendigkeit für eine zweite Zufahrt. Aber ihre Ausführung ist schwierig." Für sie ist dieses Thema "ausdiskutiert und sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft". Es gebe im Moment "keine neuen Sachverhalte, um das Thema noch einmal anzugehen". Aber wenn sie sich etwas wünschen dürfte, dann wäre es schon eine Regelung für Notfälle, also bei Unfällen oder Bauarbeiten: Dann, und zwar nur dann, sollte der "Laubelt" im Einbahnstraßenverkehr, der durch Ampeln geregelt wird, für die Anwohner befahrbar sein.

Wenn Goerlachs Argumente angeblich so zwingend sind, wieso geht die Kommunalpolitik nicht darauf ein? Goerlach sieht da alte Ressentiments am Werk: "Es gab von eh und je Antipathien der Schriesheimer gegen den Branich. Man denkt, da wohnen nur ,Noigeplackte’ mit viel Geld."

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