1899 Hoffenheim

Europa, wir kommen!

1899 Hoffenheim qualifiziert sich durch einen 4:0-Spaziergang gegen Union Berlin für den internationalen Wettbewerb

21.06.2020 UPDATE: 22.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Der Schlussakt: Christoph Baumgartner erzielt den Endstand gegen die harmlosen „Eisernen“. Fotos: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Siegesserien und Wochen der Erfolglosigkeit: Die TSG Hoffenheim hat eine turbulente Saison inklusive einer Trainerentlassung am 33. und vorletzten Spieltag zu einer sportlich erfolgreichen gekrönt. Durch ein nie gefährdetes und auch in dieser Höhe verdientes 4:0 (3:0) gegen die am Samstag keinesfalls "Eisernen" vom 1. FC Union Berlin hat sich der Dorfklub zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren für das internationale Geschäft qualifiziert. Platz sieben und damit die Europa-League-Qualifikation ist 1899 vorm abschließenden Auftritt im menschenleeren Fußball-Tempel in Dortmund sicher. Schon mit einem Punktgewinn könnten die Kraichgauer sogar noch auf den sechsten Platz vorrücken, wenn zum Abschluss die Profis des VfL Wolfsburg von den unnachgiebigen Münchnern aufgefressen werden.

Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen war schon vorm Duell gegen die Bundeshauptstädter, die ihre Rettung unter der Woche wohl etwas zu ausgiebig gefeiert hatten, vom Erfolg felsenfest überzeugt. "Ich bin die Zuversicht in Person", gab es für den gebürtigen Augsburger überhaupt keinen Zweifel am Sieger. Rosen sollte schon früh in einer völlig einseitigen Begegnung bestätigt werden.

Schon zuvor hatte Munas Dabbur mit seinem Treffer zum 3:0 für die Entscheidung gesorgt und wird von Pavel Kaderabek (o.l.) und Ermin Bicakcic (o.r.) umarmt. Fotos: APF

Nach nur 43 Sekunden hätte Andrej Kramaric fast für einen Blitzstart gesorgt, doch noch wollte der Ball nicht ins Tor von Union-Debütant Moritz Nicolas. Es dauerte aber nicht lange, bis klar war, wer als Gewinner vom Rasen spazieren würde. Ihlas Bebou zockte zwar völlig frei und wagte ein Tänzchen mit Nicolas, vollendete aber lässig zur Führung (11. Minute). Andrej Kramaric (39.) und Munas Dabbur in der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.+2) machten den Deckel frühzeitig drauf. Nach dem Seitenwechsel begnügten sich die Hoffenheimer mit dem 4:0 durch den eingewechselten Christoph Baumgartner (68.).

Nicht nur Rosen war nachher glückselig. "Den Europa-Einzug kann man gar nicht hoch genug bewerten, ich bin stolz auf die Jungs", sprudelte es aus dem 41-Jährigen heraus. Nur die Rhein-Neckar-Zeitung verdarb ihm für einen ganz kurzen Augenblick ein bisschen die gute Laune. Die Mannschaft agiere seit der Trainerentlassung viel spielfreudiger und wirke fast befreit. Ob das mit dem Abgang von Alfred Schreuder in Zusammenhang stehe, wollten wir wissen. Rosens Antwort: "Das wäre ein wenig platt. Alfred hat auch auf Platz sieben übergeben." Die Mannschaft habe Selbstvertrauen durch das gute Spiel gegen Leipzig gewonnen und es sei von Beginn an zu spüren gewesen, dass da "ein richtiger Rückenwind dabei ist".

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Sportdirektor Alexander Rosen ballt die Faust: „Hoffe“ spielt wieder international. Fotos: APF

Fair vom starken Mann bei der TSG, nicht nachzutreten. Eine Kampfansage an die Dortmunder folgte zugleich. "Wir haben noch mehr vor. Das klare Ziel, das wir uns gesetzt haben, ist Platz sechs zu holen." Das darf als durchaus möglich erachtet werden, denn trotz ihres 2:0-Erfolges in Leipzig und des damit wertlosen Titels einer Vizemeisterschaft – haben die Schwarz-Gelben gerade beim 0:2 gegen Mainz nachgewiesen, dass sie das Ende der Spielzeit herbeisehnen.

Für die Hoffenheimer bedeutet der abermalige Tanz auf drei Hochzeiten indes erneut eine große Herausforderung. Durch zahlreiche zusätzliche "Englische Wochen" wird die Trainings- und Belastungssteuerung wieder völlig anders sein, ein in der Breite noch stärker besetzter Kader ist unabdingbar. Viele Beispiele wie jüngst das der Frankfurter Eintracht zeigen, dass der europäische Erfolg in der Meisterschaft seine Kinder frisst.

Hintergrund

Baumann: Verbrachte einen schönen und ruhigen Sonnentag.

Bicakcic: Überzeugte auch als Passgeber. Eine feine Leistung.

Posch: Bringt sich Stück für Stück auf ein höheres Niveau.

Hübner: Vorlagengeber zum 4:0. Ohne Fehl und Tadel.

Grillitsch: Das

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Baumann: Verbrachte einen schönen und ruhigen Sonnentag.

Bicakcic: Überzeugte auch als Passgeber. Eine feine Leistung.

Posch: Bringt sich Stück für Stück auf ein höheres Niveau.

Hübner: Vorlagengeber zum 4:0. Ohne Fehl und Tadel.

Grillitsch: Das war stark vom Österreicher. Lenker und Denker.

Kaderabek: Legte für Dabbur beim dritten Treffer auf. Eine souveräne Vorstellung.

Skov: An den ersten beiden Toren maßgeblich als Vorbereiter beteiligt. Bekam ganz schön was auf die Socken.

Geiger: Wieder von Beginn an dabei und überall unterwegs.

Kramaric: "Mit ihm auf dem Platz sind wir eine andere Mannschaft", sagt Alexander Rosen. Wie wahr. Knallte den ball unhaltbar in den Torwinkel.

Bebou: Hätte es bei seinem Treffer auch einfacher haben können, aber schön war’s trotzdem.

Dabbur: Der Israeli wirbelt und trifft weiter. Ein Klasse-Einkauf.

Baumgartner: Kam, sah und traf. Vor gar nicht so langer Zeit, hätte der Österreicher eine solche Großchance auch mal vergeben. Strotzt vor Selbstbewusstsein.

Samassékou: Er tut sich weiter schwer. Wirkt manchmal wie ein Fremdkörper.

Zuber: Bekam eine Pause verordnet. Reihte sich nahtlos ein.

Bruun Larsen: Für ihn ist es schwer, mehr als ein Ergänzungsspieler zu sein.

Akpoguma: Unauffällig beim Kurzeinsatz. awi

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Wer mit der Mannschaft als Coach ab September durch Europa fliegt, wird wohl erst nach dem Dortmund-Spiel entschieden. Die zahlreichen und fix eingegangenen Bewerbungen nahm Alexander Rosen zwar gelassen, aber auch ein Stück weit mit Unverständnis entgegen. Diesbezüglich ist Hoffenheim zudem bekanntlich immer für Überraschungen gut. 

Bei Julian Nagelsmann, mit 28 Jahren im Abstiegskampf zum Cheftrainer befördert, war es einst nicht anders. Ach so: In der vergangenen Saison stand die TSG unter Nagelsmann am Ende mit 51 Punkten auf dem neunten Rang und verpasste damit die Europa-Tickets.

Jetzt steht der Verein mit 49 Zählern (und neun Heimniederlagen) zwei Plätze weiter vorne und feiert auch bei einer Niederlage beim BVB. Das ist auch ein Zeichen der Schwäche der Konkurrenz. Doch das kann "Hoffe" piepegal sein.

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