Auch der "Herbst" muss ausfallen (Update)
Stadt sagt alle Großveranstaltungen in diesem Jahr ab - Würzner: "Die Pandemie ist nicht vorbei" - Hoffnung für den Weihnachtsmarkt?

Von Denis Schnur
Heidelberg. Wegen der Corona-Pandemie hat Heidelberg nun auch den "Heidelberger Herbst" abgesagt. "Das können wir in diesem Jahr einfach nicht verantworten", erklärte Oberbürgermeister Eckart Würzner am Montag bei einem Pressetermin. Die Entscheidung, die größte Veranstaltung der Stadt ausfallen zu lassen, kam zwar vergleichsweise spät, aber nicht unerwartet. Schließlich wurden auch die meisten der deutlich kleineren Kerwe-Feste in den Stadtteilen bereits abgeblasen, außerdem haben andere Städte Großveranstaltungen schon deutlich früher eine Absage erteilt – so wie etwa beim Münchener Oktoberfest.
Eigentlich hätte der "Herbst" am letzten September-Wochenende stattfinden sollen. Zwar gilt das Verbot von Großveranstaltungen durch das Land vorerst nur bis Ende August, aber Würzner hält Festlichkeiten dieser Größenordnung auch danach nicht für sinnvoll – denn zum "Herbst" kamen in den vergangenen Jahren 150.000 bis 180.000 Menschen. "Und so große Ansammlungen sind genau das, was wir derzeit nicht wollen." Schließlich zeige gerade der Ausbruch des Coronavirus auf einer Baustelle in der Bahnstadt (siehe Artikel links), dass weiterhin Maßnahmen zur Eindämmung geboten sind: "Nur weil die Zahlen zurückgegangen sind und niemand, den man kennt, infiziert ist, heißt das leider nicht, dass die Pandemie vorbei ist", so der Oberbürgermeister.
Und nicht nur das größte Heidelberger Fest, auch viele andere müssen deshalb in diesem Jahr ausfallen: Das gelte für Stadtteilfeste, aber etwa auch für die Schlossbeleuchtungen – inklusive der vorerst letzten am 5. September. Nur für den Weihnachtsmarkt hat Würzner noch Hoffnung: "Den haben wir noch nicht abgesagt. Da er ohnehin komplett im Freien stattfindet, können wir ihn vielleicht in anderer Form ermöglichen."
Darauf hoffen nun auch die Schausteller, für die das Jahr 2020 bisher nahezu ein Komplettausfall ist: "Der größte Teil von uns hatte seine letzten Einnahmen beim Weihnachtsmarkt 2019", sagte Horst Kräher, der Vorsitzende des Heidelberger Schaustellerverbandes, am Montag zur RNZ. Wie viele seiner Kollegen habe er seinen festangestellten Mitarbeitern kündigen müssen: "Das tut schon weh, wenn man jahrelang zusammengearbeitet hat."
Er könne zwar nachvollziehen, dass die Stadt mit dem "Herbst" ihre größte Veranstaltung absagt, plädiert aber dafür, kleinere Veranstaltungen wieder möglich zu machen: "Wenn Freizeitparks öffnen können, kann man auch Straßenfeste mit bis zu 500 Besuchern veranstalten." Das könne ablaufen wie bei den Wochenmärkten, bei denen das Ordnungsamt den Zugang zu einem abgesperrten Bereich regelt. "Wir können dann die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln garantieren. Das packen wir alles", so Kräher.
Um wenigstens ein Minimum an Einnahmen zu erzielen, wollen die Schausteller nun einige Buden in der Innenstadt aufstellen: "Da sind wir gerade in Verhandlungen mit der Stadt", verriet der Vorsitzende des Schaustellerverbandes. "So könnten wir zumindest ein bisschen unsere Unkosten decken."
Update: Montag, 15. Juni 2020, 17.54 Uhr



