Unentschieden in Düsseldorf

Hübner nach Platzverweis sauer (Update)

Nach einer umkämpften Partie trennen sich die TSG und Fortuna Düsseldorf 2:2. Hoffe spielt über 80 Minuten in Unterzahl.

06.06.2020 UPDATE: 07.06.2020 15:40 Uhr 3 Minuten, 55 Sekunden
Benjamin Hübner flog nach einem Schubser gegen den am Boden liegenden Kaan Ayhan schon früh vom Platz; Foto: APF​

Von Carsten Lappe und Andreas Schirmer

Düsseldorf. Benjamin Hübner fühlte sich nicht als Täter, sondern als Opfer. Entsprechend wütend war der Hoffenheimer Abwehrspieler: "Mein Arm ist an meinem Körper, er zieht meinen Arm nach oben in sein Gesicht", schimpfte Hübner nach Spiel über seinen Platzverweis.

Bereits nach neun Minuten musste der 30-Jährige den Rasen verlassen, weil er Gegenspieler Kaan Ayhan im Gerangel im Gesicht traf. "Das ist eine ganz große Schande, was Ayhan macht. Das nimmt mir den Spaß am Fußball", sagte Hübner erbost. Es war sein erstes Spiel nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre.

In der Tat war die Entscheidung des unglücklich agierenden Referees Sören Storks hart, auch wenn die Aktion klar erkennbar war. "Natürlich war das ein Fehler", räumte Hübner ein. Video-Schiedsrichter Christian Dingert überprüfte die Szene, schritt aber nicht ein. Unglücklich war auch Ayhans Verhalten, der sich entlarvend äußerte: "Ich habe eine Faust gespürt im Gesicht, das auch relativ deutlich. Dann habe ich gemerkt, dass es nicht ganz so weh tut."

Die TV-Zeitlupe entlarvte, dass er den Arm, den Hübner in Erwartung eines Eckballs nach hinten raushielt, um den Gegenspieler zu spüren, nach oben drückte und Hübners Hand damit in sein eigenes Gesicht. Dann ließ es sich fallen.

Auch interessant
Gefrustete Hoffenheim-Fans: "Wenn das alles fehlt, macht dieser Sport keinen Spaß"
1899 Hoffenheim: Sportchef Rosen sieht Spielertausch als Trend - Kicker aber "keine Ware" (Update)

"Die Rote Karte hat das Spiel geändert", sagte Hoffenheim-Coach Alfred Schreuder. "80 Minuten in Unterzahl zu spielen, war hart", meinte Munas Dabbur. Der Israeli schoss in der 16. Minute den Ausgleich, nachdem für die Fortuna Rouven Hennings (5.) die Führung markierte hatte. Henning traf per Foulelfmeter (76.) auch zum Endstand. Zuvor hatte Steve Zuber (61.) trotz Unterzahl sogar das zwischenzeitliche 2:1 für die Gäste erzielt. Dabei waren die dezimierten Hoffenheimer fast nur zur Verteidigung verdonnert und konnten von Glück sagen, einen Punkt mitnehmen zu können.

"Mit dem 2:2 können wir schon gut leben", lautete das Fazit von Schreuder. "Wir wussten, dass es ein sehr hartes Spiel wird gegen eine taktisch sehr gute Mannschaft. Das war schwer für uns. Mit Ball waren wir nicht so gut. Die Rote Karte hat das Spiel auch geändert. Fortuna steht viel schlechter in der Tabelle, als sie angesichts ihres Spiels stehen müsste. Wir nehmen den Punkt mit. Ich bin stolz auf die Mentalität der Spieler."

Zu den Schiedsrichter-Entscheidungen sagte er: "Den Elfmeter kann man geben. Ich glaube aber, dass es keine Rote Kate war. Aber das ist natürlich klar, dass ich das so sage, weil es gegen meine Mannschaft ging." Trotzdem konnte er dem Spiel noch etwas Gutes abgewinnen: "Immerhin schießen wir noch zwei Tore in Unterzahl." Dieser Einsatz und Wille soll auch im Kampf um einen Europacup-Platz der Schlüssel zu einem Erfolg im Heimspiel am Freitag gegen RB Leipzig sein. "Wir sind bereit und haben das Selbstvertrauen, ein großes Spiel zu machen", kündigte Dabbur an.

Update: Sonntag, 7. Juni 2020, 15.40 Uhr


Düsseldorf. (pami/dpa) Fortuna Düsseldorf hat im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga einen Befreiungsschlag verpasst. Auch 80 Minuten in Überzahl und ein Doppelpack von Torjäger Rouwen Hennings (5. Minute/77./Foulelfmeter) reichten am Samstag nur zu einem 2:2 (1:1) gegen 1899 Hoffenheim. Zwischendurch mussten die Rheinländer gar die dritte Niederlage unter Trainer Uwe Rösler befürchten. Munas Dabbur (16.) mit seinem ersten Saisontor und Steven Zuber (61.) hatten das Spiel für zehn Hoffenheimer vorübergehend gedreht. Benjamin Hübner hatte in seinem ersten Spiel nach Gelb-Rot-Sperre in der neunten Minute die Rote Karte wegen einer Tätlichkeit gesehen.

Hintergrund

Stimmen zum Spiel

Benjamin Hübner (1899 Hoffenheim): "Ich bin unglaublich sauer. Mein Arm geht ganz klar nur auf den Körper von Ayhan. Das kann man auch auf allen Bildern, im Fernsehen sehen. Ganz klar. Dann schlägt er mit seinem Arm meinen nach oben

[+] Lesen Sie mehr

Stimmen zum Spiel

Benjamin Hübner (1899 Hoffenheim): "Ich bin unglaublich sauer. Mein Arm geht ganz klar nur auf den Körper von Ayhan. Das kann man auch auf allen Bildern, im Fernsehen sehen. Ganz klar. Dann schlägt er mit seinem Arm meinen nach oben und meine Hand fährt dadurch in sein Gesicht. Nicht fest, nicht irgendetwas. Meine Hand soll nur zum Köper gehen, um Abstand zu behalten. Was Ayhan daraus macht, ist aus meiner Sicht eine ganz klare Frechheit. So etwas nimmt mir den Spaß am Fußball. Wenn ich ihn geschlagen hätte, was ich noch nie gemacht habe, dann würde ich sagen: ‚Das war eine Dummheit, das war ein Fehler.‘ Das würde ich zugeben. Aber was er daraus macht, ist eine ganz große Schande. Ich musste das Spiel dann auf dem Handy in der Kabine schauen, weil ich nicht in den Innenbereich durfte. Ich habe dann eine enorme kämpferische Leistung der Mannschaft gesehen. Ich bin mächtig stolz, was die Mannschaft nach dieser Ungerechtigkeit noch geleistet hat."

Uwe Rösler (Trainer Fortuna Düsseldorf): "Es war ähnlich wie in Wolfsburg. Wir gehen 1:0 in Führung. Statt einfach weiterzuspielen, waren wir auf einmal anfällig, auch für Konter. Das haben wir so nicht besprochen. Generell: Der Wille war da, wir haben alles probiert. Eine Niederlage wäre eine Katastrophe gewesen."

Zum aberkannten Tor von Rouwen Hennings in der 18. Minute: "Natürlich hat Kenan (Karaman) vorher den Ellenbogen oben. Aber das muss er ja wenn er hochspringt. Auch sein Gegenspieler hatte den Ellenbogen oben. Ich komme aus England - für mich: Tor. Aber das müssen wir akzeptieren. Kurz darauf gab es ein klares Handspiel im Strafraum. Warum man sich das nicht noch einmal anschaut, kann ich nicht nachvollziehen."

Zur Frage, warum sein Team aus mehr als 80 Minuten in Überzahl nicht mehr machen konnte: "Wir sind Fortuna Düsseldorf. Natürlich haben wir einen Mann mehr, aber wir spielen auch gegen eine sehr hohe Qualität. Wenn du ein Mann mehr bist, musst du einfach spielen."

Zur Frage, ob der Druck durch den Sieg von Mainz in Frankfurt größer geworden sei: "Die Spiele werden weniger. Natürlich haben wir Druck vom ersten Spieltag an. Natürlich kommt jetzt mehr Druck auch durch den Sieg der Mainzer. Die Mannschaft ist frustriert, aber wir werden wieder aufstehen. Es wäre jetzt mal an der Zeit auch gegen Dortmund oder in Leipzig das ein oder andere Pünktchen zu holen."

Zur Frage, warum sein Team auch in diesen Spielen punkten kann: "Unsere Spieler sind sehr ambitioniert. Wir können in vielen Spielen mithalten und spielen nicht so wie eine Mannschaft, die Drittletzter ist. Wir versuchen es mit allen Möglichkeiten, die wir haben. Wir versuchen es mit Herz und Leidenschaft. Wir wollen die Liga halten, egal wie. Wir sind noch voll dabei."

Rouwen Hennings (Fortuna Düsseldorf): "Es war wieder ein Spiel, in dem wir mehr hätten mitnehmen müssen. Wir haben lange in Überzahl gespielt, uns aber für eine gute Leistung wieder nicht belohnt. Nach der Roten Karte haben die Hoffenheimer dann versucht, defensiv kompakt zu stehen. Ein Gegentor haben wir durch einen Standard bekommen, eins nach einem Konter. Das ist sehr ärgerlich. Die Spiele werden weniger, wir brauchen Punkte. Wir haben jetzt zwei starke Gegner, gegen die wir in der Hinrunde keine Chance hatten."

Kaan Ayhan (Fortuna Düsseldorf) zur Roten Karte gegen Benjamin Hübner: "Ich habe eine Faust gespürt im Gesicht, das auch relativ deutlich. Dann habe ich gemerkt, das es nicht ganz so weh tut. Ich glaube, die Rote Karte kann man geben. Es war wieder ein Spiel, in dem wir zwei Punkte liegenlassen. Den Vorwurf müssen wir uns selber machen. Aber wir haben dann noch das 2:2 gemacht. Wenn wir am Ende noch gewinnen, kann sich einer beschweren."

Ayhan zum nächsten Gegner: "Gegen Dortmund habe ich gute Erinnerungen, zumindest an unser letztes Heimspiel gegen den BVB. Wir werden schauen, dass wir da was mitnehmen. Aber wir müssen diese Woche erst einiges aufarbeiten, sonst haben wir es beim BVB noch schwerer."

[-] Weniger anzeigen

Bereits zum achten Mal unter Trainer Rösler ging Düsseldorf in Front, gewann aber wieder einmal nicht. Nur ein Sieg aus diesen Spielen konnten die Fortunen einfahren, die nicht vom Relegationsplatz 16 wegkommen. Bei noch vier ausstehenden Spielen müssen die Rheinländer nun gegen die Champions-League-Aspiranten Borussia Dortmund und RB Leipzig ran. Gegen den BVB fehlt Mittelfeldspieler Adam Bodzek nach seiner zehnten Gelben Karte. Hoffenheim bleibt als Sechster mit 43 Punkten aus 30 Spielen im Rennen um die Europapokal-Teilnahme.

Für Wirbel sorgten insbesondere zu Beginn Schiedsrichter Sören Storks und Video-Schiedsrichter Christian Dingert in Köln. Die Entscheidungen zur Roten Karte gegen Hübner und zu einem nicht gegebenen weiteren Tor von Hennings (18.) waren zumindest diskutabel. Keine zehn Minuten waren gespielt, da war die Partie für Hübner bereits wieder vorbei. Vor einer Ecke geriet Hübners Hand im Gerangel ins Gesicht von Fortunas Abwehrchef Kaan Ayhan. Storks zückte sofort Rot - hart, aber wohl vertretbar.

Zu diesem Zeitpunkt führte die Fortuna bereits 1:0. Hennings, der beim 0:5 bei Bayern München nicht gespielt hatte, rechtfertigte seine Rückkehr in die Startelf mit seinem 13. Saisontor. Der Torjäger stand nach einer Flanke von Kevin Stöger zu frei und konnte ungehindert einköpfen. Trotz Unterzahl kamen die Gäste schnell zum Ausgleich, da auch die Fortuna bei einer Standardsituation ungeordnet war. Nach einem Freistoß von Robert Skov rettet Fortuna-Schlussmann Florian Kastenmeier noch gegen Stefan Posch, den Abpraller drückte Dabbur dann über die Linie. Für den israelischen Nationalspieler war es nach seinem Wechsel vom FC Sevilla im Winter das erste Tor für Hoffenheim.

Unmittelbar danach köpfte erneut Hennings zu vermeintlichen Düsseldorfer Führung ein. Storks gab das Tor zunächst, wurde aber von Dingert in Köln aufgefordert, sich die Szene noch einmal anzusehen. Zuvor hatte es einen Luftkampf zwischen Düsseldorfs Kenan Karaman und Posch gegeben, den Storks nicht als Foul gesehen hatte. Da dies eher keine klare Fehlentscheidung war, verwunderte das Einschreiten Dingerts. Tatsächlich nahm Storks das Tor dann zurück.

Fortuna machte geduldig das Spiel und startete Angriff um Angriff. Dies glich fortan einem Handball-Offensivspiel. Immer wieder spielten die Düsseldorfer den Ball am Strafraum entlang auf der Suche nach einer Lücke in der emsigen Hoffenheimer Abwehr, die sich freilich nicht auftat. Fortuna spielte gefällig und war nach dem Platzverweis im Dauer-Ballbesitz. Daraus machten die Rheinländer jedoch zu wenig.

Hoffenheim verteidigte und konterte geschickt. Eine der wenigen Befreiungsaktionen nutzte Zuber schließlich zur schmeichelhaften Führung. Rösler reagierte mit einem Vierfach-Wechsel und seine Spieler mit weiteren wütenden Angriffen. Dies wurde schließlich durch Storks Elfmeterpfiff nach einem Schubser von Havard Nordtveit gegen Erik Thommy belohnt. So kam Hennings doch noch zu seinem Doppelpack, sein Team aber trotz eines weiteren Sturmlaufs erneut nicht zum Sieg.

So spielte die TSG: Baumann, Bicakcic, Hübner, Posch (85. Bogarde), Nordtveit, Samassekou, Rudy, Zuber (62. Kaderabek), Baumgartner (62. Bebou), Skov (85. Grillitsch), Dabbur (71. Kramaric)

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.