"Stadtradeln" in Adelsheim

Die Resonanz ist überwältigend

279 Teilnehmer legen über 26.000 Kilometer in der ersten Woche zurück

05.06.2020 UPDATE: 06.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 43 Sekunden
Ralph Gaukel führt das Gemeinderatsteam an – auch was die Kilometer angeht. Foto: zg

Adelsheim. (ahn) 26.381 Kilometer haben die 31 Teams mit 279 Radfahrern aus Adelsheim bereits zurückgelegt und vier Tonnen Kohlenstoffdioxid dabei eingespart (Stand: Freitag, 15.30 Uhr) – das alles bereits in der ersten Woche. Und das "Stadtradeln", bei dem Kommunen aus Deutschland um die meistgefahrenen Kilometer und um die größte CO2-Einsparung radeln, geht in Adelsheim noch zwei Wochen weiter. Die Stadt ist die erste Gemeinde aus dem Neckar-Odenwald-Kreis, die bei der Aktion an den Start geht.

"Das Spannende ist, dass man als ehrgeiziger Einzelfahrer oder im Team zunächst gegeneinander fährt, letztendlich aber gemeinsam das Auto stehen lässt und tonnenweise CO2 einspart", sagt Eberhard Belz, der das "Stadtradeln" nach Adelsheim geholt hat.

Doch wie ist der gebürtige Adelsheimer, der als Leiter der Untersuchungshaftabteilung in der JVA arbeitet, auf diese Idee gekommen? "Im Januar war in einem Artikel der Initiative RadKULTUR des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg zu lesen, wonach die Hälfte der Anmeldegebühren fürs ,Stadtradelns‘ übernommen würde. Daraufhin habe ich mit Bürgermeister Bernhardt Kontakt aufgenommen, der sofort Bereitschaft für einen Alleingang der Stadt signalisierte", berichtet Belz. "Dann kam die Corona-Krise und der Shut-Down. Aber mit Nelli Bauer bekam ich glücklicherweise eine engagierte Ansprechpartnerin im Stadtmarketing, und so wurde das Neuland ,Adelsheimer Stadtradeln‘ betreten."

Eberhard Belz ist nicht nur Initiator, sondern auch Team-Captain der JVA-Mitarbeiter. "Momentan sind 16 Aktive bei uns am Start. Trotz der Entfernungen zur JVA fahren einige mit dem Rad zur Arbeit. Überwiegend wird aber in der Freizeit mit der Familie geradelt."

Mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, das versucht der leidenschaftliche Radfahrer das ganze Jahr über zu praktizieren. Und dies ist gar nicht so leicht, denn schließlich geht es zur JVA den Berg hinauf. "Nicht von ungefähr hat der Aufstieg den Namen ,Siechsteige‘", sagt Belz, der nach dem Feierabend noch eine Runde extra dreht – "das macht den Kopf frei."

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Das Radfahren bringt noch weitere Vorteile mit sich. "Ausdauersport stärkt bekanntlich Körper und Seele, und beim Radfahren werden im Gegensatz zum Joggen die Gelenke geschont", so Belz. Außerdem bietet sich gerade während der Corona-Krise das Radeln an. "Die Radfahrer halten automatisch Abstand zueinander, und die Gefahr, sich durch Oberflächenkontakt anzustecken, ist geringer. Außerdem wird die Lungenmuskulatur gestärkt und der Blutdruck senkt sich."

Und natürlich trägt man seinen Teil zum Umweltschutz bei. Dass die Adelsheimer dabei mithelfen wollen, zeigt die große Resonanz auf das "Stadtradeln". "Ich kann es immer noch nicht glauben, wie viele Radbegeisterte aktiv sind", freut sich Belz.

Dabei gibt es "eine Wahnsinns-Vielfalt von Teams unterschiedlichster Motivation". Wie etwa das Team des Jugendhauses, dessen Captain Belz’ Sohn Christoph ist. Die Jugendlichen unternehmen dann auch mal größere Ausfahrten ins Jagst- und Kochertal.

Auch Bürgermeister Wolfram Bernhardt ist von der Resonanz "über alle Altersgruppen hinweg" überwältigt. "Hätte mir jemand vor einer Woche gesagt, dass Adelsheim als Newcomer auf dem besten Weg ist, einen neuen Rekord einzustellen, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Schließlich steht man im Wettbewerb mit Kommunen aus ganz Deutschland", sagt das Stadtoberhaupt. Kein Wunder, dass da die Tagesstatistik vom "Stadtradeln" mehr Spannung bietet als der Blick auf die Bundesligatabelle, wie Bernhardt auf seiner Facebook-Seite anmerkt.

Seine ganze Familie ist am Start, "wir radeln was das Zeug hält". Wobei nach der ersten längeren Tour doch Nachwehen zu verzeichnen gewesen seien, "denn der Allerwerteste erinnerte mich daran, dass zwischen Bürostuhl und Fahrradsattel doch ein kleiner Unterschied besteht", berichtet der Bürgermeister.

"Die Resonanz zeigt aber auch, dass wir gut beraten sind, dem Fahrrad bei der Innenstadtentwicklung und Verkehrsplanung eine viel größere Bedeutung zukommen zu lassen", sagt Bernhardt.

Dieser Meinung ist auch Stadtrat Ralph Gaukel, der dem Gemeinderatsteam als Captain vorsteht, das bereits rund 350 Kilometer erradelt hat – Ziel ist die 1000-Kilometer-Marke. "Für die leidgeprüfte Innenstadt kann diese Aktion einiges an Entlastung bringen, denn viele Adelsheimer erkennen, dass viele Kurzstrecken in die Kernstadt und den Stadtteilen mit dem Rad zurückgelegt werden können. Mit der Umgestaltung der Marktstraße nach Fertigstellung der Umfahrung der B292 müssen wir mehr Raum für Radfahrer und Fußgänger schaffen", so Gaukel, der die Aktion lobt.

Wer daran noch teilnehmen will, kann sich in den nächsten zwei Wochen noch anmelden, informiert Belz, der sich sicher ist, "dass noch weitere dazukommen, und Adelsheim in der Kategorie ,beste Newcomer unter 10000 Einwohnern‘ einen vorderen Platz belegen wird".

Sein großer Wunsch ist, "dass danach die Euphorie in den Alltag hinübergerettet wird".

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