Tulpen blühen und Pinguine brüten
Trotz Corona-Pandemie geht im Luisenpark alles seinen gewohnten Gang - Gerade laufen Frühjahrsputz und Pflanzaktionen

Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. "Wir haben Frühjahr, wir haben Hochsaison", sagt Ellen Oswald, gärtnerische Leiterin im Luisenpark. Die Natur lässt sich in ihrem Zyklus auch von Corona nicht aufhalten. Die Parkanlage will gepflegt, die Tiere müssen versorgt werden. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und eingeteilt in feste Kleingruppen, die sich auf dem weitläufigen Gelände nur von Weitem sehen – oder sich im Fall der Tierpfleger überhaupt nicht begegnen, da sie im Zweischichtbetrieb jeweils vier Tage arbeiten. Das geschieht nach strengen Vorgaben hinsichtlich Hygiene und Infektionsschutz, wie Christine Krämer betont. "Uns kommen die Erfahrungen aus der Zeit der Vogelgrippe zugute. Damals galt es, die Tiere zu schützen, jetzt sind es die Menschen", so die Leiterin der Zoologie. Das Arbeiten sei zwar etwas umständlicher, dafür genieße man als Tierpfleger gerade die ungeteilte Aufmerksamkeit, wenn man sich dem Gehege nähert. "Wir bemerken so etwas wie eine gewisse Langeweile bei unseren Schützlingen. Auffällig ist auch, dass wild lebende Tiere wie Reiher oder Weißstörche einen näher ranlassen als sonst", erzählt Krämer.
Hintergrund
Einfluss auf die Erweiterung und Modernisierung rund um den Kutzerweiher hat die aktuelle Situation laut Stadtverwaltung nicht. "Die Arbeiten an der neuen Parkmitte werden wie geplant fortgeführt", teilt das zuständige Dezernat auf RNZ-Anfrage
Einfluss auf die Erweiterung und Modernisierung rund um den Kutzerweiher hat die aktuelle Situation laut Stadtverwaltung nicht. "Die Arbeiten an der neuen Parkmitte werden wie geplant fortgeführt", teilt das zuständige Dezernat auf RNZ-Anfrage mit.
Voraussichtlich im Herbst beginnen die Arbeiten, bei denen bis zur Buga 2023 zwischen Pflanzenschauhaus und Gondoletta-Anleger eine Unterwasserwelt, eine Voliere und ein Pinguin-Gehege entstehen sollen.
Dafür müssen die Gebäude des Betriebshofs, die bisherige Großvoliere, die Stelzvogelwiese sowie die Aquarien im Pflanzenschauhaus weichen. Die betroffenen Tiere ziehen vorübergehend um. Die Humboldt-Pinguine kommen zum Beispiel in den Frankfurter Zoo.
Das neue Ensemble aus Grüner Schule und Freizeithaus ist nach der Bundesgartenschau dran. Parallel dazu sollen in diesem ersten Bauabschnitt Sanierungsmaßnahmen am Pflanzenschauhaus, im Bereich der Seebühne, am Parkwegenetz und der Uferbefestigung des Kutzerweihers durchgeführt werden. (hwz)
Bis zu 10.000 Besucher spazieren sonst bei gutem Wetter an den beiden Osterfeiertagen durch den Luisenpark. Doch bereits seit 18. März ist es einsam und still geworden. "Klar vermissen auch wir Gärtner die Besucher", sagt Oswald. Gerade wenn etwas "phänomenal blüht", sei man traurig, dass es kaum jemand sehen könne. Um den Besuchern dennoch einen Blick auf Tulpen und Narzissen in voller Pracht oder die Magnolienblüte zu ermöglichen, ist Parksprecherin Alexandra Wind regelmäßig mit der Kamera unterwegs. Auf der Homepage und unter dem Hashtag "DieParksSindBeiEuch" kann man sich die Fotos sowie einen speziell für Ostern gedrehten Film direkt auf PC und Smartphone holen.

Ellen Oswald beschreibt anschaulich, was da gerade unter strahlend blauem Himmel grünt und blüht, und was in den Startlöchern steht. Die Strauchpfingstrosen am Chinesischen Teehaus haben ihre Knospen bereits geöffnet. "Doch es geht den ganzen Frühsommer weiter, beispielsweise mit Beetpfingstrosen, Rhododendren, Seerosen und Hortensien. Und im Farngarten rollen die Farnwedel gerade die Blätter aus." Am Freizeithaus haben ihre Mitarbeiter vor kurzem Obstbäumchen gepflanzt, die Blumenwiese eingesät und Hochbeete für das kleine "Öko-Dorf", das dort entstehen soll, aufgestellt. "Eigentlich wollte unsere Gemeinsam-Gärtner-Gruppe das machen, aber Ehrenamtliche dürfen im Moment ebenso wenig im Park tätig werden wie Saison- und Fremdarbeiter", berichtet die Chefgärtnerin.

Auch die Tiere lassen sich von Corona nicht in ihrem natürlichen Rhythmus stören. "Die Brut ist in vollem Gang, beispielsweise bei den Humboldt-Pinguinen", erzählt Krämer. Die Weißstörche haben in luftiger Höhe ihre Nester eingerichtet. Bei den afrikanischen Nimmersattstörchen sind schon sehr früh im März zwei Küken geschlüpft, die sich bei den warmen Temperaturen gerade prächtig entwickeln. Lieferengpässe bei Tierfutter gebe es ebenso wenig wie bei Pflanzen, Erde, Gartengeräten. Und vor allem: Bisher sind alle Mitarbeiter gesund. "Und das ist gerade das größte Glück im Unglück", sagt Ellen Oswald.



