Gloria-Kino Heidelberg

"Die Situation ist der Mega-Horror"

Inge Mauerer-Klesel, Chefin der "Kamera" und des "Gloria", will ihre Kinos nicht freiwillig aufgeben - Fans helfen mit Gutschein-Käufen

10.04.2020 UPDATE: 11.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
„Nichts hatte annähernd dieses Ausmaß“: Inge Mauerer-Klesel kennt die schwierige Kinobranche seit Langem, aber die Corona-Krise stellt alles bisher Erlebte in den Schatten. Foto: Hentschel

Von Birgit Sommer

Heidelberg. "Es sind schwere Zeiten, und ich hoffe sehr, dass Ihre Kinos das gut durchstehen... ich, wir, Heidelberg brauchen Sie!". Solche aufmunternden Schreiben bekommen Inge Mauerer-Klesel, die Chefin der Heidelberger Programm-Kinos "Gloria" und "Kamera", und ihre Mitarbeiter zur Zeit. Die Aktion "Kino-Gutscheine" ist gut angelaufen, die Zuschauer zahlen jetzt und füllen die Säle dann später. "Wir freuen uns auf unser gutes altes Kino und auf die Kultur, die wir noch mehr genießen werden", sagen die leidenschaftlichen Cineasten. Wie es ihr geht in Zeiten des "Lockdowns" wegen der Corona-Infektionsgefahr, berichtet die vielfach ausgezeichnete Heidelberger Kinobetreiberin im RNZ-Gespräch.

Frau Mauerer-Klesel, "Ich kann mir ein Leben ohne Euch nicht vorstellen", schrieb Ihnen eine Kinogängerin und bestellte vorsichtshalber mal Gutscheine, damit ein bisschen Geld in Ihre Kinokasse kommt. Wie fühlt sich das an?

Man ist einfach total gerührt und erschüttert. Freudig erschüttert natürlich.

Was geht Ihnen in diesen Wochen verloren?

Unheimlich viel Geld. Wir nehmen nichts ein und haben keine großen Rücklagen. Die ersten Monate 2020 liefen schon schlecht ...

Warum das?

Das kann ich nicht beantworten.

Das Kinojahr 2019 soll ja gut gewesen sein, mit Blockbustern wie "Eiskönigin" und "Der König der Löwen". Das nützt Ihren Programmkinos natürlich nicht viel. Was waren denn Ihre Blockbuster?

"Green Book" war ein Highlight Anfang des Jahres, auch "Systemsprenger" lief ganz gut. Aber wenn ein Film sechs bis acht Wochen gut läuft, dann reicht das nicht für ein Jahr. Die augenblickliche Situation ist jedenfalls der Mega-Horror. Nicht nur für uns natürlich.

Auch beim geschlossenen Kino bleiben Ihnen beispielsweise die Mietkosten.

Ich habe meine Vermieter um Reduktion der Miete und Stundung der restlichen Summen gebeten. Die fünf fest angestellten Mitarbeiter sind in Kurzarbeit gegangen.

Solange die Kinos leer bleiben müssen, hoffen Sie auf den Verkauf von Gutscheinen zur Überbrückung.

Die Gutscheine sind schon eine Hilfe, wir haben schon ein paar Tausend Euro dadurch eingenommen. Auch ein Zuschuss vom Land wurde am Dienstag ausbezahlt. Aber die Fixkosten sind da, und die gestundeten Mietzahlungen bleiben ja auch. Je nach Dauer der Schließung kann das schwierig werden.

Welche Filme hätten Sie den Zuschauern denn zu Ostern geboten?

Auf jeden Fall hätten wir "Undine" von Christian Petzold gespielt. Und "Königin", ein total spannender, dänisch-schwedischer Film, wäre jetzt ein Highlight gewesen.

Wie lange werden Sie durchhalten?

Wenn es nur bis Ende April ginge, wäre es schön. Wenn es länger geht – mein Gott! Die Verleiher haben ja sowieso alle ihre Film-Starts verschoben, der Film über Marie Curie kommt nicht, "Vergiftete Wahrheit" sollte am 16. April starten. Jetzt gibt es oft gar keine festen Termine oder die Starts sind erst für Sommer oder Herbst geplant. Wie flexibel die Verleiher sind, kann ich nicht sagen. Wichtig wäre, dass sie Filme freigeben, die was Gescheites sind, das zu unseren Kinos passt und auch Geld bringt.

Ist die jetzige Situation das Schlimmste, was Sie in der schwierigen Kinobranche je erlebt haben? Oder gab es da schon ganz andere Probleme?

Nichts hatte annähernd dieses Ausmaß. Als ich das Harmonie/Lux oder das Studio Europa aufgeben musste, war das nicht annähernd vergleichbar. Und selbst jetzt, mit unserem großen Mitbewerber in der Bahnstadt – wir tun uns nicht weh. Das kann ich von Glück sagen.

Könnte die Situation für Sie ein Grund sein, Ihre Programmkinos ganz aufzugeben?

Freiwillig sicher nicht. Ich habe engagierte Mitarbeiter, die mir zur Seite stehen. Aber wer weiß? Vielleicht müsste ich unter anderen Voraussetzungen oder auf kleiner Flamme weitermachen?

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