Region Heidelberg

So läuft das Einkaufen in Corona-Zeiten

Warteschlangen vor Supermärkten und Läden sind ein häufiges Bild - Plexiglasscheiben und Desinfektion gibt es inzwischen fast überall

05.04.2020 UPDATE: 06.04.2020 06:00 Uhr 6 Minuten, 38 Sekunden
Auch im Aldi in Wiesenbach/Bammental dient der Wagen als „Abstandshalter“. Foto: Frenzel

Region Heidelberg. (agdo/cm/dw/fre/ nah/sg/tri) Sicherheitspersonal, Plexiglasscheiben, Schutzkleidung: Beim Einkaufen ist nichts mehr so wie noch vor vier Wochen, was nicht nur an mitunter leeren Regalen deutlich wird. Außerdem ist der Besuch von Supermarkt oder Hofladen inzwischen die nahezu einzige Gelegenheit zu Kontakten mit anderen Menschen außerhalb der eigenen vier Wände. Und überall dort, wo mehrere Personen zusammentreffen, gibt es Regeln, damit sie sich nicht zu nahe kommen. Die RNZ war in der Region rund um Heidelberg unterwegs und hat sich umgeschaut, wo welche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie getroffen werden.

Am Rewe in Neckargemünd steht „Security“ am Eingang. Foto: Haasemann-Dunka

Rewe Eppelheim, Freitag, 3. April, um 12 und 18 Uhr: Am Eingang des Marktes in der Seestraße begrenzt ein Security-Mitarbeiter die Kundenzahl. Warteschlangen bilden sich vor dem Supermarkt besonders in den Haupteinkaufszeiten. Plakate und Aufkleber auf dem Boden erinnern überall im Markt an das Einhalten des Mindestabstands von 1,5 Metern und an die gängigen Hygieneregeln. Über Verhaltensregeln informieren zusätzlich Durchsagen. Das Kassenpersonal, das vorwiegend Einweghandschuhe und Mundschutz trägt, ist durch Plexiglasscheiben geschützt. Kunden werden gebeten, den Einkauf bargeldlos zu bezahlen. Dies ist auch kontaktlos möglich. Die Nutzung eines Einkaufswagens ist hier keine Pflicht. Bei den Leergutautomaten können Kunden ihre Hände desinfizieren.

Rewe Neckargemünd, Freitag, 3. April, 14.30 Uhr: Hier gilt es, 1,50 Abstand zum nächsten Kunden einzuhalten, woran auch Makierungen auf dem Fußboden erinnern. Daran halten sich die allermeisten Marktbesucher diszipliniert. Um die Anzahl der Einkaufenden im Blick zu behalten, werden die Einkaufswägen zahlenmäßig beschränkt. Zeitweise eingesetztes Sicherheitspersonal achtet am Eingang darauf, dass Kunden den Markt nur einzeln und mit Einkaufswagen betreten. Bezahlt werden kann in bar oder mit Karte. Die Kassierer und Kassiererinnen sind durch Plexiglas geschützt.

Blumen-Bethge, Mauer, Freitag, 3. April 2020, 12.17 Uhr: Noch vor dem Eingang ist deutlich angeschlagen: Es gibt keine Beratung – "Selbstbedienung". Die allseits empfohlenen 1,5 Meter Abstand sind kein Thema, es sind deutlich mehr. Gelb-schwarze Klebestreifen auf dem Boden stellen die Haltelinien dar, der rege Kundenbetrieb hält sich daran. Der Bereich von Kasse und Schnittblumen wird per Stop-Schild geschützt: Sicherheitsbereich. Die Blumenstrauß-Zusammenstellung erfolgt per Fernanweisung. Die beiden Mitarbeiterinnen tragen Mundschutz, manche Kundinnen ebenfalls. Zum Bargeld-Zahlen wird unter einem improvisierten Spuckschutz eine Schüssel durchgereicht. Das Rausgeld nimmt den selben Weg.

Rewe Bammental, Freitag, 3. April 2020, 13.02 Uhr: Gäbe es die Bäckerei Frick mit Sitz in Weingarten nicht, die im Supermarkt eine Verkaufsstelle unterhält, ließe sich das Thema Corona in dem Supermarkt kaum ansatzweise spüren – von einem kleinen Hinweis an der Automatiktür abgesehen. An der Tresenscheibe vor den Frick’schen Backwaren gibt es klare Anweisungen zum Abstandhalten, mindestens 1,5 Meter. Die schwarz-gelben Haltemarkierungen auf dem Fußboden davor kommen dieser Empfehlung nahe. An der Rewe-Kasse geht es zu wie an einem Freitagmittag vor der Krise.

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Im Rewe-Markt in Eppelheim tragen die Mitarbeiter Mundschutz. Foto: Geschwill

Profi-Markt Neckargemünd, Freitag, 3. April 2020, 16.27 Uhr: Feierabendbetrieb, vielleicht etwas weniger als "normal". Nur wer sucht, findet – am Eingang wie auch drinnen – den 1,5-Meter-Abstandshinweis an die "Lieben Kunden". Ein guter und unüblicher Corona-Service verpufft deshalb: das alkoholische Desinfektionsmittel für die Hände, das am Eingang postiert ist, wird deshalb weitestgehend übersehen.

dm-Markt Neckargemünd, Freitag, 3. April 2020, 17.33 Uhr: Ein Plakatständer vor dem Eingang lässt wissen, dass sich nur 33 Menschen gleichzeitig im Markt aufhalten dürfen. Wie die Einlasskontrolle erfolgt, bleibt offen. Sicherheitspersonal steht nicht vor dem Eingang. Aber es ist auch nicht viel los. Die auf dem Plakat zu lesende Empfehlung zum Abstandhalten wird problemlos eingehalten. Die wenigen Kunden gehen sich von ganz alleine aus dem Weg.

Jet-Tankstelle Neckargemünd, Freitag, 3. April 2020, 17.21 Uhr: Mit knapp 105 Cent pro Liter Diesel und knapp 118 Cent für Super sind die Preise so niedrig wie lange nicht mehr. Der Ansturm ist dennoch sehr überschaubar. Die Abstandsempfehlung am Kasseneingang wird im Verkaufsraum problemlos eingehalten.

Penny Meckesheim, Freitag, 3. April, 11.30 Uhr: Keine Zugangsbeschränkung und kein Sicherheitspersonal, lediglich ein Schild vor dem Eingang bittet um Beachtung der Hygienevorschriften und der Einhaltung von 1,5 Metern Abstand. Kunden halten nur teilweise die Abstände ein. Einige männliche, jüngere Zeitgenossen scheinen noch nichts von der Abstandsregel gehört zu haben. Kunden tragen keinen Mundschutz. Vor der Kasse sind entlang des Laufbands und davor auf dem Boden vier Markierungen in 1,5 Metern Abstand aufgeklebt. Der Zahlvorgang geschieht wie immer, Kassierer sind nicht durch Plexiglas geschützt. Das Personal trägt, soweit ersichtlich, Handschuhe.

Vorbildlich stehen Kunden vor der Metzgerei Schäfer in Dossenheim Schlange. Foto: Alex

Metzgerei Schäfer Dossenheim, Samstag, 4. April, 10.30 Uhr: Kunden stehen mit Abstand zueinander vor dem Laden und warten. Verlässt einer der drei Kunden den Laden, geht der nächste rein. Das funktioniert ohne Worte. Drinnen trennt eine zusätzlich eingerichtete Abstandslinie die Kunden von der ohnehin abgeschirmten Auslage von Fleisch und Wurst. Die Theke hat außerdem einen transparenten Aufsatz. Bezahlt wird hier mit Karte oder über einen Automaten, den Metzger Christian Schäfer schon vor der Krise hat einrichten lassen. So kommen die Verkäufer weder mit Bargeld noch mit Karte in Berührung. Die meisten Kunden seien sehr diszipliniert, heißt es.

Café-Conditorei "Am Wasserturm" Eppelheim, Samstag, 4. April, 11 Uhr: Hier wird gleich an der Eingangstür über Verhaltensregeln informiert. Man wird gebeten, nur einzeln einzutreten und Abstand zur Verkaufstheke zu halten. Maximal dürfen sich im Innern zwei Personen aufhalten. "Das wird hier alles super akzeptiert", erklärt Konditormeister Günter Wachl. Weil im Geschäft der Abstand zwischen Kundenbereich und den Verkaufstheken mehr als zwei Meter beträgt, verzichtet er beim Bedienen auf einen Mundschutz. Dafür desinfiziert sich der Konditormeister nach jedem Kunden die Hände. Mehrfach am Tag werden Theke und Türgriffe gereinigt. Kontaktloses Bezahlen ist möglich.

Aldi Wiesenbach/Bammental, Freitag, 3. April 2020, 15.45 Uhr: "Bitte halten Sie Abstand von mindestens 1,5 Meter zu allen Kunden !!!" Das steht auf dem DIN-A-4-Zettel an der Automatiktür. Ähnliches auch vor der Kasse. Nur: In den Gängen ist diese Empfehlung schwer einzuhalten. Schon gar nicht, wenn Nachschub in die Warenregale geräumt wird. Dann wird’s eng, gibt es hilflose Blicke von Mit-Kunden. Einige von ihnen tragen Einweghandschuhe, andere Einweg-Mundschutz, Marke Mediziner. Beim Anstehen an der Kasse ist der Einkaufswagen das Abstandsmaß aller Dinge. Vor der Kassiererin ist ein Plexiglasschutz installiert.

Rewe Mauer, Samstag, 4. April, 16 und 18 Uhr: Ein großes Schild am Eingang macht auf die Hygienevorschriften aufmerksam. Ein Security-Mitarbeiter steht an der Tür, lässt aber alle Kunden in den Markt. Welche Funktion er genau hat, bleibt für den Beobachter unklar. Mal steht er vor dem Markt, mal ist er drinnen. Wahrscheinlich achtet er darauf, dass die Abstandsregel von 1,5 Metern eingehalten wird. Diese sorgt für eine Art "Versteckspiel": Stehen schon Kunden vor der gewünschten Auslage, dann schnell erst in eine andere Reihe verschwinden, in der hoffentlich gerade niemand sucht. Die Mitarbeiter an der Frischetheke tragen Einmalhandschuhe, aber keinen Mundschutz. Grillkohlpakete sorgen dafür, dass man nicht zu nah an die Theke kommt. An vielen Stellen gibt es Abstandsmarkierungen auf dem Boden. An der Kasse ist eine Plexiglasscheibe installiert. Eine Durchsage bittet Kunden, möglichst bargeldlos zu zahlen. Regelmäßig werden laut Kassenpersonal die Hände desinfiziert.

Reformhaus Eppelheim, Freitag, 3. April, um 12.30 Uhr: Dass Kunden ein paar Minuten vor dem Geschäft warten müssen, bis sie hereingebeten werden, kommt derzeit beim Reformhaus von Johannes Budjan schon mal vor. Denn einerseits ist die Zahl der Kunden sprunghaft angestiegen und andererseits dürfen sich drinnen derzeit nur maximal zwei Personen gleichzeitig aufhalten. Da Kunden nicht nur bedient, sondern auch beraten werden, tragen alle Mitarbeiter Mundschutz und waschen sich noch häufiger als sonst die Hände. Zudem werden mehrmals am Tag Türklinken, Griffe an den Kühlschränken und das EC-Kartenlesegerät desinfiziert. Kontaktloses Bezahlen ist möglich. Im Kassenbereich wurde eine Hygieneschutzplatte angebracht. Der Obst- und Gemüsebereich kann bei Bedarf abgetrennt werden, damit nur noch vom Personal Frischwaren ausgegeben werden. Der Weg der Kunden wird per Richtungspfeile auf dem Boden vorgegeben: "Einbahnstraßenregelung."

Conditorei Café Meisel Dossenheim, Samstag, 4. April, 11 Uhr: Ein Schild im Schaufenster weist darauf hin, dass der Laden nicht von mehr als zwei Kunden gleichzeitig betreten werden soll. Von außen ist leicht zu erkennen, wie viele bereits im Laden stehen. Am Samstagmorgen ist das kein Problem. Und wenn doch, kümmert sich Thomas Meisel, Chef des Hauses, persönlich um die Sicherheit: "Könnten sie bitte etwas Abstand halten?" Kuchen und Backwaren werden hier bar bezahlt, der Teller für Scheine und Münzen regelmäßig desinfiziert. Mitarbeiter und Ware einerseits sowie Kunden anderseits sind auch in normalen Zeiten durch die Vitrine getrennt. Jetzt schützt man sich gegenseitig zusätzlich durch einen durchsichtigen Aufbau auf Kopfhöhe.

Bakstub Siefert Nußloch, Samstag, 4. April, 8.45 Uhr: Eine Schlange hat sich auf dem Bürgersteig vor der "Backstub" gebildet. Auch draußen müssen Abstände von mindestens 1,5 Metern eingehalten werden; Markierungen weisen darauf hin, die Kunden halten sich daran. Die Bäckerei dürfen nicht mehr als drei Kunden betreten, die ausreichend Abstand zueinander halten müssen. Zum Schutz aller wird hinter durchsichtigen Schutzwänden bedient. Alle Verkäufer tragen Handschuhe, desinfiziert wird ständig. Die Bäckerei hat keine Möglichkeit zur Kartenzahlung, angenommen wird nur Bargeld. Damit die Kunden die Türklinke nicht in die Hand nehmen müssen, steht die Eingangstür offen.

Freudensprungs Hofladen Nußloch, Freitag, 3. April, 14 Uhr: Hier gibt es nun einen Rundgang. Damit die Kunden sich nicht in die Quere kommen, müssen sie sich nach den Pfeilen auf dem Boden richten. Nicht jeder sieht jedoch gleich die Hinweise, denn noch heben sie sich farblich nicht allzu sehr vom Boden ab. Die Verkäuferinnen haben ein Auge darauf und informieren die Kunden. Zudem weist eine Hinweistafel am Eingang darauf hin, ausreichend Abstand zu halten und bei Erkältungssymptomen das Geschäft nicht zu betreten. Mehr als drei Kunden dürfen den Laden nicht betreten. Kassiert wird hinter einer durchsichtigen Schutzwand. Bezahlen kann man hier nun auch kleinere Beträge mit EC-Karte, auch kontaktlos.

Metzgerei Müller Bammental, Samstag, 4. April, 12 Uhr: Schon an der Tür zur Filiale in der Industriestraße werden Kunden darauf hingewiesen, dass wegen der "aktuellen Situation" nur zwei Personen gleichzeitig den Verkaufsraum betreten dürfen. Drinnen weisen Schilder an der Theke auf den gebotenen Sicherheitsabstand hin. Und an der Kasse gibt’s eine Plexiglasscheibe. Positiv: Auch hier kann man kleine Beträge mit "Karte" bezahlen und es gibt einen Lieferservice.

Beim Ziegenkäsehof wird das Geld auf einem Teller hin- und hergeschoben. Foto: A. Dorn

Ziegenkäsehof Nußloch, Freitag, 3. April, 13.30 Uhr: Wer derzeit den Ziegenkäsehof betritt, muss sich eventuell gedulden. Ein Schild mit der Aufschrift "Bitte nur einzeln eintreten!" steht an der Tür. Daher wurde ein Zelt mit Sitzmöglichkeiten – in ausreichendem Abstand zueinander – vor dem Laden aufgestellt. Im Geschäft selbst verhindert eine Bank, dass Kunden zu nah an die Theke kommen. Bezahlen kann man nun auch kleine Beträge mit EC-Karte, auch kontaktlos. Für Bargeldzahlungen hat Inhaberin Stefanie Schott sich etwas Besonderes einfallen lassen: Auf einem Servicewagen liegt ein Teller, auf dem Kunden das Geld platzieren; der Wagen wird dann zwischen Kunde und Inhaber im ausreichenden Abstand hin- und hergeschoben. Desinfiziert wird auch.

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