"Frühling" abgesagt, Theater geschlossen
Einschnitte im Heidelberger Kulturleben - So sollen Risikogruppen geschützt und die Ausbreitung des Virus verzögert werden

Von Birgit Sommer
Heidelberg. Eine Woche vor dem Start wird das international renommierte Musikfestival "Heidelberger Frühling" abgesagt. Und das Heidelberger Theater schließt ebenfalls seine Pforten für das Publikum – vorerst bis zum 19. April.
"Es gab hier schon Tränen im Festival-Büro", sagte Intendant Thorsten Schmidt gestern. Ein tolles Programm über mehrere Wochen muss nun abgewickelt werden. Doch eigentlich hatte die Stadt, deren hundertprozentige Tochter der "Heidelberger Frühling" ist, keine Wahl mehr. "Wenn man dem Robert-Koch-Institut genau zuhörte, kam man schon an den Punkt: Welchen Beitrag würden wir mit den Veranstaltungen leisten, dass sich das Coronavirus ausbreiten kann?", meinte Schmidt. Auch wenn das Musik-Festival für viele Zuhörer ein Highlight darstelle, das sie fast jeden Tag besuchen – die Risikobewertung von Thorsten Schmidt und OB Eckart Würzner fiel gestern ganz klar aus: "Das ist einfach nicht durchzuhalten."
Angekündigt hatte sich das Aus für das Programm schon länger. Iranische oder südkoreanische Künstler hatten ihre Reise nach Heidelberg absagen müssen, in England überlegte man, ob man noch auf den Kontinent fahren sollte, ein chinesisches Paar hatte seine Hochzeitsreise zum Heidelberger Festival mit Bedauern storniert.
Jetzt müssen die Künstler des diesjährigen "Frühlings" informiert werden. Ob man ihre Verträge rückabwickeln kann, sollen Juristen klären. Allerdings geben "Frühlings"-Freunde wie Igor Levit oder Thomas Hampson nicht so einfach auf. Sie wollen sich überlegen, wie man den Heidelbergern doch irgendwie eine Freude machen könnte. Und auch die Sponsoren, so Schmidt, geben den Veranstaltern Rückendeckung und Motivation. Dem Publikum werden die bereits erworbenen Tickets vollständig rückerstattet. Informationen dazu werden unter www.heidelberger-fruehling.de veröffentlicht.
"Keiner kann die Gefahr dieses Virus einschätzen; man muss darauf reagieren", fand Theaterintendant Holger Schultze gestern und nannte die Entscheidung der Stadt, den Theaterbetrieb für rund fünf Wochen einzustellen, richtig: "Ein weltweites Phänomen, mit dem man gesellschaftlich umgehen muss. Die Gesundheit ist jetzt einfach wichtiger. "
Sein Haus ist damit aber nicht leer. Der interne Betrieb mit Proben für die nächsten Premieren geht weiter, zumal bisher kein Mitarbeiter infiziert wurde. "Wir planen ab 20. April und müssen überlegen, welche Premieren und Produktionen wir verschieben." Ende April beginnt laut Plan auch der "Stückemarkt". Bis dahin hofft Holger Schultze auf eine Beruhigung der Lage.
Das Theater wird bereits erworbene Eintrittskarten für ausfallende Vorstellungen und Konzerte automatisch und kostenfrei stornieren, in einen Gutschein umwandeln und per Post den Zuschauern zuschicken. Besucher, die Tickets ohne Angabe persönlicher Daten gekauft haben, sollen sich an die Theaterkasse wenden: Telefon 06221 / 5820.000 oder per E-Mail an: tickets@theater.heidelberg.de.



