Fährleute haben früher Feierabend
Ausschuss der Stadt Neckargemünd stimmte Verkürzung der Fahrzeiten zu – Fahrpreise erhöhen sich zudem leicht

Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd/Neckarsteinach. Inzwischen sind die Fahrzeiten und die Fährtarife, die seit Monatsbeginn gelten, auch auf der Homepage des Neckargemünder Stadtteils Mückenloch aktualisiert. Die Entscheidung, dem Antrag der Pächter der Fähre zwischen dem Neckarsteinacher Stadtteil Neckarhausen und dem Neckargemünder Ortsteil Neckarhäuserhof auf Änderung des Fahrplans und der Fahrpreise zu folgen, fällte der Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr in seiner Sitzung.
Die Fahrzeiten der Fähre verkürzen sich demnach ganzjährlich von 6 bis 19 Uhr mit Mittagspause von 12 bis 12.45 Uhr; vormals fuhr die Fähre noch bis 20.30 Uhr. An Sonn- und Feiertagen gilt die Fahrzeit von 9 bis 19 Uhr. Um auch eine Rückmeldung von den Nutzern der Fähre zu erhalten, fand eine Umfrage statt, und die große Mehrheit unterstützte die Verkürzung der Fahrzeiten. Für die beiden Fährleute verbleibt immer noch ein 13 Stunden-Tag abzüglich einer 45-minütigen Pause.
Der Mückenlocher Ortschaftsrat, dessen Beschlussfassung Ortsvorsteher Joachim Bergsträsser (SPD) mitteilte, hatte sich mit einer knappen Mehrheit von drei Ja-Stimmen bei zwei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen für die Verkürzung ausgesprochen. In der Diskussionsrunde des Ausschusses meldete sich Petra Groesser (Grüne) kontrovers zu Wort. Sie meinte, die Reduzierung der Zeit am Abend laufe der Nutzung entgegen, besonders in den Sommermonaten. Gerade am Wochenende setzten viele Ausflügler mit der Fähre über.
Sie plädierte für eine Unterscheidung zwischen Winter- und Sommerbetrieb und eine Fährzeit im Sommer bis um 20.30 Uhr. Dafür könnten die Fährleute an Sonn- und Feiertagen später anfangen, so ihr Vorschlag.
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Bürgermeister Frank Volk zeigte Verständnis für das Ansinnen der Fährleute und fragte in die Runde, wer bereit sei, so lange Arbeitszeiten zu akzeptieren. Wie der Fährverein zu dem Antrag der Fährleute stehe, wollte man wissen. "Da gibt es auch unterschiedliche Meinungen", teilte Ortsvorsteher Bergsträsser mit.
Manfred Rothe (FW) fragte nach einer Vertaktung mit den Abfahrtszeiten der S-Bahn in Neckarhausen. "Die Fähre fährt ohnehin jederzeit, wenn Fahrgäste da sind", sagte Bürgermeister Frank Volk. Vollstes Verständnis zeigten Lillianne Linier (SPD) für die Fährleute, ebenso wie Jens Hertel (SPD) und Marco La Licata (Linke). Bei so langen Zeiten wäre auch die Einstellung eines weiteren Fährmannes zu überlegen, lautete sein Vorschlag. Giuseppe Fritsch (FW) brachte die Bedeutung der länderüberschreitenden Verbindung und die gern genutzte touristische Attraktion des Neckarsteigs zur Sprache.
Schwierig dürfte es bei der Einstellung eines dritten Fährmanns sein, die Einnahmen für die Fährleute auskömmlich zu halten, meinte Bürgermeister Volk. Er verwies zudem darauf, wie mühsam es war, überhaupt zwei Fährleute zu finden. Es sei ein Riesenglück gewesen, dass sich der Fährverein so engagiert habe.
Der Dilsberger Ortsvorsteher Karlheinz Streib (FW) glaubte, die Fährleute könnten am besten einschätzen, ob es für Fahrten nach 19 Uhr noch einen Bedarf gebe. Dem pflichtete Bürgermeister Frank Volk bei: "Wenn es sich lohnen würde, würden die es auch machen. Wir haben es mit selbstständigen Kaufleuten zu tun."
Zwölf Bauauschuss-Mitglieder sprachen sich bei einer Enthaltung und zwei Gegenstimmen für die Verkürzung der Fahrzeiten aus. Einstimmig wurden die neuen Fahrpreise beschlossen. Die Personenbeförderung erhöhte sich von 0,80 auf 1,00 Euro. Kinder von vier bis zwölf Jahren zahlen nun 0,60 gegenüber 0,50 Euro. Im Schnitt stiegen die Preise um 20 bis 30 Cent bei den Einzelfahrten. Die Wochenkarte für einen Pkw mit Fahrer kostet nun 11,00 Euro (vormals 9,50 Euro), die Monatskarte erhöhte sich von 30 auf 35 Euro.



