Mannheim-Rheinau

Nachbarn mit dem Luftgewehr bedroht – Polizei überwältigt 58-Jährigen (Update)

Großeinsatz mit Spezialkräften der Polizei im Stadtteil Rheinau – Täter leicht verletzt – Die Anwohner blieben unbeschadet

05.03.2020 UPDATE: 05.03.2020 19:00 Uhr 3 Minuten, 26 Sekunden
Foto: PR Video

Von Heike Warlich-Zink

Nach dreieinhalb Stunden kann die Polizei den Großeinsatz am Donnerstagvormittag im Stadtteil Rheinau beenden. Kurz vor 8 Uhr meldeten Anwohner der Polizei, ein Mann würde aus dem Fenster seiner Wohnung in der Relaisstraße schießen. Am Ende bewahrheitet sich dieses Szenario zum Glück nicht.

Zwar können die Beamten nach dem Zugriff in der Wohnung ein Luftdruckgewehr sicherstellen, dessen Besitz und Erwerb ersten polizeilichen Erkenntnissen zufolge für über 18-Jährige erlaubnisfrei ist. Dieses ist jedoch nicht geladen. Munition befindet sich keine in der Wohnung. "Es ist auch kein Schuss gefallen", sagt Polizeisprecher Dieter Klumpp. Er vermutet, dass die Anwohner die lauten Repetiergeräusche der Waffe für Schüsse gehalten haben.

Das Gebiet um das Mehrfamilienhaus hat die Polizei zunächst aus Sicherheitsgründen großräumig abgesperrt: Keine Straßenbahn darf die Relaisstraße mehr passieren. Die Anwohner sind aufgefordert, das Haus nicht zu verlassen und sich von den Fenstern fernzuhalten. Eine in der Nähe liegende Kindertageseinrichtung wird von den Beamten informiert.

Derweil sind Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) aus Göppingen per Hubschrauber eingeflogen worden. Speziell geschulte Beamte der Verhandlungsgruppe der Polizei versuchen, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen. Vergeblich. "Er hat die Tür nicht freiwillig geöffnet und zeigte sich auch nicht gesprächsbereit", sagt Klumpp.

Das SEK verschafft sich deshalb Zutritt zur Wohnung und überwältigt den mit einem kleinen Klappmesser bewaffneten 58-jährigen US-Amerikaner. Dabei wird dieser leicht verletzt. "Er wird zunächst in ein Krankenhaus gebracht", so Klumpp. Zu diesem Zeitpunkt hat er keine Anhaltspunkte für ein mögliches Motiv. Da es jedoch Hinweise auf eine psychische Erkrankung gibt, wird der Mann nach der medizinischen Versorgung zu einem Facharzt gebracht und in eine psychiatrische Einrichtung verlegt.

Auch Nachbarn berichten, der Mann habe psychische Probleme gehabt und sei vor einigen Monaten in stationärer Behandlung gewesen. "Er hat sich schon auffällig verhalten", sagt eine Frau. Ein Mann, der ebenfalls um die psychische Erkrankung weiß, kann sich das Ganze dennoch nicht erklären. "Wir sind befreundet und gärtnern regelmäßig zusammen. Mir ist nicht aufgefallen, dass er irgendwie aggressiv war", sagt er.

Es sind vor allem Anwohner sowie Passanten, die auf der Relaisstraße unterwegs sind, um Besorgungen zu machen und die nun vor den Polizeiabsperrungen stehen. Die Zahl ist überschaubar. Einige wenige zücken ihre Handys. Doch die meisten warten ruhig ab, bis sie ihren Weg fortsetzen können. "Ich war schon früh beim Arzt in der Innenstadt und bin dann mit der Bahn zurückgefahren. Am Karlsplatz war Schluss. Allerdings ohne weitere Auskünfte warum und wieso", erzählt eine Rheinauerin. Deshalb hat sie sich zu Fuß auf den Nachhauseweg gemacht.

Im von der Polizei abgesperrten Bereich liegen auch viele Geschäfte. "Ich habe meins erst jetzt aufgemacht", berichtet Inhaber Michael Lösch kurz vor 12 Uhr. Als er morgens ankam, war für ihn am rot-weißen Absperrband der Polizei Schluss. Sein Laden war zu diesem Zeitpunkt leer. Ganz anders sah es beim benachbarten Herrenfriseur aus: Dort waren sowohl der Inhaber als auch ein Mitarbeiter mit Vorbereitungen beschäftigt, als plötzlich mehrere Polizeibeamte im Laden standen. "Keiner durfte das Geschäft verlassen. Vor allem sollten sich alle von der Fensterfront fern halten, weil die sich direkt gegenüber des betroffenen Mehrfamilienhauses befindet", erzählt ein Bekannter. Die Beamten seien die ganze Zeit bei ihnen im Laden geblieben. Um 11.30 Uhr hätten sie dann Entwarnung gegeben, nachdem ihre Kollegen sie per Funk über den Zugriff informiert hatten.

Das Leben in der Relaisstraße geht dann langsam wieder seinen gewohnten Gang: Wenig später nimmt der erste Kunde auf dem Friseurstuhl platz, Straßenbahn und Autos dürfen wieder fahren. Und die Polizei sucht weiter nach dem Motiv des Täters.

Update: Donnerstag, 5. März 2020, 19 Uhr


Mannheim-Rheinau. (pol/van/mün) Der Großeinsatz der Polizei in Mannheimer Stadtteil Rheinau ist beendet. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei überwältigte gegen 11.30 Uhr einen Mann, der am Fenster seiner Wohnung mit einem Gewehr hantiert hatte. 

Gegen 8 Uhr hatten Zeugen am Donnerstagmorgen die Polizei informiert, weil sie dachten, dass der 58-Jährige aus dem Fenster schießen würde. Als eine Streife vor Ort eintraf und erkannte, dass der Mann tatsächlich mit einem Gewehr am Fenster hantierte, wurde das Mehrfamilienhaus in der Relaisstraße abgeriegelt. Dabei wurde auch der Straßenbahn-Verkehr unterbrochen und benachbarte Kindertageseinrichtungen informiert, teilte die Polizei am Donnerstagmittag mit.

Geschulte Beamtinnen und Beamte der Verhandlungsgruppe der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg wurden verständigt und versuchten vor Ort mit dem 58-Jährigen zu reden. Allerdings schafften sie es nicht, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Zeitgleich wurden Spezialkräfte des Polizeipräsidiums Einsatz nach Mannheim beordert.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen Kontakt mit dem 58-Jährigen aufzunehmen, stürmte das Spezialeinsatzkommando um 11.30 Uhr die Wohnung. Der mit einem kleinen Klappmesser bewaffnete Mann wurde überwältigt und in Gewahrsam genommen.

Bei dem Zugriff wurde der 58-Jährige laut Polizeibericht leicht verletzt und anschließend mit einem Rettungswagen in ein nahegelegenes Krankenhaus gefahren.

In der Wohnung konnten die Beamten ein Luftdruckgewehr und das Klappmesser sicherstellen. Munition wurde nicht gefunden. Bei dem Luftdruckgewehr handelt es sich nach ersten Erkenntnissen um eine Waffe, deren Besitz und Erwerb für über 18-Jährige legal erworben werden kann.

Bei dem Mann handelt es sich um einen 58-Jährigen mit US-amerikanischer Staatsangehörigkeit. Es ergaben sich Hinweise auf eine psychische Erkrankung, weshalb er im Anschluss seiner medizinischen Versorgung einem Facharzt vorgestellt werden soll.

Bis auf den 58-Jährigen wurden niemand verletzt. Die Sperrungen rund um die Relaisstraße wurden aufgehoben.

Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen schoss der Mann nicht aus seinem Fenster. Die weiteren Ermittlungen dauern an.

Update: 5. März 2020, 13.25 Uhr

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