Sparkasse Rhein-Neckar-Nord will Neubau am Paradeplatz
Die Historie des Mannheimer Hauptgebäudes wird zum 200-jährigen Bestehen aufgearbeitet

Von Olivia Kaiser
Die Sparkasse Rhein-Neckar-Nord feiert 2022 ihr 200-jähriges Bestehen. Gefeiert wird das mit dem Beginn eines großen Bauprojekts: Das Kreditinstitut reißt das Hauptgebäude am Paradeplatz ab, um dann an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten. "Wir sind uns bewusst, dass es dann an einem neuralgischen Punkt der Stadt für mehrere Jahre eine Großbaustelle gibt", erklärt Stefan Kleiber, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord. Man habe die Option einer Renovierung des Baus im Quadrat D 1 sorgfältig untersucht, sei aber zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht sinnvoll ist, wenn man am Ende ein modernes energieeffizientes Gebäude haben wolle.
"Das Haus ist eine energetische Katastrophe", konstatiert Kleiber. Es gibt Probleme mit den Strom- und Wasserleitungen. Schon so manchen Rohrbruch gab es in den vergangenen Jahren. Der Brandschutz muss ebenfalls dringend optimiert werden. Damit das Online-Banking für die Zukunft gewappnet ist, muss die entsprechende Infrastruktur installiert werden können.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Sparkasse aus ihrem alten Domizil in A 1 1953 an den Paradeplatz. In den 1960er- und 1980er-Jahren wurde das Gebäude renoviert. "Es gab ein neues Außendesign, und die Schalterhalle wurde erweitert", erzählt Kleiber. Mit einem Neubau will man die Nutzfläche von 8800 auf 11.000 Quadratmeter erweitern. Kleiber möchte das neue Sparkassen-Gebäude so auch für andere Mieter öffnen. Mit dem S-Café, das im Juni im ehemaligen Immobiliencenter eröffnet hat, habe man sehr gute Erfahrungen gemacht. Deshalb kann sich Kleiber ein größeres Café oder gar ein Restaurant im Neubau gut vorstellen. "Die Sparkasse soll ein Ort der Begegnung sein", betont er.
In einem Architektenwettbewerb, der für die Jahresmitte geplant ist, wird sich entscheiden, wie das neue Gebäude aussehen soll. Dafür sei man mit der Abteilung Stadtentwicklung im Rathaus in enger Abstimmung. "Das Gebäude soll sich aber in jedem Fall in der Optik und Architektur in seine Umgebung einfügen", so Stefan Kleiber. Ziel sei außerdem ein Null-Energie-Neubau mit Fotovoltaik und Solar. Zudem werde eine Tiefgarage gebaut, die öffentlich genutzt werden kann. "Wenn die Kunststraße wirklich in einigen Jahren zur Fußgängerzone wird, dann ist ein Parkhaus an dieser Stelle durchaus notwendig." Insgesamt will das Kreditinstitut 30 bis 40 Millionen Euro in das Projekt investieren.
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Das Sparkassengebäude im Nachbarquadrat D 2 bleibt von der Baumaßnahme unberührt. Da es aus den 1980er-Jahren stammt, ist es in einem viel besseren Zustand. Wann genau der Abriss 2022 starten soll, ist noch unklar – man wolle sich in jedem Fall mit der Stadtverwaltung abstimmen, betont Stefan Kleiber. Wo die 180 Mitarbeiter in der Bauzeit genau unterkommen, ist noch nicht geklärt. Der Sparkassenchef hofft, dass der Neubau 2025 fertig ist.
Obwohl bis zum ersten Schwung der Abrissbirne noch zwei Jahre ins Land gehen, haben bereits die ersten Vorbereitungen begonnen: Mithilfe eines Archivars werden die alten Dokumente im Keller gesichtet. Und dabei sind schon einige Schätze aus der fast 200-jährigen Historie der Sparkasse aufgetaucht: "Wir haben ein Sparbuch aus dem Jahr 1827 entdeckt", erzählt Stefan Kleiber. "Auch eine Gründungsurkunde wurde gefunden, leider ist sie gelocht." Aber auch Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus kamen ans Licht – unter anderem alte Revisionsunterlagen, Protokolle und die Kündigung eines Mitarbeiters, der nicht arischer Herkunft war. Stefan Kleiber betont: "Zum Jubiläum wollen wir unsere Geschichte kritisch aufarbeiten."
Einen Neubau an alter Stelle plant die Sparkasse Rhein-Neckar-Nord auch im Stadtteil Lindenhof. Dort rollen noch in diesem Jahr die Bagger. Nach dem Abriss des Altbaus entsteht ein siebengeschossiges Gebäude, sodass dort neben der Vollfiliale auch Platz für Wohnraum entsteht. Die Kosten beziffert der Sparkassenchef mit 5 bis 7 Millionen Euro.



